Wärme

Neue Plattform zeigt ungenutzte Abwärmepotenziale

Die Abwärmebörse soll künftig Abwärme aus Industrie und Gewerbe sichtbar machen. Stadtwerke und Kommunen können profitieren.
20.01.2025

Nicht nur in der Stahlindustrie gibt es große Abwärmepotenziale.

Eine neue bundesweite Abwärmebörse soll künftig dazu beitragen, das große Potenzial der Abwärme besser zu heben. Darauf weist die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) hin. Unternehmen mit einem hohen Energiebedarf müssen ihren Verbrauch jährlich der "Plattform für Abwärme" des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) melden. Abgabeschluss für die erste Meldung war der 1. Januar 2025. Ziel sei es, die Energie nutzbar zu machen und damit die Energieeffizienz in Deutschland weiter zu steigern. Gesetzliche Grundlage ist das Energieeffizienzgesetz (EnEfG) von 2023.

 

Unternehmen mit einem Gesamt-Endenergieverbrauch von mehr als 2,5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr müssen ihre Daten auf der Plattform hochladen. Potenzielle Abnehmer von Abwärme vor Ort können die Daten einsehen. Zu den Wärmedaten gehören unter anderem der Name des Unternehmens, der Standort, die jährliche Wärmemenge, die maximale thermische Leistung, die zeitliche Verfügbarkeit im Jahresverlauf sowie das durchschnittliche Temperaturniveau in Grad Celsius.

Wärme vor Ort nutzen

"Für Kommunen und Stadtwerke ist die gesetzliche Regelung äußerst sinnvoll", lässt sich Matthias Neumeier, der Bereichsleiter Wärmewende der KEA-BW, in einer Mitteilung zitieren. "Hier können sie sehen, ob und in welchem Umfang vor Ort nutzbare Abwärme zur Verfügung steht, mit der etwa Wärmenetze gespeist werden können." Ist dies der Fall, wäre eine Versorgung mit dezentralen Einzelheizungen in einem Gebiet oder eine andere Wärmeversorgung der Wärmenetze, etwa mit Großwärmepumpen, deutlich teurer. 

Für Stadtwerke, Unternehmen und Haushalte ist der Handel mit Abwärme eine "Win-Win-Win"-Situation. Die Stadtwerke müssen keine zusätzlichen Erzeugungskapazitäten errichten und finanzieren. Für sie fallen beim Wärmekauf auch keine zusätzlichen CO2-Emissionen sowie nur ein geringer Verbrauch an Flächen an. Für die Unternehmen besteht in manchen Fällen die Möglichkeit, sich mit einem Wärmeverkauf eine neue Einnahmequelle zu erschließen – je nach Qualität und Verfügbarkeit der Abwärme. Außerdem können sie Kühlkosten einsparen. Denn in vielen Fällen muss die anfallende Abwärme aktiv weggekühlt werden, eine Abwärmenutzung kann dies zumindest zum Teil unnötig machen. Das Unternehmen kann darüber hinaus mit dem Angebot von CO2-freier oder -armer Abwärme sein Image verbessern. 

Auch die Haushalte profitieren laut der Mitteilung: Heizen sie ihr Haus mit Abwärme aus einem Wärmenetz, nutzen sie Energie vor Ort und müssen sich um eine eigene Heizung keine Gedanken mehr machen. Eine vermehrte Nutzung von Abwärme stärke außerdem die regionale Wirtschaft und trägt dazu bei, von Gas- und Ölimporten unabhängiger zu werden.

Wärme nicht länger verschwenden

In Deutschland gehen nach Angaben der Dena jedes Jahr rund 125 Milliarden Kilowattstunden Abwärme aus Gewerbe und Industrie ungenutzt verloren. Mehrere Millionen Haushalte könnten damit beheizt werden. Der Wert der in die Umwelt abgegebenen Wärme beziffert sich auf bis zu fünf Milliarden Euro, sofern die Wärme innerbetrieblich verwendet werden kann. Im Unternehmen nicht nutzbare Wärme lässt sich unter Umständen auch verkaufen. Ein Teil der nicht verwendeten Abwärme kann etwa in Wärmenetze eingespeist werden und damit fossile Energieträger ersetzen. 

Allein in Baden-Württemberg liegt das theoretische Potenzial industrieller Abwärme bei bis zu 9,3 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr. Dies hat eine Studie zur Abwärmenutzung in Unternehmen im Auftrag des Umweltministeriums Baden-Württembergs gezeigt. Bis zu 740.000 Haushalte im Südwesten könnten mit Raumwärme und Warmwasser aus Abwärme versorgt werden. (amo)