Karriere

Studie: Mehrheit wünscht flexiblen Übergang in den Ruhestand

Die Beschäftigten bevorzugen einen gleitenden Ausstieg aus dem Berufsleben. Den Zeitpunkt bestimmen Gesundheit und finanzieller Spielraum. Hilfreich ist der Wegfall der Hinzuverdienstgrenzen.
10.11.2023

Viele würden grundsätzlich länger arbeiten, wenn der Stress abnimmt, wie die Aon-Studie zeigt.

Wann planen Arbeitnehmende in Deutschland ihren Renteneintritt? Dieser Frage ging eine aktuelle Studie des Beratungs- und Dienstleistungsunternehmens Aon nach.

Ausschlaggebend für die Antwort sind Gesundheit und Einkommen. Gewünscht wird vor allem eine schrittweise Reduzierung der Arbeitszeit oder eine Veränderung des Tätigkeitsbereichs. Das sagen 67 Prozent der Frauen und 69 Prozent der Männer.

"Insbesondere der Wegfall der Hinzuverdienstgrenzen erweitert die Möglichkeiten, sinnvolle und zielführende Kombinationen aus Teilzeitarbeit, Zeitwertkonten, Altersteilzeitmodellen, betrieblicher Altersversorgung und gesetzlicher Rente zu gestalten."
Rafael Krönung, Geschäftsführer bei Aon

Weiterarbeit ja, aber dann weniger belastend

Die Gründe sind nachvollziehbar. Mehr als die Hälfte der Befragten wünscht sich vor allem weniger Stress (Frauen 58 Prozent, Männer 52 Prozent). Darüber hinaus rücken in der Lebensphase kurz vor dem Ruhestand die Themen Arbeitszeitverkürzung (Frauen 54 Prozent, Männer 50 Prozent), mehr Flexibilität (Frauen 45 Prozent, Männer 44 Prozent) und weniger körperliche Belastung (Frauen 41 Prozent, Männer 35 Prozent) in den Vordergrund.

„Die demografische Entwicklung der Arbeitnehmer:innen in den kommenden Jahren führt zwangsläufig dazu, dass sich Arbeitgeber vermehrt Gedanken dazu machen müssen, wie Flexibilität beim Übergang in den Ruhestand gestaltet werden kann und wie Anreize für einen längeren Verbleib älterer Arbeitnehmer:innen im Unternehmen gesetzt werden können“, sagt Rafael Krönung, Geschäftsführer bei Aon. 

Individuelle Modelle als Win-Win-Lösung

„Insbesondere der Wegfall der Hinzuverdienstgrenzen erweitert die Möglichkeiten, sinnvolle und zielführende Kombinationen aus Teilzeitarbeit, Zeitwertkonten, Altersteilzeitmodellen, betrieblicher Altersversorgung und gesetzlicher Rente zu gestalten. Auf diese Weise können attraktive Modelle für Arbeitnehmer:innen entwickelt werden, die gleichzeitig die personalpolitische Zielsetzung der Unternehmen optimal unterstützen“, so Krönung.

Welche Faktoren sind vor allem ausschlaggebend für die Entscheidung, länger zu arbeiten? Hier sind die Gesundheit (59 Prozent bei den Frauen, 57 Prozent bei den Männern) und das persönliche Einkommen (55 Prozent bei den Frauen, 47 Prozent bei den Männern) zu nennen. Bei Frauen spielt insgesamt die finanzielle Situation eine noch größere Rolle als bei Männern. „Auch dies ist ein möglicher Ansatzpunkt für Arbeitgeber, um die eigenen Mitarbeiter:innen länger zu halten“, erläutert Stephanie Zelosko, Senior Consultant bei Aon. 

„Egal ob betriebliche Gesundheitsförderung, Angebote zur betrieblichen Krankenversicherung oder die Gewährung einer Betriebsrente – es gibt viele Anknüpfungspunkte für Arbeitgeber, um die maßgeblichen Faktoren für den Renteneintritt ihrer Mitarbeiter:innen zu adressieren. Auch differenzierte bzw. zielgerichtete Angebote für Frauen und Männer können attraktiv und sinnvoll sein, z.B. mit Blick auf die Unterstützung der finanziellen Sicherheit im Alter“, stellt Zelosoko fest.

Die Notwendigkeit eigener finanzieller Vorsorge wird gesehen

Die Erwerbstätigen wollen im Alter mit ihrem Geld auskommen und haben laut Studie eine hohe Bereitschaft, aktiv Altersvorsorge zu betreiben. Rund drei Viertel der Frauen (72 Prozent) und Männer (75 Prozent) sorgen zusätzlich zur gesetzlichen Rente vor oder planen dies.

Dieses Interesse spiegelt laut Zelosko die Notwendigkeit wieder, Vorsorge zu betreiben, um im Alter eine sichere finanzielle Basis zu haben. Zugleich lasse sich diese Entwicklung auch als Aufforderung für Arbeitgeber verstehen, eine betriebliche Altersversorgung (bAV) verstärkt anzubieten. (bs)