Karriere

Gerade Hochqualifizierte sind durch KI ersetzbar

Der direkte Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI) und Softwaresystemen ohne KI auf die Jobs nimmt zu. Allerdings sind die Beschäftigten sehr unterschiedlich betroffen.
14.12.2023

Überraschenderweise sind einer Studie zufolge komplexe Analysen eher durch KI automatisierbar als Aufgaben von Beschäftigten mit geringerem Qualifikationsniveau.

In Berufen, die einen Hochschulabschluss erfordern, ist das relative Automatisierungspotenzial durch Künstliche Intelligenz am höchsten. Der Einsatz von Software betrifft dagegen eher Tätigkeiten von Beschäftigten mit geringem und mittlerem Qualifikationsniveau. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Der Begriff "Software" bezieht sich hier auf Systeme und Computerprogramme, die manuell geschriebenen "Wenn-Dann" - Regeln folgen.

„Berufe, die keine oder eine formale berufliche Ausbildung voraussetzen, erfordern derzeit in der Regel keinen Umgang mit großen Datenmengen, der durch den Einsatz von KI erleichtert werden kann“, erklärt IAB-Forscherin Verena Malfertheiner. „Softwarebasierte Systeme hingegen können repetitive, weniger qualifizierte Tätigkeiten übernehmen oder zumindest unterstützen."

Diese Einschätzungen stehen im Widerspruch zu früheren wissenschaftlichen Ergebnissen, die eher einen Einfluss der KI auf die Tätigkeiten von Beschäftigten mit geringem und mittlerem Qualifikationsniveau sahen.

Automatisierung komplexer Auswertungen

Die Studie zeigt: Der Arbeitsmarkt, die Qualifikationsanforderungen und die Aufgaben der Beschäftigten haben sich in den letzten Jahren durch die Verbreitung digitaler Technologien und die damit einhergehende Automatisierung maßgeblich verändert. Der Anteil der Tätigkeiten, die potenziell von Maschinen ausgeführt werden können, ist deutlich gestiegen, aber auch komplexere Tätigkeiten sind zunehmend ersetzbar.

Beispiele für Aufgaben mit hoher Komplexität sind:  Das Management von Lieferketten, Bildverarbeitungs- und Klassifizierungsaufgaben zur Fehlererkennung und Qualitätssicherung, oder der Einsatz Neuronaler Netze für Prognoseaufgaben .

Fachkräftemangel hält an

Der Gedanke liegt nahe, dass die Automatisierungspotenziale den Fachkräftemangel verringern können. Gedämpfte Hoffnungen beim IAB: „Ganze Berufe sind eher selten vollständig automatisierbar, da viele KI- und Software-Anwendungen einerseits noch in ihren Fähigkeiten begrenzt sind und andererseits ohnehin nur spezifische Tätigkeiten unterstützen“, so IAB-Forscher Michael Stops. So zeigen die Analysen jeweils einen eher schwach ausgeprägten Zusammenhang zwischen dem KI-Automatisierungspotenzial und den beruflichen Fachkräfteengpässen; dies gilt am ehesten für die komplexen Spezialistentätigkeiten und die hochkomplexen Expertentätigkeiten.

Anpassungen des Arbeitsmarktes notwendig

Es wird deutlich, dass ein vollständiger Ersatz von Tätigkeiten durch Automatisierung kaum möglich ist. Vielmehr wird es zu einer Umverteilung des Aufgabenspektrums innerhalb der Berufe einer Branche kommen. Hier sehen die Forscher wichtige arbeitsmarktpolitische Implikationen: Da sich Beschäftigte häufiger umorientieren müssen, nimmt die Bedeutung von Weiterbildung zu. Und weil die Einführung neuer Technologien gerade für kleine und mittlere Unternehmen oft kostspielig ist, wird hier mehr Beratung und Unterstützung nötig sein.

Offen ist derzeit noch, wie hohe relative Automatisierungspotenziale mit den Löhnen und Beschäftigungsperspektiven der Betroffenen zusammenhängen. Dazu sind weitere Forschungsarbeiten geplant. (bs)