Jobwechsel zahlt sich vor allem in verwandten Berufen aus

In einem verwandten Beruf ist eine Gehaltssteigerung von durchschnittlich 3500 Euro brutto pro Jahr möglich.
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Je mehr Wissen aus dem alten Beruf auch in der neuen Tätigkeit genutzt werden kann, desto größer sind die Chancen auf einen erfolgreichen Jobwechsel. In einem verwandten Beruf ist eine Gehaltssteigerung von durchschnittlich 3.500 Euro brutto pro Jahr möglich, bei einem Wechsel in einen zumindest noch wenig verwandten Job sind es immerhin noch knapp 2.500 Euro.
Der Wechsel macht sich auch noch über Jahre bezahlt. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung mit dem Titel "Bessere Perspektiven bei Jobwechseln - Zur Ähnlichkeit beruflicher Übergänge".
Gelungener Wechsel führt zu mehr Arbeitstagen
Ein gelungener Jobwechsel steigert auch die Produktivität: Personen, die in einen verwandten Beruf einsteigen, sind im Durchschnitt 6,2 Tage pro Jahr mehr am Arbeitsplatz als diejenigen, die in einen völlig fremden Beruf wechseln; bei einem Wechsel in einen weniger nahen Job sind es immerhin noch 4,3 Tage jährlich.
"Wenn mit dem Wechsel in einen nahen Beruf auch der Aufstieg gelingt, ist das sowohl für die Arbeitgeber als auch für die Arbeitnehmer:innen ein Gewinn: Arbeitgeber profitieren von produktiveren Beschäftigten und die Arbeitnehmer:innen von besser entlohnten Tätigkeiten. Eine höhere Erwerbsbeteiligung ist außerdem ein entscheidender Faktor im Kampf gegen den massiven Fachkräftemangel", sagt Tobias Ortmann, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung.
Mangelnde Chancen für Helfer
In Zeiten des Strukturwandels haben Helfer:innen in mehrfacher Hinsicht mit Nachteilen zu kämpfen. Pro Jahr wechseln 11,3 Prozent von ihnen die Stelle - und damit deutlich mehr als Arbeitnehmer:innen in qualifizierteren Tätigkeiten: Bei Fachkräften liegt die Wechselquote beispielsweise nur bei 7,3 Prozent. Hinzu kommt, dass Helfer:innen im Vergleich zu Beschäftigten in höheren Tätigkeiten doppelt so häufig in einen für sie neuen Beruf wechseln. Sie müssen sich auf dem Arbeitsmarkt eher an der Nachfrage als an ihren vorhandenen Kompetenzen orientieren. Dies erschwert es ihnen, an Wissen anzuknüpfen, und sie müssen häufiger im Job neu angelernt werden.
"Helfer:innen und Geringqualifizierte brauchen also eine Validierung ihrer informell erworbenen Kompetenzen, um nicht ihr Leben lang auf niedrigem Niveau zu verharren“, erklärt Roman Wink, Weiterbildungsexperte der Bertelsmann Stiftung.
Teilqualifikationen sind ein sinnvoller Weg
Der Erwerb von Teilqualifikationen bis hin zum Berufsabschluss ist gerade für Geringqualifizierte ein wichtiger Hebel. Er kann einen beruflichen Abstieg verhindern und gleichzeitig die Aufstiegschancen erhöhen - auch für diejenigen, die keine klassische duale Ausbildung absolviert haben. Denn nach dem Erwerb von Teilqualifikationen sind zunehmend auch Wechsel in verwandte Berufe möglich. "Was es braucht, ist Einheitlichkeit in der flexiblen Weiterbildung und die Unterstützung durch Unternehmens-, Sozial- und Bildungspartner:innen", so Wink.
Die Studie zeigt, dass Personen mit einer Berufsausbildung im Vergleich zu jenen ohne Ausbildung eine um 50 Prozent erhöhte Aufstiegsquote von Helfer:innen zu Fachkräften haben. Demgegenüber sind Personen ohne Berufsabschluss bei einem Jobwechsel vom Abstieg bedroht. Ihr Risiko, bei einem Jobwechsel von einer Fachkrafttätigkeit in einen Helferberuf abzusteigen, ist dreimal so hoch wie bei Erwerbstätigen mit Berufsausbildung.
Frauen sind beim Berufswechsel oft schlechter gestellt
Ein Berufsabschluss verbessert zwar auch für Frauen die Aufstiegschancen, kann aber die Benachteiligung im Geschlechtervergleich nicht aufheben. So gelingt bei den Männern mit Ausbildung der Aufstieg vom Helfer zur Fachkraft in 82 Prozent der Fälle, bei den Frauen sind es nur knapp 77 Prozent.
Ebenso ist das Risiko eines Abstiegs von einer Fachkrafttätigkeit bei einem Arbeitsplatzwechsel für Frauen deutlich höher. Selbst mit Ausbildung führen bei ihnen 13 Prozent der Stellenwechsel zu einem Abstieg, bei Männern sind es nur 9 Prozent.
"Diese Situation resultiert unter anderem aus der ungleichen Aufgabenverteilung in Familien und der unbefriedigenden Betreuungssituation der Kinder. Wenn durch eine faire Verteilung der Familienarbeit und bessere Betreuungsmöglichkeiten Frauen ihre beruflichen Unterbrechungszeiten verkürzen und ihre Arbeitszeiten erhöhen können, dann verbessert dies die Chancen von Frauen auch beim Jobwechsel", sagt Ortmann.
Abrufbar ist die gesamte Studie unter: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/bessere-perspektiven-bei-jobwechseln-zur-aehnlichkeit-beruflicher-uebergaenge. (bs)