Karriere

"Das Lernen ist flexibler, technischer und individuell anpassbarer geworden"

Die Stadtwerke München haben ein neues Ausbildungszentrum und eine Kfz-Werkstätte eröffnet, die mit modernen Konzepten und Technologien ausgestattet sind. Im Interview verrät SWM-Geschäftsführerin Gabriele Jahn, welche innovativen Ideen dahinterstecken.
12.11.2024

Gabriele Jahn ist Geschäftsführerin Personal, Immobilien, Bäder bei den Stadtwerken München (SWM).

Frau Jahn, bei der Einweihung des neuen Ausbildungszentrums wurde betont, dass die Beschäftigten nun ein inspirierendes Umfeld vorfinden, das interdisziplinäres und praxisnahes Lernen ermöglicht. Was ist neu an dem Konzept?

Wir haben offene und helle Räume mit großen Glasfronten gestaltet, die besseren Blickkontakt und eine transparente Atmosphäre schaffen. Es gibt verschiedene Schulungsräume mit erstklassiger Ausstattung wie Bildschirmen und digitalen Whiteboards. Jeder Ausbildungsbereich verfügt über eigene Werkstätten, die direkt neben Schulungsräumen für den Theorieunterricht liegen.

Das neue Gebäude bietet auf rund 11.540 Qudratmetern Platz für rund 400 Auszubildende. Die moderne Einrichtung fördert sowohl interdisziplinäres als auch praxisnahes Lernen und schafft eine angenehme Umgebung und eine bessere Lernkultur. Die Lernenden gehen für ein Training nicht mehr nur schnell in einen anderen Raum um die Ecke. Sie kommen nun in das Aus- und Fortbildungszentrum, finden in der Akademie-Lounge einen Bereich zum Ankommen, Orientieren und Wohlfühlen. Hier wird auch der Austausch mit den anderen Teilnehmenden der Trainings gefördert. Bei Fragen zur Organisation oder technischen Schwierigkeiten findet man die zuständigen Expert*innen „direkt nebenan“, in ihren neuen Büros im gleichen Stockwerk.

Das heißt, die Art zu lernen hat sich in den letzten Jahren geändert?

Ja, definitiv, insbesondere durch die Digitalisierung und das Online-Lernen. Mit E-Learning-Plattformen und Online-Kursen ermöglichen wir Auszubildenden, jederzeit und von überall auf Lernmaterialien zugreifen zu können. Virtuelle Unterrichtsstunden und Workshops via Zoom und Microsoft Teams erhöhen die Flexibilität weiter.

Im „Blended Learning“ kombinieren wir traditionelle Präsenzveranstaltungen mit Online-Modulen, um den Lernprozess flexibler und zugänglicher zu machen. Diese Lernform bietet eine ideale Kombination aus direkter Interaktion und digitalem Lernen.

Lern-Apps ermöglichen den Auszubildenden, in ihrem eigenen Tempo und gemäß ihrem individuellen Lernstil zu arbeiten. Interaktive Module, die auf Simulationen, Gamification und anderen interaktiven Elementen basieren, machen das Lernen praktischer und ansprechender.

Zu lernen heißt also auch, technische Unterstützung zu nutzen.

Technische Hilfsmittel und Werkzeuge spielen in unserer Aus- und Fortbildung eine wichtige Rolle. Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) bieten immersive Lernumgebungen, die besonders im gewerblich-technischen Bereich für praxisorientiertes Training genutzt werden. Mit 3D-Druck und Prototyping direkt am Ausbildungsplatz gestalten wir die Lernprozesse noch praxisnäher.

Online-Kommunikation und virtuelles Zusammenarbeiten werden durch den frühzeitigen Einsatz digitaler Tools gefördert, praktische Projektarbeiten stärken Teamarbeit und Problemlösungsfähigkeiten – Soft Skills, die in modernen Arbeitsumgebungen unerlässlich sind.

Kurz: Das Lernen ist flexibler, technischer und individuell anpassbarer geworden. Es birgt sowohl Herausforderungen als auch Chancen für Auszubildende und Ausbildungseinrichtungen im gewerblich-technischen Bereich. In unserem neuen Aus- und Fortbildungszentrum nutzen wir die Chancen auf vielfältige Art und Weise.

Worauf lag der Fokus bei der modernen Ausstattung?

