Deutschland

Ökoenergie-Verband fordert verbindliches Ausbauziel für Windkraft

Für die Koalitionsverhandlungen im Bund ist das Ausbauziel für Windparks auf zwei Prozent der Landfläche klar benannt. Die Unterhändler in Schwerin tun sich allerdings schwer mit einer solch klaren Vorgabe - zum Leidwesen des Branchenverbandes.
29.10.2021

Für die Windausbau-Ziele in Mecklenburg-Vorpommern gibt es bisher keine konkrete Vorgabe. (Symbolbild)

Der Landesverband für Erneuerbare Energie hat enttäuscht auf die bisherigen Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und Linke reagiert und ein deutliches Bekenntnis zu mehr Wind- und Solarstrom gefordert.

"Allein mit der Wiedervernässung von Mooren oder dem Pflanzen von Bäumen werden wir den Klimawandel nicht bremsen und schon gar nicht eine klimaneutrale Energieversorgung sicherstellen. Wir brauchen die klare Zielvorgabe von zwei Prozent der Landesfläche für Windparks auch und vor allem in Mecklenburg-Vorpommern", sagte der Verbandsvorsitzende Johann-Georg Jaeger der Deutschen Presse-Agentur in Schwerin.

1 Prozent für Solaranlagen

Da dieses Ziel bei den Gesprächen zum Thema Energie nicht formuliert wurde, sei es nun an der Zeit, das beim Thema Klimaschutz nachzuholen. Für Solaranlagen werde etwa 1 Prozent der Landesfläche benötigt, sagte Jaeger. Am Freitag beraten die Spitzen von SPD und Linke in der fünften Runde ihrer Koalitionsverhandlungen über Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz.

Jaeger sprach sich dafür aus, die Raumplanungen in die Verantwortung des Landes zu übernehmen, um so auch einheitliche Kriterien für die Ausweisung von Eignungsgebieten für Windparks anzulegen. Mit immer neuen Ausnahmen, Zusatzregelungen und juristischen Auseinandersetzungen seien die Arbeiten in den bislang zuständigen vier Planungsregionen immer wieder verzögert worden, beklagte der Energieexperte.

Vorteile für angrenzende Dörfer

So habe die Seenplatte festgelegt, dass im Umkreis von acht Kilometern um ehemalige Herren- und Gutshäuser aus Gründen des Denkmalschutzes keine Windräder errichtet werden dürfen. "Allein das hat die Eignungsfläche um ein Drittel verringert", berichtete Jaeger. Weitere Beschränkungen gebe es durch Mindestabstände zu Horsten von Greifvögeln, obwohl es automatische Abschaltvorrichtungen für Windräder gebe, mit denen die Vögel geschützt würden.

"Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass man weder in den Regionen, noch in der künftigen Landesregierung die Dramatik des Klimawandels erkannt hat. Und die Gewinnung von Ökostrom ist nicht nur für das Klima wichtig, sondern auch systemrelevant für die Wirtschaft", betonte Jaeger mit Blick auf Atom- und Kohleausstieg. Bewohner von Dörfern, die an Windparks angrenzen, sollten auch einen Nutzen daraus ziehen, etwa durch verbilligten Strom.

Netto-Zubau 23 MW

Die Windkraft-Nutzung in Mecklenburg-Vorpommern nahm im ersten Halbjahr 2021 nur marginal zu. Lediglich sieben neue Anlagen mit einer Gesamtleistung von 28 MW wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres errichtet, wie der Bundesverband Windenergie mitteilte. Da gleichzeitig kleinere Anlagen stillgelegt wurden, betrug der sogenannte Netto-Zubau 23 MW.

Landesweit gab es nach Zahlen der Deutschen Windguard im Nordosten zum 30. Juni etwa 1970 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 3573 MW - im Vergleich zum Nachbarland Schleswig-Holstein ist das etwa die Hälfte. (dpa/jk)