Karriere

Weiterbildung soll Fachkräftemangel bei Behörden entgegensteuern

75 Prozent der öffentlichen Verwaltungen in Deutschland investieren in den Kompetenzaufbau ihres Personals, ergibt eine Studie von Sopra Steria. Denn mit dem Rekrutieren von Nachwuchs allein schließen Bund, Länder und Kommunen ihre Fachkräftelücken nicht.
19.08.2021

Mehr als sechs von zehn befragten Behörden und Ministerien stellen derzeit ihre Organisation um oder auf den Prüfstand.

 Behörden arbeiten an einer fundamentalen Umorganisation. Das zeigt die Studie „Potenzialanalyse Organisation x.0“ von Sopra Steria in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut. Fest verankerte Weiterbildungsprogramme gelten für die Befragten als zentraler organisatorischer Baustein, um künftig mit Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft mithalten zu können.

„Die öffentlichen Verwaltungen benötigen künftig mehr Menschen mit einem digitalen Mindset, die sich gut vernetzen und in Teams zusammenarbeiten“, sagt Ronald de Jonge, Partner und Operating Officer Public Sector Germany bei Sopra Steria. „Das erfordert ein verbindliches Mindestmaß an IT- und Digitalisierungs-Know-how bei allen, die in der Verwaltung arbeiten“, so de Jonge.
 

Digitalakademie des Bundes

Um digitale Kompetenz bei den Beschäftigten zu ermöglichen, gibt es in der öffentlichen Verwaltung verschiedene Ansätze. Ein Beispiel ist die 2021 gegründete Digitalakademie des Bundes. Sie soll IT-, Fach- und Organisationskompetenzen vermitteln und Selbstentwicklungsfähigkeiten sowie neue Führungs-, Kooperations- und Kommunikationskompetenzen fördern.

Auf Länderebene gibt es vergleichbare Initiativen. Baden-Württemberg hatte 2019 als Vorreiter zusammen mit den kommunalen Spitzenverbänden, der Führungsakademie, dem IT-Verbund Komm.ONE und dem Fraunhofer IAO eine Qualifizierungsoffensive gestartet und die Digitalakademie@BW ins Leben gerufen. Von den Programmen sollen auch die Mitarbeitenden in den Kommunen profitieren.

Weiterbildung nur ein Teil einer umfassenden Neuorganisation

Der Kompetenzaufbau ist eine von mehreren organisatorischen Maßnahmen, mit denen sich die öffentliche Verwaltung neu aufstellt, heißt es in der Studie. Mehr als sechs von zehn befragten Behörden und Ministerien stellen derzeit ihre Organisation um oder auf den Prüfstand.

Am häufigsten (84 Prozent der befragten Entscheider) nennen Verwaltungen die Integration von Homeoffice als Ziel von Organisationsreformen, so die Studie. Ronald de Jonge warnt allerdings davor, sich auf dem Remote-Work-Erfolg auszuruhen. „Homeoffice allein reicht bei weitem nicht aus, um den Grad an Umorganisation zu erreichen, der in den nächsten Jahren notwendig wird.“

Behörde wird kein Start-up

Zudem plädiert er für das richtige Maß an Agilität: „Eine Behörde ist auch künftig kein Start-up, sondern sollte eher die Zusammenarbeit intensivieren. Darüber hinaus wird es auch in den kommenden Jahren klassisch organisierte Einheiten geben, etwa die Rechnungsprüfung oder die Innenrevision einer Behörde. Hier würden agile Ansätze nicht zu Verbesserungen führen. Wo es aber beispielsweise darum geht, neue Leistungen für konkrete Lebenslagen der Bürger und Unternehmen zu entwickeln, sollten neue Arbeitsformen hinzukommen“, erklärt der Sopra-Steria-Berater. 

Das Zielbild einer modernen Organisation besteht demnach aus dem gekonnten Verschmelzen agiler und klassischer Organisationselemente – einer Merged Bimodal Organization – und nicht aus isolierten Start-up-Garagen ohne Bezug zur Alltagsarbeit.

Die Mehrheit der befragten Verwaltungsmanager sieht ebenfalls Reformbedarf bei der Zusammenarbeit. Sieben von zehn zielen beispielsweise auf eigenverantwortliche Teams, 51 Prozent sprechen sich für einen neuen Führungsstil – von der Entscheidung zur Moderation – aus, ergibt die Potenzialanalyse Organisation x.0 (externer Link). (sg)