Wirksamkeitskontrolle macht Gesundheitsmanagement nachhaltig

Es gilt, immer wieder neu zu evaluieren, was die Beschäftigten auf Dauer leistungsfähig macht.
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Psychische Belastungen bei Arbeit führen in Unternehmen seit Jahren zu steigenden Ausfallzeiten. Wie der DAK PsychReport 2024 zeigt, ist die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen von 2013 bis 2023 um 52 Prozent gestiegen.
Darauf weist der TÜV Rheinland in einer aktuellen Veröffentlichung hin. Die Betriebspsychologen des Dienstleisters empfehlen deshalb zunächst die Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen, auf deren Basis nach geeigneten Maßnahmen gesucht werden kann.
Einfluss der Führungskraft
Eine Gefährdungsbeurteilung deckt beispielsweise auf, ob sich Mitarbeitende durch die Führungsqualität positiv bestärkt oder unter Druck gesetzt fühlen. Beantwortet wird zum Beispiel auch, ob die Prozesse in einem Unternehmen effektiv sind oder Probleme zu Frustration bei den Beschäftigten führen.
„Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen stößt einen Veränderungsprozess an: Nach der Analyse und entsprechenden Maßnahmen folgt nach zwei bis drei Jahren die Wirksamkeitskontrolle“, erläutert Maxi Robinski, Arbeitspsychologin bei TÜV Rheinland. „Sie ist für mich der charmanteste Schritt in diesem Prozess, denn sie zeigt, welche Maßnahmen wirken und welche angepasst werden müssen."
Ermittlung des Handlungsbedarfs
Bei einer Wirksamkeitskontrolle wird aus einer Liste durchgeführter Maßnahmen ein griffiger und wissenschaftlich belastbarer Fragebogen erstellt, heißt es in einer Mitteilung des TÜV Rheinland. Dieser dient zur schriftlichen Befragung der Belegschaft oder wird in Workshops diskutiert und beantwortet. Dabei werden Mitarbeitende und Führungskräfte getrennt betrachtet. Die Auswertung erfolgt anonym.
„Das Ergebnis zeigt, welche Maßnahmen bei der Belegschaft die gewünschte Wirkung entfalten, welche wenig genutzt werden, aber Potenzial haben, und welche nicht den gewünschten Erfolg zeigen. Dadurch können wir Anpassungen vornehmen oder neue Maßnahmen entwickeln und so die zur Verfügung stehenden Ressourcen gezielt und nachhaltig einsetzen“, so Robinski.
Erfolgsfaktoren für die Wirksamkeitskontrolle
Wesentliche Erfolgsfaktoren für die ganzheitliche und wirksame Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen sind demnach die kontinuierliche Begleitung aller Schritte – optimalerweise durch Arbeitspsycholog:innen. Ebenso wichtig ist für Robinski die Einbeziehung der Mitarbeitenden von Anfang an, klar und verständlich definierte und kommunizierte Maßnahmen sowie eindeutige Zuständigkeiten für deren Umsetzung.
Die Wirksamkeitskontrolle sollte von Anfang an fest eingeplant und auch im bereitgestellten Budget berücksichtigt sein: „Bei unseren Befragungen stellen wir manchmal fest, dass eine gute Maßnahme im Unternehmen zu wenig bekannt ist. Bringt die Wirksamkeitskontrolle dies ans Licht, kann der Informationstransport verbessert und so das Potenzial der Maßnahme optimal ausgeschöpft werden.“
Schulungen für das Management
Den größten Einfluss auf die psychische Belastung von Beschäftigten hat nach Ansicht der Arbeitspsychologin die Führungsqualität. "Als entsprechend wirkungsvoll werden Maßnahmen eingestuft, die durch gezielte Schulungen, fachliche Weiterbildungen oder organisatorische Veränderungen der Führungsebene zu Verbesserungen führen“, erklärt sie.
Auch eine gute Kommunikation von Erfolgen im Unternehmen werde positiv bewertet. Wichtig sei dabei, die Informationen für die Belegschaft verständlich und attraktiv aufzubereiten. Zudem könne sich die ständige Aktualisierung von Stellenbeschreibungen positiv auf die psychische Belastung von Mitarbeitenden auswirken, wenn dadurch Arbeitsprozesse und Verantwortlichkeiten an die tatsächlichen Gegebenheiten am Arbeitsplatz angepasst werden.
„Mitarbeitenden vermittelt die Wirksamkeitskontrolle, dass ihr Unternehmen sich nachhaltig für die Gesundheit der Beschäftigten einsetzt“, betont Robinski. (bs)