Duzen oder Siezen?
"Seit Januar sind alle per Du"
Von Kathrin Naß, Pressesprecherin der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV)
Seit Januar 2024 gilt im ganzen Konzern das "Du": Die DVV-Geschäftsführung hatte die Initiative ergriffen und allen Kolleginnen und Kollegen unabhängig von Position und Funktion das "Du" angeboten. Damit etabliert sich eine allgemeine "Duz-Kultur" im gesamten Konzern, die eine kollegiale Zusammenarbeit fördert.
Das "Du" wird in der internen Kommunikation zum Regelfall, das "Sie" gilt auf Wunsch. Das "Du" soll auch Hierarchien abbauen, es wurde in einzelnen Bereichen ohnehin schon gelebt. Es wird sehr gut angenommen und hat sich schnell etabliert.
Bessere Zusammenarbeit
Wir haben festgestellt, dass immer dort, wo das "Du" im Spiel ist, eine kollegialere und bessere Zusammenarbeit besteht. Diesen Spirit haben wir auf das gesamte Unternehmen ausgerollt. Das "Du" wird immer mehr zum Normalfall. Wir duzen uns in Abteilungen, wir duzen in Stellenanzeigen und im Bewerbungsgespräch.
Da ist der Weg ja nicht mehr weit, dass wir es einfach ganz allgemein zur Regel machen. Deshalb fangen wir bei uns, da "ganz oben" an, und bauen diese Hürde ab, die mit dem "Sie" verbunden ist. Wir wollen gemeinsam voranstreben, da hilft Kollegialität ungemein. Und ganz nebenbei ist es in der modernen Arbeitswelt ohnehin schon fast Standard.
Jüngere kommunizieren anders
Es gibt eine Erwartungshaltung, insbesondere bei neuen oder jungen Kolleginnen und Kollegen. Die Welt verändert sich und wir verändern uns mit. Wir entwickeln uns weiter und arbeiten an uns. Auch die Maßnahmen, die unser Arbeitsumfeld betreffen und zu denen es eine Umfrage im Intranet gibt, gehören dazu.
Es geht aber eben auch um Zusammenarbeit. Diese wird immer wichtiger für uns, insbesondere die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit. Durch eine unkomplizierte, offene Kommunikation können wir das vereinfachen. Deshalb hat die DVV-Geschäftsführung die Initiative ergriffen.
Führung muss den Anfang machen
Wir verordnen das "Du" nicht. Wir drehen sozusagen die Regel um und vereinfachen und verkürzen damit den Weg zum "Du": Das "Du" wird zur normalen Ansprache, ohne dass man es anbieten muss. Es gibt aber keinen Zwang. Wenn jemand gesiezt werden möchte und das mitteilt, ist das selbstverständlich völlig in Ordnung.
Der Vorstand ist sich bewusst, dass beim Duzen und Siezen insbesondere die Hierarchie eine Rolle spielt. Und deshalb funktioniert es nur, wenn der Vorstand und die Geschäftsführer den Anfang machen.
"Wir sind eine große Familie"
Für alle innerhalb des DVV-Konzerns, unabhängig vom Alter, der Hierarchie oder der Gesellschaft. Wir sind letztlich wie eine große Familie. Wir sind alle ein Teil dieses Konzerns.
Wenn wir sagen, dass wir eine Gemeinschaft und eine Familie sind, dann müssen wir das auch leben. Zusammengehörigkeit, gegenseitiger Respekt und Vertrauen drücken sich auch über das Duzen aus.
"Kein Zwang zum Du"
Von Bettina Heß, Leiterin der Pressestelle der Stadtwerke München (SWM)
Die SWM zwingen niemanden zum "Du". Dennoch ist in den vergangenen Jahren ein Trend weg vom förmlichen "Sie" hin zu einer lockereren Ansprache festzustellen – und zwar über alle unterschiedlichen Bereiche und Abteilungen hinweg.
Vor einigen Jahren wurde auf Initiative der Internen Kommunikation der Hastag #gerneperdu im Unternehmen bekannt gemacht. Seitdem zeigen damit viele Mitarbeitende mittels Signatur in Outlook oder Teams, dass sie offen für die Ansprache per "Du" sind.
Kunden wollen gesiezt werden
Daneben unterstreicht das informelle "Du" das Zusammengehörigkeitsgefühl in bestimmten Berufsgruppen. So war und ist das "Du" zum Beispiel im Fahrdienst oder in Werkstätten gelebte Praxis, ohne dass der Arbeitgeber hier regulierend eingreift.
In der externen Kommunikation bleiben die SWM in der Regel bei der förmlichen Ansprache per "Sie", nachdem Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit der Kund*innen das weiterhin präferiert.
Umgangston in den sozialen Medien
Auf Kanälen wie Social Media, wo grundsätzlich eine andere Tonalität Usus ist, geben sich die SWM jedoch lockerer. Auch beim Personalmarketing ist eine direkte Ansprache der möglichen Bewerber*innen per "Du" mittlerweile üblich. (hp)