Strom

50Hertz: 40 Prozent mehr Kapazität zwischen Leipzig und Erfurt

Durch einen Wechsel auf Hochtemperatur-Leiterseile erhöht 50Hertz die Übertragungskapazität auf dem ersten Abschnitt einer wichtigen 380-kV-Freileitung zwischen Sachsen und Thüringen durch das südliche Sachsen-Anhalt.
18.08.2020

Frank Golletz, technischer Geschäftsführer von 50Hertz, weist darauf hin dass mit Hochtemperatur-Leiterseilen zwar die Transportkapazität des Übertragungsnetzes erhöht werden kann, jedoch die Leitungsverluste höher sind. Deshalb müsse jeder Einzelfall genau geprüft werden.

Bei Zeitz und Groitzsch haben am gestrigen Montag Seilzugarbeiten für den 27 Kilometer langen östlichen Abschnitt eines Gesamtvorhabens begonnen, das die Umspannwerke Pulgar südlich von Leipzig und Vieselbach bei Erfurt miteinander verbindet, teilte 50Hertz mit. Insgesamt könnten dann rund 40 Prozent mehr Strom über diesen Abschnitt fließen.

Die neuen Freileitungsseile bestehen laut der Pressemitteilung aus einer speziellen Legierung. Sie können mit Temperaturen über 100 Grad Celsius anstatt bisher max. 80 Grad Celsius betrieben werden, ohne dass sie - bei entsprechender Erhöhung der Zugspannung - wesentlich mehr durchhängen. Lediglich an drei Stellen müssten bestehende Masten erhöht werden, damit weiterhin ausreichend Sicherheitsabstand zum Boden gehalten werde, so 50Hertz.

Höhere Transportverluste Preis für die höhere Kapazität

“Mit Hochtemperatur-Leiterseilen steht uns eine ergänzende Technologie zur Erhöhung der Transportkapazität unseres Übertragungsnetzes zur Verfügung, um eine sichere und möglichst vollständige Integration von Strom aus Erneuerbaren Energien in unser System sicherstellen zu können“, wird Frank Golletz, technischer Geschäftsführer von 50Hertz zitiert. Diese zusätzliche Kapazität erkaufe man sich aber leider mit höheren Transportverlusten, so dass jeder Einsatzfall genau abgewägt werden müsse.

“Für den ersten Abschnitt unserer Leitung von Pulgar nach Vieselbach haben wir uns für diese Technologie entschieden, weil die Mastsysteme noch lange nicht am Ende ihres Lebenszyklus angekommen sind. Somit ist in solchen eng definierten Fällen der Austausch von Leiterseilen sowohl im Hinblick auf Kosteneffizienz als auch im Hinblick auf Landschaftseingriffe eine sinnvolle Lösung“, erklärte Golletz laut der Pressemitteilung.

Erstes vereinfachtes Genehmigungsverfahren für 50Hertz

Bei dem ersten Bauabschnitt handelt es sich nach Angaben des Übertragungsnetzbetreibers um das erste 50Hertz-Projekt, das ein vereinfachtes Genehmigungsverfahren nach dem Netzausbaubeschleunigungsgesetz (NABEG) durchlaufen habe. Die Bundesnetzagentur (BNetzA) habe aufgrund dieses Gesetzes und auf Basis des Bundesbedarfsplangesetzes auf die Einleitung eines förmlichen Planfeststellungsverfahrens verzichtet, da es sich nur um eine unwesentliche Änderung der Leitung handle.

In den weiteren Abschnitten (Mitte und West) der 105 Kilometer langen Freileitung zwischen Geußnitz im südlichen Sachsen-Anhalt und Erfurt-Vieselbach in Thüringen seien umfangreichere Maßnahmen und daher Planfeststellungsverfahren erforderlich. Diese Verfahren würden voraussichtlich 2022 abgeschlossen, teilte 50Hertz mit. (hcn)