Ist Homeoffice für Frauen ein Karrierekiller?
Seit der Corona-Pandemie ist die Arbeit aus dem Homeoffice für viele Beschäftigte zum „New Normal“ geworden ist. Doch nun ermittelten die Wirtschaftswissenschaftlerinnen Veronika Kneip und Regine Graml von der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), dass gerade Frauen durch das Arbeiten im Homeoffice der Karrieknick drohen kann.
Laut ihrer Literatur-Studie „career@home" vermuten Arbeitgeber bei ihren Mitarbeiterinnen, dass sie zu Hause eher Hausarbeiten verrichten als die Aufgaben an ihrem Rechner. Ein kultureller und struktureller Wandel steht also in vielen Unternehmen weiterhin aus, folgern die Expertinnen.
Die wissenschaftlichen Studien zeigen, dass das Arbeiten von Frauen im Homeoffice auch 2024 noch anders eingestuft wird als bei Männern. Graml fasst das so zusammen: „Frauen im Homeoffice wird eine geringere Produktivität als Männern zugeschrieben. Daraus ergeben sich weitere Benachteiligungen für Gehalt und Karriere.“
Der Hintergrund für diese Einstufung ist für viele Chefs das sogenannte Flexibilitäts-Stigma: Dieses leitet sich aus dem weit verbreiteten Stereotyp des idealen Arbeitnehmers ab, der sowohl zeitlich als auch örtlich allzeit verfügbar ist. Für viele Führungskräften ist dies der Indikator für qualitativ hochwertige Arbeit und viel Engagement. Demgegenüber gilt jede Art von flexibler Arbeit schnell als Abweichung vom vermeintlichen Optimum.
„Die genannten stereotypen Denkmuster sind nach wie vor mächtig“, so Kneip. „Im Rahmen unserer Forschung kommen wir zu dem Schluss, dass es eines zusätzlichen Wandels der Unternehmenskultur und -struktur bedarf, damit das mobile Arbeiten nicht mit einem Karriereknick einhergeht."
Das Problem: Viele Unternehmen bieten zwar flexible Arbeitsmodelle an und bekennen sich offiziell zu individuellen Arbeits- und Lebensmodellen, halten informell jedoch am traditionellen Bild des Arbeitnehmers fest.
Was macht eine moderne Unternehmenskultur aus?
Die Wirtschaftswissenschaftlerinnen möchten gerade zum Weltfrauentag am 8. März auf dieses Missverhältnis hinweisen. Laut Kneip und Graml fehlen vor allem die transparenten Kriterien und Prozesse für Karriereentwicklungen. Ohne sie bestehe die Gefahr, dass Anwesenheit weiter mit Engagement gleichgesetzt und entsprechend honoriert wird.
Damit also die "face time" im Büro nicht länger über Karrierechancen entscheidet, müssen Unternehmen ihre Personalentwicklungs- und Leistungsbeurteilungsysteme entsprechend anpassen. Dazu sollte ein moderner Chef die Karrieremöglichkeiten transparent machen und eine Unternehmenskultur entwickeln, die nicht mehr vom Idealbild des allzeit verfügbaren (männlichen) Arbeitnehmers geprägt ist. (ah)