Smart City / Energy

Mangelnder Datenschutz bei Smart-Home-Anwendungen

Smarte Beleuchtung, Videokameras und Sprachassistenten bleiben oftmals hinter den gesetzlichen Datenschutzvorgaben zurück. Das ergibt eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
28.05.2018

Einige Produkte im Bereich smarter Beleuchtung, Videokameras und Sprachassistenten besitzen keine Datenschutzerklärung oder bieten diese lediglich in englischer Sprache an. Konkret seien die Texte zudem sehr lang und es fehlten gestalterische Elemente für einen besseren Lesefluss.

Das ist das Ergebnis eines Gutachten, das für das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Abida-Projekts, das sich mit dem Einfluß von Big-Data beschäftigt, erstellt wurde.

Zweifelhafte technische Zugriffe

Projektteilnehmer sind die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, das KIT aus Karlsruhe, die Leibnitz Universität in Hannover, die TU Dortmund, die LMU aus München und das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Untersucht haben sie 22 in Deutschland erhältliche Smart-Home-Anwendungen von Herstellern wie Bosch, Philips, Osram, Amazon oder Google. Konkret ging es um acht Beleuchtungssysteme, zehn Kamerassysteme und vier Sprachsteuerungen.

Bei App-gesteuerten Produkten falle neben den Datenschutzlücken auf, dass technische Zugriffe auf das Smartphone gewährt werden, bei den Zweifel bestünden, wie plausibel diese tatsächlich sind, heißt es weiter. Dies werfe einige Fragen für den Datenumgang von Smart-Home-Anwendungen auf.

Sprachassistenten und Smart-TV können Rückschlüsse auf Lebensgewohnheiten liefern

Die Ergebnisse würden auch zeigen, dass User-Profiling in Smart-Home-Anwendungen bislang nicht so umfassend und allgegenwärtig geschehe, wie dies bei heutigen Online-Diensten und Apps der Fall sei. Es hänge sehr stark von der jeweiligen Anwendung des Herstellers ab, ob und inwieweit eine Datenerfassung und -analyse zu Zwecken des Profilings stattfinde.

Es lasse sich aber schon heute in bestimmten Bereichen wie Sprachassistenten und Smart-TV absehen, dass durch User-Profiling potenziell tiefgreifende Rückschlüsse auf die Lebensgewohnheiten von Nutzern möglich sind.

Smart-Home-Markt versagt bei vertrauenswürdigen Anwendungen

Demnach würde der Markt derzeit versagen, verhältnismäßig vertrauenswürdige Smart-Home-Anwendungen zu produzieren. Viele davon seien einfach, voll-automatisiert und massenhaft durch Kriminelle zu kompromittieren. Sie stellen als Teil von Botnetzen eine direkte Gefahr für Dritte dar, heißt es in der Studie weiter.

Gefordert wird ein Mindeststandard, eine gerechtere Verteilung von Verantwortlichkeiten zwischen Herstellern, Betreibern und Nutzern. Gleichzeitig müssten Intransparenzen am Markt abgebaut werden. Die komplette Studie kann man hier herunter laden. (sg)