Karriere

Vertrauen schafft Loyalität

Eine neue Studie zeigt: Das Vertrauen der Mitarbeitenden in ihr Unternehmen ist die stärkste Variable, wenn es darum geht, wie viel Energie sie in ihre Arbeit stecken, wie wohl sie sich dabei fühlen und ob sie die Absicht haben, den Arbeitsplatz zu wechseln.
07.03.2024

Fast die Hälfte der Beschäftigten sagt, dass sie für ein Unternehmen arbeiten möchten, auf das sie stolz sind.

2023 sank das Vertrauen der Mitarbeitenden in den Arbeitgeber vom Allzeithoch im Jahr 2022 – ein Warnsignal, so die neue Mercer-Studie „Global Talent Trends 2024". Die Studie basiert auf den Einschätzungen von über 12.000 Führungskräften, Personalleitern, Mitarbeitenden und Investoren weltweit.

Im Vergleich zu 2022 hat die Überzeugung, dass die Arbeitgeber das Richtige für ihre Mitarbeitenden tun, von 80 auf 69 Prozent abgenommen. Das sehen auch die Personalverantwortlichen so: 45 Prozent halten die Unternehmenskultur ihres Unternehmens für wenig vertrauenswürdig.

Zudem glauben nur 69 Prozent, dass ihr Unternehmen das Richtige für die Gesellschaft tun wird, während es während der Pandemie noch 78 Prozent waren.

Nachhaltigkeit auf der Agenda

Diejenigen, die ihrem Arbeitgeber vertrauen, geben mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit an, dass es ihnen gut geht, sie ihre Arbeit als sinnhaft empfinden und sich zugehörig und wertgeschätzt fühlen. 

Fast die Hälfte der Beschäftigten sagt, dass sie für ein Unternehmen arbeiten möchten, auf das sie stolz sind. Unternehmen reagieren darauf, indem sie Nachhaltigkeit in die Agenda aufnehmen und sich selbst hohe Standards als guter Arbeitgeber auferlegen.

Angesichts der Tatsache, dass faire Bezahlung (34 Prozent) und Weiterentwicklungsmöglichkeiten (28 Prozent) in diesem Jahr wichtiger für die Bindung an den Arbeitgeber geworden sind, müssen Unternehmen im kommenden Jahr schnellere Fortschritte bei der Lohngerechtigkeit (Equal Pay), der Transparenz und dem gleichberechtigten Zugang zu Karrieremöglichkeiten erzielen. 

Arbeitgeber machen sich unglaubwürdig

Alarmierend: Beispielsweise glauben nur 34 Prozent der Beschäftigten, dass Entscheidungen über Gehälter und Beförderungen fair, gerecht und unparteiisch getroffen werden.

Weltweit sagen Mitarbeitende, dass ein starkes Gefühl von Zugehörigkeit ihnen hilft, sich zu entfalten. Aber nur 39 Prozent der Personalleiter geben an, dass Frauen und Minderheiten im Führungsteam ihres Unternehmens gut vertreten sind, und nur 18 Prozent meinen, dass die jüngsten Bemühungen um Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion die Bindung der wichtigsten diversen Gruppen erhöht haben. Drei von vier Mitarbeitenden haben Diskriminierung aufgrund des Alters erlebt.

Die Ergebnisse unterstreichen: Mitarbeitende wollen für eine "vertrauenswürdige Marke" arbeiten, von der sie glauben, dass sie hält, was sie verspricht. Für Führungskräfte ist dies Chance und Risiko zugleich: Das Vertrauen der Mitarbeitenden in ihr Unternehmen ist die stärkste Variable, wenn es darum geht, wie viel Energie sie in ihre Arbeit stecken, wie wohl sie sich dabei fühlen und ob sie die Absicht haben, den Arbeitsplatz zu wechseln.

Employee Experience hat höchste Priorität

So macht sich mehr als die Hälfte der Führungskräfte (58 Prozent) Sorgen, dass ihr Unternehmen nicht genug tut, um Mitarbeitende für neue Technologien zu begeistern, und zwei Drittel (67 Prozent) der Personalleiter machen sich Gedanken darüber, dass neue Technologielösungen implementiert wurden, ohne die Arbeitsweisen darauf abzustimmen.

Employee Experience hat daher in diesem Jahr für die Personalabteilungen oberste Priorität – ein wichtiger Aspekt, denn die entsprechende Gestaltung der Arbeit wirkt sich direkt auf das Engagement und die Produktivität der Mitarbeitenden aus.

Burnout wird wahrscheinlicher

In dynamischen Zeiten sind Unternehmen großen Risiken ausgesetzt. Der Aufbau von Resilienz bei den Mitarbeitenden ist dabei ebenso wichtig wie die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen selbst. Vier von fünf Arbeitnehmern (82 Prozent) befürchten, in diesem Jahr einen Burnout zu erleiden. Die Neugestaltung der Arbeit im Sinne des Wohlbefindens der Mitarbeitenden ist entscheidend, um dieses Risiko zu mindern. 51 Prozent der stark wachsenden Unternehmen (mit einem Umsatzwachstum von 10 Prozent oder mehr im Jahr 2023) haben dies bereits getan, verglichen mit nur 39 Prozent der Unternehmen mit schwächerem Wachstum.

Zumindest die jüngsten Investitionen in die Risikominderung haben sich ausgezahlt: 64 Prozent der Führungskräfte geben an, dass ihr Unternehmen unvorhergesehenen Herausforderungen standhalten kann. Vor zwei Jahren waren es noch 40 Prozent.

Chance, neue Bewerber zu überzeugen

Da diese Herausforderungen mit dem anhaltenden Fachkräftemangel zusammentreffen, muss der Integration und der Erfüllung von Mitarbeiterbedürfnissen mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, um dauerhaft als Arbeitgeber in allen relevanten Talent-Populationen erfolgreich zu sein. Auch Studien zu den Bedürfnissen junger Arbeitssuchender zeigen, dass 20 Prozent der Befragten der Meinung sind, dass Unternehmen ihren Beschäftigten nicht mehr genügend Loyalität entgegenbringen – und deshalb lieber auf eine Festanstellung verzichten.

Personalabteilungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung besserer Arbeitsbedingungen. Um den Erwartungen von Unternehmen und Mitarbeitenden gerecht zu werden, planen 96 Prozent der Unternehmen, ihre HR-Funktionen in diesem Jahr in Richtung einer kollaborativen Zusammenarbeit umzugestalten, die Unternehmen glaubwürdig macht und Vertrauen zurückgewinnen kann. (bs)