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Studie zu Open Data: Kommunen sehen viele Hürden

Von offenen, frei zugänglichen Daten aus Verwaltungen könnten laut einer aktuellen Analyse viele profitieren. Im Kampf gegen die Corona-Pandemie werden Vorteile gesehen. Aber insbesondere kleine Kommunen sind mit dem Thema überfordert.
20.10.2020

Viele Kommunen würden gerne offene Daten bereitstellen, scheitern aber an der Umsetzung.

Über 90 Prozent der kommunalen Daten-Experten befürworten die politischen Bestrebungen, offene Daten verstärkt zur Verfügung zu stellen. Zugleich sehen sie sich großen Hürden gegenüber. Mangelnde personelle Ressourcen und ein fehlender gesetzlicher Auftrag zählen zu den zwei wesentlichen Gründen, warum häufig noch keine offenen Daten bereitgestellt werden. Aber auch die Angst vor Datenmissbrauch und datenschutzrechtliche Bedenken bremsen die Kommunen demnach bei der Bereitstellung offener Daten aus. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Befragung, die das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) für die Bertelsmann Stiftung durchgeführt hat. Über 200 Kommunen mit mehr als 10.000 Einwohnern haben sich an der Befragung zur Bereitstellung von Open Data beteiligt.

Die bisher vergleichsweise wenig standardisierten Prozesse sowie der generell geringe Grad der Digitalisierung der Verwaltungsvorgänge in den Kommunen erschweren laut der Studie die Bereitstellung. Dabei sehen rund die Hälfte der Daten-Experten gerade in der aktuellen Corona-Pandemie einen Mehrwert, wenn offene Daten bereitgestellt werden können, zum Beispiel wenn es um Gefährdungslagen vor Ort geht.

Vorteile nicht nur für die Bürger

Ein weiterer Vorteil von offenen Daten wird vor allem in der Information der Bürger und einem vereinfachten Austausch zwischen den unterschiedlichen Ämtern gesehen. In der Entwicklung innovativer Geschäftsfelder für private Dritte sehen die Fachleute der Kommunen bisher jedoch kaum einen Vorteil.

Rund ein Drittel der befragten Kommunen stellt bereits offene Daten bereit. Von denen, die bisher keine offenen Daten zur Verfügung stellen, hat ein Viertel bereits Maßnahmen ergriffen, um künftig offene Daten zu veröffentlichen.

Kleine Kommunen kommen nicht voran

Mehr als die Hälfte der Städte und Gemeinden hat bereits Prozesse, Strukturen und Verantwortlichkeiten für das Datenmanagement etabliert. Doch während dies bei über 90 Prozent der Großstädte der Fall ist, trifft dies nur auf weniger als die Hälfte der kleineren Kommunen zu. Nur jede sechste Kommune besitzt eine direkte Kontaktperson für das Thema Open Data – kleine Kommunen sind auch hier seltener vertreten.

Für das Gelingen von Open Data ist der Zugriff auf eine gute technische Infrastruktur wichtig, erklären knapp drei Viertel der befragten Kommunen. Auch klare gesetzliche und regulative Vorgaben auf Bundes- oder Landesebene, wie beispielsweise Transparenzgesetze, sowie eine einschlägige Beschlussfassung um auf kommunaler Ebene offene Daten bereitzustellen, sind wichtige Voraussetzungen für die Datenbereitstellung.

Corona als Treiber?

Viele kommunale Daten-Experten wollen offene Daten bereitstellen, in der jeweiligen Kommune sind entsprechende Diskussionsprozesse aber noch nicht so weit gediehen. Praktische Handreichungen und ein überregionales Datenportal würden die Bereitstellung offener Daten erleichtern, insbesondere für kleinere Städte und Gemeinden, die keine eigene technische Infrastruktur aufbauen und warten können. „Die Corona-Pandemie führt vor Augen, wie sehr öffentliche Verwaltungsprozesse – gerade auch in den Kommunen – von der Digitalisierung profitieren können. Zwar lassen sich diverse Versäumnisse der Vergangenheit in einer solchen Krisensituation nicht einfach aufholen. Allerdings bedarf es in Zukunft umso größerer Anstrengungen, um die Kommunen mit entsprechenden Infrastrukturen, qualifiziertem Personal und strategischer Kompetenz auszustatten“, erläutert Difu-Chef Carsten Kühl.  

Kommunen benötigen für die Datenbereitstellung zudem rechtliche Sicherheit, heißt es in der Mitteilung des Instituts weiter. Die Umsetzung der europäischen Public Sector Information-Richtlinie (PSI-Richtlinie) in nationales Recht könne hier als ein bundesweit verbindlicher Rahmen fungieren. Bis Juli 2021 können wichtige Weichen gestellt werden, um verbindlich festzulegen, welche Daten auch auf der kommunalen Ebene veröffentlicht werden müssen, so das Difu.

Mehrwert für die Daseinsvorsorge

Open Data erfordere darüber hinaus ein Umdenken in der Verwaltung: „Die Veröffentlichung hoheitlicher Daten setzt einen offenen Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern und weiteren potenziellen Nutzergruppen dieser Daten voraus“, betont Carsten Kühl. In der aktuellen Situation zeige sich, dass innovative Lösungen auf der Grundlage offener Daten einen wichtigen Mehrwert für die digitale Daseinsvorsorge bieten können. „Insofern erinnern uns die in unserer Studie aufgeworfenen Fragen rund um Open Data daran, dass die Digitalisierung der Kommunen nicht alleine den großen Digitalkonzernen und den Verwaltungen überlassen werden darf, sondern immer auch unter Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger erfolgen sollte“, so Kühl. (amo)