Der Fokus lag auf der flexiblen Gestaltung der Räume. Das wurde sowohl durch die Möblierung als auch die technische Ausstattung erreicht. So können die Räume für das jeweilige Training individuell gestaltet werden. Stuhlkreis, U-Form oder andere Tischvarianten sind genauso möglich wie eine Vergrößerung der Räume durch die Herausnahme der mobilen Raumtrennung.

Durch die Verwendung von Meetingboards können jederzeit auch externe Referent*innen oder Expert*innen zugeschaltet werden. Hybride Trainings werden damit deutlich besser unterstützt als bisher. Die Flexibilität der Ausstattung ermöglicht auch die Durchführung von Workshops aller Art.

Ein Ziel war eine störungsfreie Lernumgebung. Wie gelingt das in der Nähe der Werkstätten?

Dafür haben wir mehrere Maßnahmen ergriffen: Viele Schulungsräume sind speziell für den theoretischen Unterricht und konzentriertes Lernen konzipiert. Daher sind sie getrennt von den Werkstätten und bieten eine ruhige Atmosphäre. Innerhalb des Ausbildungszentrums gibt es zudem dedizierte Rückzugsorte wie Aufenthaltsräume oder spezielle Lernecken, die den Auszubildenden ermöglichen, sich für das selbstständige Lernen zurückzuziehen.

Darüber hinaus gibt es einen Ruheraum, der zur Entspannung und Regeneration zur Verfügung steht und mit bequemen Möbeln ausgestattet ist. Die Schulungsräume und Rückzugsorte sind mit modernster Isolierung und Schalldämmung versehen, um den Lärm aus den Werkstätten zu minimieren und eine störungsfreie Lernatmosphäre zu gewährleisten. Diese gezielten Maßnahmen sorgen für eine Umgebung, die frei von Störungen ist und den Auszubildenden ermöglicht, sich voll auf ihre Aufgaben zu konzentrieren.

  • Der Übergang zum Innovationslabor wurde offen und hell gestaltet.

Neu ist auch das Innovationslabor. Inwieweit befähigt es die Mitarbeitenden tatsächlich, innovativer und kreativer am Arbeitsplatz zu sein?

Das Innovationslabor ist eine Botschaft an alle Mitarbeitenden der SWM, wie wichtig Innovationen für die Zukunft der SWM angesehen werden. Es wird der zentrale physische Ort für Innovationen, der diese intern sowie extern sichtbar und erlebbar macht und allen Mitarbeitenden offensteht. Die offene und flexible Raumgestaltung ermöglicht es den SWM-Mitarbeitenden, innovativ zu werden und so zur Weiterentwicklung der SWM beizutragen. Die moderne Möblierung passt sich den Bedürfnissen an. Es kann sowohl eine große Freifläche für technische Tests, wie zum Beispiel mit Robotern, geschaffen werden, als auch Arbeitsinseln für Team-Workshops.

Erwarten Sie durch die neuen Angebote ein größeres Interesse an Ausbildungsplätzen bei den SWM? Macht es die SWM auch für Fachkräfte attraktiver?

Ja, die Attraktivität für Auszubildende wird durch ein modernes Lernumfeld erheblich gesteigert. Die Einführung von digitalen Lernplattformen, interaktiven Lernmodulen und virtuellen Lernumgebungen macht unsere Ausbildungsplätze ansprechender und noch zukunftsorientierter. Das offene Innovationslabor mit 3D-Druckern und moderner Software bietet spannende Möglichkeiten zur praktischen Umsetzung von Ideen und fördert die Kreativität der Auszubildenden.

Für Fachkräfte bieten die neuen Einrichtungen ebenfalls zahlreiche Vorteile. Die kollaborative Arbeitsumgebung mit ihren offenen Schulungsräumen unterstützt den Austausch von Wissen und Ideen. Vorträge und Workshops im Innovationslabor bieten zudem kontinuierliche Weiterbildungsmöglichkeiten und tragen zur beruflichen Entwicklung bei.

Durch diese fortschrittlichen Maßnahmen und Einrichtungen bieten wir eine attraktive und moderne Ausbildungsumgebung sowie spannende Entwicklungsmöglichkeiten auch für Fachkräfte, was das Interesse und die Attraktivität des Arbeitgebers SWM erheblich steigern dürfte.

Das Interview führte Boris Schlizio