Karriere

Was Mütter, Väter und pflegende Angehörige wollen

Familienfreundlichkeit steigert die Arbeitgeberattraktivität. Eine aktuelle Studie zeigt, welche Maßnahmen Unternehmen ergreifen können.
20.06.2024

Die Aufgabe, Job und Familie unter einen Hut zu bringen, ist ein Balanceakt, der je nach Lebensphase und individueller Situation variiert.

Unternehmen stehen vor den Herausforderungen einer sich kontinuierlich verändernden Arbeitswelt, die durch den demografischen Wandel, die Dekarbonisierung und die Digitalisierung geprägt ist. Gleichzeitig müssen sie aufgrund des Fachkräftemangels in einem Arbeitnehmermarkt um qualifizierte Arbeitskräfte konkurrieren.

Unternehmen sind daher mehr denn je darauf angewiesen, attraktive Arbeitsbedingungen zu bieten, um im Wettbewerb um Fachkräfte erfolgreich zu sein. Ein wesentlicher Aspekt bei der Gewinnung und Bindung von Fachkräften ist die Schaffung guter Bedingungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Wissen über mögliche Maßnahmen

Diese Bedingungen ermöglichen und fördern die Erwerbstätigkeit von Beschäftigten, die Familienverantwortung tragen. Diese Gruppe, bestehend aus Müttern und Vätern, die etwa ein Viertel aller Erwerbstätigen in Deutschland ausmachen (rund 11,6 Millionen Personen), ist äußerst relevant auf dem Arbeitsmarkt. Zusätzlich kümmern sich 2,5 Millionen Erwerbstätige um pflegebedürftige Angehörige – Tendenz steigend. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für Eltern und Pflegende daher ein wichtiges Kriterium zur Attraktivität eines Unternehmens.

Die Prognos-Studie „Familienfreundliche Arbeitgeber: Die Attraktivitätsstudie“ zeigt, was erwerbstätige Mütter, Väter und Pflegende von ihren Arbeitgebern brauchen und erwarten. Zum ersten Mal wird dargestellt, was Arbeitgeberattraktivität für verschiedene Beschäftigtengruppen mit familiärer Verantwortung bedeutet. Dabei wird auch deutlich, inwiefern die Erwartung an konkrete Vereinbarkeitsmaßnahmen mit der Bereitschaft zu einem Arbeitgeberwechsel oder Gehaltsverzicht verbunden ist.

Risiken für Arbeitgeber

„Die Studie zeigt: Arbeitgeber riskieren den Verlust von Fachkräften, wenn sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vernachlässigen. In Zeiten des Fachkräftemangels können wir es uns nicht leisten, dass 42 Prozent der Beschäftigten sich vorstellen können den Arbeitgeber zu wechseln, weil familiäre Belange zu wenig berücksichtigt werden", sagt Bundesfamilienministerin Lisa Paus.

"Mütter, Väter und Pflegende brauchen die bestmöglichen Voraussetzungen, um Familie und Beruf in Einklang zu bringen“, ordnet die Bundesfamilienministerin die Ergebnisse ein.

Fachkräfte mit Familienverantwortung gewinnen

Für die Mehrheit der Beschäftigten mit familiärer Verantwortung ist die betriebliche Familienfreundlichkeit unverzichtbar: Für etwa 80 Prozent der Befragten gehören folgende Aspekte zu den wichtigsten Merkmalen eines Arbeitgebers: Flexibilität für geplante oder spontane Auszeiten und Arbeitszeitunterbrechungen sowie keine Benachteiligung der Karriere.

Wenn Mütter, Väter und Pflegende zwischen verschiedenen Maßnahmen wählen müssen, präferieren sie unterschiedliche Maßnahmen. Mit diesem Wissen und einer proaktiven Vereinbarkeitsstrategie, die sich an der Zusammensetzung der Belegschaft, der Personalplanung und an den Zielgruppen für die Personalakquise orientiert, können Unternehmen ihre Arbeitgeberattraktivität zielgerichtet steigern und Fachkräfte mit Familienverantwortung für sich gewinnen.

Rücksicht auf Kita-Öffnung

Mütter beispielsweise orientieren sich mit ihrer Arbeitszeit oft an externen Taktgebern. 60 Prozent halten daher eine arbeitgeberseitige Rücksichtnahme auf Öffnungszeiten von Betreuungseinrichtungen für sehr wichtig. Zeitliche Flexibilität soll nicht zu Nachteilen bei ihrer beruflichen Entwicklung führen. Daher sind Möglichkeiten, ihre Arbeitszeit bei Bedarf reduzieren oder aufstocken zu können und Führung in Teilzeit attraktiv.

45 Prozent der Väter würden gerne von ihrem Arbeitgeber aktiv zur Elternzeitnutzung ermutigt werden. Ferner wünschen sie sich Freiräume für Arbeitszeitanpassungen an familiäre Aufgaben – wozu insbesondere flexible Gestaltungsmöglichkeiten der wöchentlichen Arbeitszeit und des Arbeitsortes gehören.

Und Pflegende wünschen sich die gleiche Anerkennung für ihre Betreuungssituation wie Eltern. Sie benötigen einerseits Rücksicht auf spontane Betreuungsbedarfe, zugleich sind zuverlässige Arbeitszeiten ohne Überstunden wichtig. (sh)