Karriere

Die Transformation der Büros braucht mehr Tempo

Auch wenn das ungestörte Arbeiten im Office heute immer häufiger möglich ist – Räume für Kommunikation und Zusammenarbeit suchen Beschäftigte oft noch vergeblich.
05.01.2024

Immerhin 53 Prozent der Beschäftigten arbeiten vorwiegend in Einzel- oder Zweipersonenbüros.

Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Beschäftigten in Deutschland arbeiten derzeit hybrid. Damit steigt auch der Bedarf an Kollaboration, Informationsaustausch, lebenslangem Lernen und Innovationsfähigkeit.

Vor diesem Hintergrund hat der Industrieverband Büro und Arbeitswelt (IBA) in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut forsa im Jahr 2023 eine repräsentative Onlinebefragung durchgeführt. Beleuchtet wird die Transformation der Arbeitswelt und wie weit diese bereits in Büros sichtbar ist.

Fokusarbeit häufiger möglich

Die Möglichkeit, konzentriert arbeiten zu können, wird von den Beschäftigten häufig als Argument für Homeoffice genannt. Die forsa-Zahlen ergeben jedoch ein differenzierteres Bild: 53 Prozent der Beschäftigten in Deutschland arbeiten vorwiegend in Einzel- oder Zweipersonenbüros. Hier gibt es in der Regel gute räumliche Bedingungen, um ungestört von Gesprächen anderer zu arbeiten.

Und auch für die 46 Prozent der Beschäftigten, die in größeren Büroeinheiten arbeiten, hat sich die Situation in jüngster Zeit verbessert. 38 Prozent können sich für Telefonate und Videocalls in speziell dafür angeschaffte Raum-Module zurückziehen. Jede vierte dieser Kabinen wurde in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung angeschafft.

Weitere Investitionen flossen in die Steigerung der ergonomischen Qualität der Fokusarbeitsplätze. 55 Prozent der Befragten berichten von höhenverstellbaren Schreibtischen, 44 Prozent von der Anschaffung ergonomischer Bürostühle.
 

"Neben der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Lage verzögert die Diskussion über die Zukunft hybriden Arbeitens viele Entscheidungen. Sinnvoll wären klare Regelungen zu mobilem Arbeiten."
IBA-Vorsitzender Helmut Link

Nachholbedarf bei Kommunikations- und Kollaborationsbereichen

„Für eine erfolgreiche Transformation der Arbeitswelt genügt es aber nicht, nur für gute Bedingungen für konzentriertes Arbeiten zu sorgen. Mindestens genauso wichtig sind gute Bedingungen für Kommunikation, Teamarbeit und permanentes Lernen“, betont der IBA-Vorsitzende Helmut Link.

Aktuell haben 83 Prozent der Befragten Zugang zu Konferenz- und Besprechungsräumen. Allerdings: Speziell für eher informelle Gespräche und kreative Formen der Arbeit gedachte Bereiche wie Sitzecken, Stehtische oder gar eine Cafeteria stehen nur jedem zweiten Beschäftigten zur Verfügung. Eine echte Auswahl zwischen verschiedenen Kommunikations- und Kollaborationsbereichen haben sogar nur 43 Prozent aller Befragten. Und 11 Prozent haben gar keinen Zugang zu Kommunikationszonen.

Die strukturellen Veränderungen nehmen erst langsam Fahrt auf. Dass bestehende Kommunikationsbereiche in den letzten Monaten umgestaltet wurden oder dies kurzfristig geplant ist, berichtet nur gut ein Fünftel der Beschäftigten.

Zukunft hybriden Arbeitens schafft Unsicherheit

„Neben der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Lage verzögert die Diskussion über die Zukunft hybriden Arbeitens viele Entscheidungen. Sinnvoll wären klare Regelungen zu mobilem Arbeiten. Hier bestehen nach wie vor große Lücken“, erklärt Link.

Wie lange können die Arbeitgeber dabei auf die Geduld der Mehrzahl ihrer Beschäftigten zählen? Immerhin 14 Prozent sagen schon jetzt, dass sie an ihrem derzeitigen Arbeitsplatz nicht effizient arbeiten können. Bei den 18- bis 29-Jährigen fordern sogar 39 Prozent weitere Investitionen in höhenverstellbare Schreibtische und IT-Ausstattung.

Der persönliche Austausch lockt

Und was ist für die Mehrheit der wichtigste Grund für den Gang ins Büro? 82 Prozent der Beschäftigten nennen den persönlichen Kontakt und 68 Prozent den fachlichen Austausch im Team und mit Vorgesetzten. Daher sollten neben Kommunikationsbereichen auch Projekträume mit Werkstattcharakter und Rückzugsbereiche in die Planungen einbezogen werden. „Das Büro muss künftig unterschiedliche Bereiche für verschiedene Tätigkeiten anbieten. Außerdem sollten die einzelnen Einrichtungsbereiche so konzipiert werden, dass sie bei Bedarf leicht an veränderte Bedingungen angepasst werden können“, empfiehlt Link. 

Nachholbedarf im Homeoffice

56 Prozent aller Beschäftigten arbeiten neben dem Büro zeitweise zu Hause. Bei den Beschäftigten in Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeitern trifft das sogar auf 66 Prozent zu. Um aus den dafür genutzten Bereichen vollwertige Arbeitsplätze zu machen, sind jedoch noch Investitionen erforderlich.

Beim ruhigen Arbeiten kann das Homeoffice punkten. Im Gegensatz dazu ist der Arbeitsplatz zu Hause nach Angaben von fast der Hälfte der Befragten ergonomisch schlechter ausgestattet als der Platz im Büro. Jeder Dritte (33 Prozent) sagt das von der technischen Ausstattung und 43 Prozent von der Funktionalität der Arbeitsplätze.

Kaum Verbesserungen zeigen sich zum Jahr 2020. Lediglich beim Sitzkomfort und der technischen Ausstattung sagt ein relevanter Anteil der Beschäftigten (13 Prozent beziehungsweise 10 Prozent), dass sich das Niveau der Ausstattung im Homeoffice in den letzten drei Jahren der im Büro angeglichen hat. „Es gibt noch einiges nachzuholen, um Büros und Homeoffices fit für die Anforderungen der neuen Arbeitswelt zu machen. Aber der Wandel hat begonnen“, ist Link zuversichtlich. (bs)