Frau - Familie – Führung!
Die aktuelle Veranstaltung des ZfK Frauennetzwerks stand unter dem Motto: "Frau – Familie – Führung! – Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!" Wie immer war der Workshop auf die besonderen Bedürfnisse von weiblichen Führungskräften in der Kommunalwirtschaft ausgerichtet und bot auch die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen und zu diskutieren.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Netzwerk- und Positionierungsexpertin Christiane Wolff. Und so lud sie die Managerin Sabine Kleindieck, erste Betriebsleiterin des Eigenbetriebs für kommunale Aufgaben und Dienstleistungen (EAD) der Wissenschaftsstadt Darmstadt, gleich zu Beginn ein, mit anderen Frauen über ihre eigene Geschichte zu sprechen, ihren beruflichen Werdegang, über ihre Erfahrungen.
Kleindieck betonte: Für sie selbst war es in den alten Bundesländern ein Privileg, studieren zu dürfen. Für ihre Mutter und Großmutter sei es in Ostdeutschland immer selbstverständlich gewesen, Vollzeit zu arbeiten, auch in Nachtschichten. Dennoch habe auch sie Zweifel an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehabt: „Mit 40 hatte ich zwei Kinder und es war immer ein Fragezeichen für mich, ob das geht, ob das wirklich funktioniert mit Führung und Familie, und ich muss sagen, in den letzten 16 Jahren ist es mir gut gelungen.“ Vorbilder seien häufig die eigenen Chefinnen gewesen.
Das Thema ist noch immer aktuell
Auch heute noch sei es nicht einfach, Zweifel auszuräumen. Das bestätigte Wolff, die im Vorfeld viele Rückmeldungen von Frauen zur Aktualität des Themas erhalten hatte. Studien zeigen zudem, dass in der kommunalen Wirtschaft durchschnittlich nur 21 Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzt sind. Dass gerade die Städte in Ostdeutschland über dem Durchschnitt liegen, wundert Kleindieck nicht. Dies könne durchaus mit der Geschichte der Frauen zusammenhängen.
„Eine Weiterentwicklung ist dringend notwendig und da sollten wir als öffentlicher Dienst, als kommunales Unternehmen ganz stark nach vorne gehen, wenn es darum geht, dass Frauen auch in Führungspositionen arbeiten können.“ Unterstützung erhielt sie von Steffi Winkler, Personalleiterin des EAD. Bei der Besetzung von Führungspositionen liege der Fokus mittlerweile auf der Gestaltung von Stellenanzeigen, so dass sich Frauen angesprochen fühlen. Dabei helfen schon Dinge wie Frauen auf den Fotos oder der explizite Hinweis auf Teilzeitmöglichkeiten. Entscheidend sei auch der Aufbau von Netzwerken, um sich mit anderen Unternehmen über personalstrategische Fragen austauschen zu können, so Winkler.
Frauen können unabhängig und erfolgreich sein
Doch was gibt Frauen letztlich den Mut, sich als Mütter auf eine Führungsposition zu bewerben? Kleindieck betonte die Notwendigkeit, in die eigene Ausbildung zu investieren, um finanziell unabhängig zu sein, und auch an die eigene Altersvorsorge zu denken. Manchmal hätten sich durch Zufall Aufstiegschancen ergeben, die sie dann auch wirklich genutzt habe. Dabei sei es wichtig, seinen eigenen Weg zu finden und nicht einfach ein etabliertes Führungsverhalten zu kopieren.
Kritisch sieht sie, dass Frauen meist den größeren Teil der Elternzeit in Anspruch nehmen. Das koste Geld und Frauen verlören oft den Anschluss an die Karriere. Stattdessen sollten sich Eltern die Verantwortung teilen. Bei dem Versuch, beides unter einen Hut zu bringen, habe ihr im Beruf immer Teamfähigkeit geholfen. „Ich bin ein Delegationsgenie, meine Abteilungsleiter:innen haben einen großen Freiraum. Weil ich das auch will, gebe ich das weiter", sagt Kleindieck. Man müsse Vertrauen in sein Team haben. Und nur eine echte Fehlerkultur lässt das Team seine Freiräume wirklich ausschöpfen.
Lebensziele verwirklichen
Als Fazit gab Kleindieck mit auf den Weg: Letztlich müsse man die Entscheidung treffen: „Ich möchte mein Leben leben und das erreichen, was ich mir vorgenommen habe, und trotzdem glückliche Kinder haben.“ Und das sei ihr gut gelungen. Sie möchte andere Frauen motivieren, mutig zu sein.
Dass dies nicht immer einfach ist, wurde auch in der anschließenden Diskussion deutlich. Die familiäre Unterstützung muss oft erkämpft werden und auch die betrieblichen Gegebenheiten passen nicht immer zum eigenen Teilzeitmodell. Gerade deshalb sei der Erfahrungsaustausch mit anderen Frauen so wichtig, um sich im Netzwerk „Verbündete“ zu suchen. Und Winkler appellierte, Weiterbildungs- und Coachingangebote auch wirklich zu nutzen. Schließlich gehe es darum, sich immer wieder Ziele zu setzen und diese zu verfolgen. (bs)