Umbau der Arbeitswelt mit angezogener Handbremse
Nachdem sich die Büroeinrichtungsbranche zu Beginn des vergangenen Jahres noch über eine Vielzahl von Anfragen zur umfassenden Modernisierung der Büros und ihrer Einrichtungen freuen konnte, flachte die Nachfrage im Sommer 2023 ab. Das berichtet der Industrieverband Büro und Arbeitswelt (IBA).
Doch werden Unternehmen, die zuletzt in eine moderne Arbeitsplatzausstattung investiert haben, mit höheren Zufriedenheitswerten ihrer Mitarbeiter belohnt. Das ergab eine Forsa-Umfrage vom Mai 2023.
Kommunikation ist gefragt – nur wo?
Die Befragung verweist aber auch auf eine erhebliche Lücke bei der Schaffung zusätzlicher Kommunikationsbereiche. Hier wurde 2023 deutlich weniger investiert als noch in den beiden Vorjahren.
Diese Zurückhaltung sei einerseits verständlich, heißt es beim IBA: Solche Veränderungen seien immer mit größeren Eingriffen in die Unternehmensorganisation verbunden. Andererseits könnte sich die selbst verordnete Umbaupause der Unternehmen in Deutschland und Europa als kurzsichtig erweisen.
Denn die Forsa-Umfrage zeigt auch: Beschäftigte sehen das Büro vor allem als Ort der Kommunikation und Zusammenarbeit. 82 Prozent der Befragten nennen den Kontakt zu Kollegen und Vorgesetzten als wichtigste Gründe, um ins Büro zu kommen.
Mehr Präsenz für ein besseres Teambuilding
68 Prozent sehen den intensiveren fachlichen Austausch als einen Pluspunkt der Präsenzarbeit. Laut IBA unterstreichen auch aktuelle wissenschaftliche Studien die Vorteile der physischen Präsenz. Demnach steigt die Wahrscheinlichkeit für echte Innovationen, wenn Teams regelmäßig an einem Ort zusammentreffen.
„Die aktuelle Situation ist geradezu paradox. Allen Beteiligten ist klar, dass häufigere Anwesenheit im Büro nicht nur die Teambindung stärkt, sondern speziell im Bereich der Wissensarbeit für bessere Ergebnisse sorgt. Wenn die Beschäftigten dann aber ins Büro kommen, finden sie vielerorts weiterhin nur ein veraltetes, monofunktionales Raumangebot vor“, beschreibt Helmut Link, Vorsitzender des IBA, die Situation.
Es entstehen Wettbewerbsnachteile
So werde die Rückstellung der notwendigen Investitionen zur angezogenen Bremse im internationalen Wettbewerb um mehr Innovationsfähigkeit. „Hinzu kommen nach wie vor die Herausforderungen bei der Gewinnung und dem Onboarding neuer Mitarbeiter. All das funktioniert nur mit attraktiven und zumindest zeitweise gut gefüllten Büros“, ergänzt Link.
Nun gelte es, in einen intensiven Austausch zu treten, um die Wünsche der Beschäftigten mit den Anforderungen der Unternehmen in Einklang zu bringen und gemeinsam die Arbeitswelt der Zukunft zu gestalten.
Allerdings führten auch die aktuelle Wirtschaftslage und widersprüchliche Signale der Politik vielerorts zur Rückstellung geplanter Investitionen. Stattdessen bemühten sich die Kunden der Büromöbelindustrie, ihre Beschäftigten mit kleineren Maßnahmen zur Optimierung bestehender Arbeitsplätze zurück in die Büros zu locken. Gekauft wurden Sitz-/Steh-Arbeitstische und ergonomische Drehstühle.
Verhaltener Optimismus für die Zukunft
Für das laufende Jahr geht der IBA von unverändert schlechten Rahmenbedingungen aus. Viele Unternehmen signalisierten jedoch, dass sie in Zeiten hybrider Arbeit die Notwendigkeit von Umstrukturierungen sehen und sich der Investitionsstau in absehbarer Zeit auflösen könnte.
Die weitere Preisentwicklung bei Büromöbeln ist jedoch schwer abzuschätzen. Die aktuellen Tarifabschlüsse und steigende Logistikkosten einschließlich CO2-Zuschlag werden nach Einschätzung der Branchenvertreter auch 2024 zu steigenden Preisen für die Arbeitsplatzausstattung führen. Abzuwarten ist, was die Unternehmen dann tatsächlich bereit sind, in ihr Budget einzuplanen. (bs)