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Digitalgipfel: Aufgewacht Dornröschen?

Zu Beginn des Digitalgipfels in Düsseldorf: Während Altmaier ein Konzept für eine europäische Dateninfrastruktur präsentieren wird, möchten Verbände vor allem die Politik wachrütteln.
28.10.2019

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) möchte ein Konzept für eine europäische Dateninfrastruktur vorstellen.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) verwies auf die Wichtigkeit der Daten als "bedeutendsten" Rohstoff der Zukunft. Deshalb benötige die europäische Wirtschaft "dringend eine Infrastruktur, die Datensouveränität und breite Datenverfügbarkeit bei hohen Sicherheitsstandards gewährleistet".

Digitale Plattformen krempeln die globale Wirtschaft um. "Wir müssen jetzt unsere Stärken einsetzen, um selbst Gestalter der Plattformökonomie zu werden und dafür sorgen, dass auch aus Deutschland und Europa heraus international erfolgreiche Plattformen entstehen", betonte Altmaier kurz vor dem Gipfel.

Wird Deutschland abgehängt?

Mikroelektronik gilt als Schlüsseltechnologie, denn nahezu kein Gerät funktioniert ohne diese. Noch zähle Deutschland zu den Taktgebern der Mikrosystemtechnik und Mikroelektronik, zeigte der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) auf. Jedoch bröckle diese Position, denn beispielsweise die USA und Asien würden weitaus mehr in die Technologien als Deutschland investieren, teilte der Verband mit. Er warnt vor einer irreversiblen Abhängigkeit von Mikroelektronikherstellern aus diesen Ländern.

Die Lösung sieht der VDE in einer europäischen Zusammenarbeit: "Deutschland und Europa verpassen sonst ihre Chancen, die digitalen Technologien der Zukunft mitzugestalten", betonte VDE-Präsident Gunther Kegel. Seit Jahren setze sich der VDE dafür ein, die gesamte Innovationskette vom Chip-Design bis zur Fertigung in Europa zu fördern. Eine engere Kooperation mit europäischen Nachbarn sei unumgänglich. "Die nächste technische Innovationswelle muss aus Europa kommen. Wir müssen eigene Technologien entwickeln, denn Europa braucht eigene Lösungen", forderte Kegel. Mit seinen 500 Mio. Einwohnern und seiner hohen Kaufkraft könnten europäische Ideen von der Welt nicht ignoriert werden. Ein Zusammenrücken sei auch deshalb notwendig, weil kein europäisches Land genügend Ingenieure und Wissenschaftler hat, um sich allein gegen die Wettbewerber aus den USA oder Asien durchzusetzen.

Rückgrat notwendig

Der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) appelliert an die Politik, den Glasfaserausbau stärker zu forcieren, um damit "die Grundlage für weiteres Wachstum und die Sicherung sowie den Ausbau von Wohlstand" zu erhalten. "Ohne Glasfaser ist alles nichts", bringt es Breko-Geschäftsführer Stephan Albers auf eine einfache Formel. "Nur mit zukunftssicherer Glasfaser bis in alle Gebäude können innovative digitale Plattformen mit ihren vielfältigen Anwendungsszenarien überhaupt erst Realität werden und leistungsfähig betrieben werden."

Der Verband ist Mitglied der Digital-Gipfel-Plattform "Digitale Netze und Mobilität" und hat passend zum Digitalgipfel das Ergebnispapier "Mehr Tempo im Netzausbau" offiziell vorgestellt. Um das Gigabit-Ziel der Bundesregierung zu erreichen, sei es erforderlich, die Ausbaueffizienz – und damit die Ausbaugeschwindigkeit – deutlich zu erhöhen, teilte der Verband mit.

Drei Maßnahmen für mehr Effizienz

Das Papier schlägt dafür insbesondere folgende Maßnahmen vor:

  • Verstärkte und einfachere Nutzung alternativer Verlegeverfahren beim Glasfaserausbau bis in die Gebäude (Fiber-to-the-Border/FTTB) oder bis direkt zum Nutzer (Fiber-to-the-Home/FTTH). Die Nutzung alternativer Verlegemethoden wie Trenching – das Verlegen der Glasfaser in einem nur wenige Zentimeter breiten und tiefen Schlitz – oder der grabenlosen Verlegung (etwa durch eine "Erdrakete") könnten den Ausbau beschleunigen. Um die Akzeptanz dieser Verlegemethoden bei den Kommunen zu erhöhen, sollten für alternative Verlegeverfahren u.a. eigene anerkannte Regeln der Technik definiert werden und eine entsprechende Zertifizierung erfolgen, schlug der Verband vor.
  • Beschleunigung der immer noch sehr bürokratischen Genehmigungsverfahren auf Seite der Kommunen: Hierfür soll den Kommunen (über Förderprogramme der Länder/des Bundes) für eine befristete Zeit (zweckgebunden) mehr Personal zur Verfügung gestellt werden. Daneben sollen die Genehmigungs- und Zustimmungsprozesse vereinfacht und verkürzt werden. Dies könnte durch eine deutschlandweit einheitliche, digitale Plattform erreicht werden.
  • Verbesserte Finanzierungsbedingungen für den eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau: Da eigenwirtschaftlich ausbauenden, mittelständischen Netzbetreibern aufgrund der Vielzahl laufender Ausbauprojekte bisweilen nur noch eine begrenzte Menge an Eigenkapital zur Verfügung stünde und Banken häufig zögerlich bei der Vergabe entsprechender Kredite seien, setzt sich die Expertengruppe für eine Risikoabsicherung für finanzierenden Banken durch die staatliche Förderbank Kreditanstalt für den Wiederaufbau (KfW) ein. (ab)