Karriere

Divers, diverser, erfolgreich

Auch in kommunalen Unternehmen ist das Thema Vielfalt längst angekommen. Welche Chancen sich daraus ergeben, aber auch welche Anforderungen Diversität an die Unternehmen stellt, zeigt das Beispiel der Leipziger Verkehrsbetriebe.
18.09.2024

Ein vielfältiges Team kann eine enorme Bereicherung für ein Unternehmen sein.

Die Gesellschaft verändert sich, Belegschaft und Kundschaft werden heterogener und diverser. Das ist auch bei den Leipziger Verkehrsbetrieben und ihren Tochterunternehmen so. Waren 2013 noch sechs Nationen in der LVB-Gruppe vertreten, sind es zehn Jahre später 43.

„Auch unser Nachwuchs wird vielfältiger: Etwa zwölf Prozent unserer Auszubildenden sind aus anderen Nationen, noch mehr haben einen Migrationshintergrund“, sagt Pressesprecherin Simone Bartsch.

Hohe Relevanz der Diversität

Beim Blick auf die Unternehmens-Webseite wird deutlich, dass das Thema Diversität breiten Raum einnimmt. Mitarbeitende erzählen ihre Geschichten und Führungskräfte erklären, welchen Stellenwert Diversität in ihren Teams hat, was sie dafür tun und wo es Nachholbedarf gibt.

Katja Steffens, Teamleiterin Kundenbetreuung im Leipziger Stadtwerke-Beratungszentrum, berichtet, dass ihr 24-köpfiges Team beim täglichen Meeting alles auf den Tisch packt, was die Mannschaft bewegt: neue Produkte, Arbeitspensum, Einsatzpläne.

„Wenn wir uns offen austauschen kann uns nichts erschüttern“

Doch auch die informelle Kommunikation spielt eine Rolle: Das Arbeitsklima, Gleichbehandlung, der Dialog untereinander, Spannungen, Vertrauen, Loyalität und Integration sind immer wieder Schlüsselthemen.

„Das Spannende dabei: Unsere soziale, ethnische und kulturelle Herkunft, unsere Bildung, unser Glauben, unser Geschlecht, unsere sexuelle Orientierung beeinflussen diese informelle Kommunikation – ob wir es wollen oder nicht. Wir können nicht aus unserer Haut“, sagt Steffens.

„Wir gehen offen mit Konflikten um und nehmen Rücksicht auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen. Niemand von uns ist perfekt. Doch wenn wir uns offen austauschen und zusammenhalten, kann uns nichts erschüttern“, so die Teamleiterin.

Vielfalt im Prozess

Verena Ott ist Beraterin für Diversität und Antidiskriminierung. Auch sie arbeitet in Leipzig – in der Kommunikationsagentur Lots. Auf die Frage, welche drei wichtigsten Tipps sie Unternehmen geben kann, die sich neuen Zielgruppen, Märkten und Arbeitnehmern mit einer vielfältigen Belegschaft öffnen wollen, sagt Ott:

  • Erstens: „Zu den Versprechen stehen! Es reicht nicht, eine großartige geschlechtergerechte Ansprache in der Kommunikation zu machen, wenn dann keine Rahmenbedingungen für die Beschäftigung von Frauen gegeben sind. Wenn sich weibliche Auszubildende im Betrieb beispielsweise nicht umziehen können, weil keine Umkleiden für sie da sind.“

  • Zweitens: „Vielfalt immer mitdenken. Bei der Entwicklung von neuen Produkten und Dienstleistungen gleich verschiedene Perspektiven und Erfahrungen einbeziehen. Frauen legen zum Beispiel oft andere Arten von Wegen zurück als Männer, und die Planung im ÖPNV hat das lange nicht berücksichtigt.“

  • Drittens: „Chancengleichheit ist ein Prozess. Veränderungen passieren nicht von heute auf morgen, sondern brauchen einen langen Atem und eine gute Strategie, die das Thema auf kleine Schritte herunterbricht.“ (chh/hp)