Karriere

Großteil der Babyboomer will früher in Rente

Mehr leben statt ewig arbeiten – dafür sind knapp 70 Prozent der Babyboomer. Laut einer Studie wollen die geburtenstarken Jahrgänge spätestens ab 64 Jahren in Rente gehen.
23.06.2023

Der Trend geht zu: möglichst früh nicht mehr arbeiten, sondern die freie Zeit genießen.

Nach einer repräsentativen Befragung der Bergischen Universität Wuppertal, die dem ARD-Magazin «Panorama» vorab vorliegt, wollen 68 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer spätestens mit 64 Jahren in den Ruhestand. Befragt wurden knapp 9000 Menschen aus drei geburtenstarken Jahrgängen in Deutschland: 1959, 1965 und 1971. 

Unter den jüngeren Babyboomern aus dem Jahrgang 1965 wollen nur noch rund ein Drittel bis 64 arbeiten. Bei den 1959 Geborenen sind es 69 Prozent.  Als Grund führte eine große Mehrheit der Teilnehmer an, mehr freie Zeit haben zu wollen. Knapp zwei Drittel gab als Grund an, irgendwann müsse Schluss sein. Für die Hälfte war es ausschlaggebend, dass zu diesem Zeitpunkt eine "ausreichende finanzielle Absicherung erreicht" ist. 

Ziele der Politik und Bedürfnisse der Menschen stehen konträr zueinander

Die Planung der Politik für die Gesellschaft ist eine andere: Die Altersgrenze für Menschen, die ohne Abschläge in Rente gehen wollen, steigt bis 2031 schrittweise von 65 auf 67 Jahre. Ab 2024 wird die Grenze beginnend mit dem Jahrgang 1959 in 2-Monats-Schritten angehoben. Versicherte ab Jahrgang 1964 müssen dann regulär bis 67 Jahre arbeiten.

"Unser Hauptbefund ist, dass unter den Babyboomern eine ausgeprägte Kultur des Frühausstiegs herrscht", sagte Studienleiter Hans-Martin Hasselhorn von der Universität Wuppertal dem ARD-Magazin. Der frühe Erwerbsausstieg sei die Norm. «Viele Personen, die 63, 64 oder 65 Jahre alt sind und noch in Arbeit stehen, kennen es, dass man sie ganz erstaunt fragt: 'Was, du arbeitest noch?´", sagte Hasselhorn. Die gesamte Studie soll im Herbst 2023 veröffentlicht werden.

Aktuell gehen die meisten Menschen mit 64,4 Jahren in Rente

In Deutschland gehen die Menschen laut Angaben der DRV aktuell im Schnitt im Alter von 64,4 Jahren in Rente. Das durchschnittliche Alter stieg 2022 auf diesen Wert. 2021 waren es noch 64,1 Jahre. Grund für den Anstieg sei vor allem eine Anhebung der Altersgrenze bei der ursprünglichen "Rente mit 63". Diese Regelung war von der damaligen schwarz-roten Bundesregierung eingeführt worden und zielt auf "besonders langjährig Versicherte", die mindestens 45 Jahre Beiträge eingezahlt haben. Vor 1953 Geborene konnten ohne Abschläge mit 63 in Rente gehen. (dpa/ah)