Karriere

Eine verschlossene Tür, die Türen öffnete

Höhere Bildungsabschlüsse, aber weniger Vermögen. Lisi Maier von der Bundesstiftung Gleichstellung berichtet über die Gleichberechtigung in Deutschland.
05.12.2024

V.r.n.l.: Moderatorin Christiane Wolff und Hauptrednerin Lisi Maier

Von Hanna Bolte

Lisi Maier, eine der Direktor*innen der Bundesstiftung Gleichstellung, war die Hauptreferentin der elften und für das Jahr 2024 letzten Veranstaltung des ZfK-Frauennetzwerkes. Die deutsche Verbandsfunktionärin war von 2012 bis 2021 BDKJ-Bundesvorsitzende und wurde 2021 mit dem Preis "Frau Europas" für ihr Engagement für ein junges, demokratisches und solidarisches Europa ausgezeichnet.

Gemeinsam mit Arn Sauer leitet Maier die Bundesstiftung Gleichstellung, eine rechtsfähige bundesunmittelbare Stiftung des öffentlichen Rechts. Aufgabe der Stiftung ist es, Informationen bereitzustellen, die Praxis zu stärken und die Entwicklung neuer Ideen für die Gleichstellung zu unterstützen.

Eine Chance durch Ablehnung

Ihr Weg in eine solche Position habe sich schon sehr früh abgezeichnet, reflektierte Maier. Mit elf Jahren wollte sie Ministrantin werden, durfte es aber als Mädchen nicht. Eine verschlossene Tür, die Türen geöffnet hat, so beschreibt sie ihre ersten Erfahrungen mit struktureller Ungleichheit.

Denn als Reaktion auf den Ausschluss begann sie damit, sich in dem Jugendverband ihres Heimatdorfes zu engagieren, was schließlich der Beginn ihres Karriereweges sein sollte. "Es hat mir eine ganz andere Welt eröffnet, Verbände und Netzwerkarbeit waren von da an für mich das, was meine Freizeit geprägt hat. Ich habe dort so viel gelernt und tue es noch immer."

DerGender-Gap-Arbeitsmarkt

Neben ihrem beruflichen Werdegang sprach Lisi Maier auch über ihre aktuelle Arbeit und die Eingangsfrage des Events: Wie steht es eigentlich um die Gleichstellung in Deutschland? Um diese Frage zu beantworten, stellte sie den Gender-Gap-Arbeitsmarkt vor.

Dabei handelt es sich um eine Zusammensetzung aus dem Gender-Pay-Gap, also der geringeren Bezahlung von Frauen im Gegensatz zu Männern für die gleiche Tätigkeit, dem Gender-Hours-Gap, der besagt, dass Frauen weniger bezahlte Stunden pro Monat arbeiten, und dem Gender-Employment-Gap, welcher zeigt, dass insgesamt weniger Frauen einer Erwerbstätigkeit nachgehen als Männer.

Höhere Abschlüsse und weniger Vermögen

In allen drei Kategorien lassen sich noch immer signifikante Ungleichheiten, resultierend aus verschiedenen gesellschaftlichen Gegebenheiten feststellen. Besonders zum Nachdenken brachte wohl die Aussage: "Betrachtet man alle Faktoren, die zum Gender-Gap-Arbeitsmarkt gehören, befindet sich Deutschland im EU-Vergleich aktuell auf dem viertletzten Platz."

Die Folgen solcher Unterschiede sind bereits heute sichtbar: Frauen haben bei Renteneintritt ein um ein Viertel geringeres Vermögen als Männer und eine um 49 Prozent niedrigere Altersrente – und das, obwohl sie häufiger einen akademischen Abschluss und auch die besseren Berufsabschlüsse vorweisen können.

"Gegenseitig bestärken, unterstützen und beraten"

Wie kann diesem Maß an Ungleichheit begegnet werden, um es künftig besser zu machen? Eine Frage, die nach diesen und anderen ernüchternden Fakten klar im Raum der Veranstaltung stand. Maier beantwortete sie mit einem Lächeln und einer klaren Botschaft: durch Netzwerke wie dem ZfK-Frauennetzwerk.

"Solche Netzwerke haben die Chance, die strukturellen Mechanismen, die zum jetzigen Zeitpunkt wirken, zu durchbrechen, weil sich Frauen gegenseitig bestärken, unterstützen und beraten."

Zur Anmeldung zum ZfK-Frauennetzwerk geht es hier.

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