"Aus der Angst vor etwas Neuem wird die Vorfreude auf ein Abenteuer"

Lea Marlen Woitack ist Schauspielerin und Professorin. An der Macromedia University of Applied Science erhielt sie als erste aktive Schauspielerin überhaupt einen Ruf als Professorin für den Studiengang Schauspiel. Einem größeren Publikum ist sie u.a. für ihre Hauptrolle in der Serie "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" (GZSZ) bekannt.
Bild: © Nils Schwarz
Frau Woitack, welche Situationen lösen bei Ihnen noch heute Lampenfieber aus?
Erstaunlich viele! Wenn etwas neu ist, bin ich immer etwas aufgeregt. Das können Menschen, Situationen, Aufgaben oder Hindernisse sein. Der Grad variiert zwar – es ist ein unterschiedliches Lampenfieber, wenn ich vor einem neuen Semester stehe oder in ein Casting gehe – aber die Anspannung verrät mir: Das hier ist mir wichtig! Insofern ist Lampenfieber immer ein Indiz dafür, ob mir etwas am Herzen liegt. Und schon ändert sich die Perspektive. Aus der Angst vor etwas Neuem wird die Vorfreude auf ein Abenteuer.
Viele Menschen bereiten sich deshalb auf solche potenziellen Situationen vor. Können Sie Übungen hierfür empfehlen?
Jeder Mensch ist einzigartig, deswegen braucht auch jeder was anderes. Zum Glück gibt es einen großen Schatz an Möglichkeiten, sich so vorzubereiten, dass das Lampenfieber einen nicht überwältigt. Die meisten von uns hatten schon mal einen Blackout. Sich selbst zu verstehen, ist der erste Schritt in die richtige Richtung.
"Wenn ich mich trotz schlechter Laune zwinge, eine Minute zu grinsen oder gar zu lachen, verändert es meine innere Haltung. Diese Wechselwirkung wirkt Wunder, in beide Richtungen" - Lea Marlen Woitack
Ich arbeite gern mit Imagination und Perspektivwechseln, um die Situation für mich zu entspannen. Mit meinen Gedanken kann ich die Situation beeinflussen. Damit meine ich nicht, dass ich mir das Gegenüber in Unterwäsche vorstelle. Vielmehr helfen sie mir, mich zu erden und den Raum, in dem ich eine Präsentation oder Rede halten muss, zu meinem Verbündeten zu machen. Es gibt eine Menge Kniffe und Tricks, mit denen der Fokus weg von der Nervosität, hin zu meiner Aufgabe geführt werden kann. Das hilft enorm.
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Ein anderer Weg führt über körperliche Übungen. Inzwischen wissen wir, wie stark die Verbindung zwischen dem Geist und dem Körper ist und können uns diese zunutze machen. Ein einfaches Bild zur Veranschaulichung: Wenn ich mich trotz schlechter Laune zwinge, eine Minute zu grinsen oder gar zu lachen, verändert es meine innere Haltung. Diese Wechselwirkung wirkt Wunder, in beide Richtungen.
Aus Ihrer Theater- und Filmkarriere: Welchen Tipp können Sie Frauen für einen wirkungsvollen Auftritt geben?
Ein Auftritt war meist dann gelungen, wenn das Auditorium Rückmeldungen gibt wie "das war unterhaltsam", "ich habe gern zugehört" oder "sie wirkt sehr sympathisch". Das hängt von vielen Faktoren ab, die Körpersprache ist dabei allerdings zentral. Die Stimme und die Sprache gehören mit in diese Kategorie. Bei Frauen kann es leicht passieren, dass durch die körperliche Anspannung die Stimme hochrutscht und piepsig klingt. Außerdem gibt es soziologische Gründe. Eine höhere Stimme wirkt defensiv und harmoniebedürftig. Beides kann mit körperlichen und mentalen Übungen trainiert werden.
Das Interview führte Adrian Gun.