E-Mobilität

LBBW-Studie: "Fördertopf für E-Autos kann 2022 austrocknen"

Der Bund muss die Kaufanreize für E-Autos ausweiten, warnen die Studienautoren. Sonst gefährde er Umweltziele. Um finanzielle Mittel zu generieren, solle die Ungleichbehandlung von Dieselfahrzeugen und Benzinern beendet werden.
13.11.2020

Die Kaufanreize für E-Autos zeigen Wirkung, so die LBBW-Studie. Aber die Fördertöpfe könnten Anfang 2022 bereits ausgeschöpft sein. (Symbolbild)

Der Absatz von elektrisch betriebenen PKWs in Deutschland ist auch dank Kaufprämien in Milliardenhöhe seit dem Sommer stark gestiegen, stellt eine aktuelle Studie von LBBW Research fest. Zwar lasse das die mittelfristigen Umweltziele der Bundesregierung näher rücken. Jedoch drohe der "Umweltbonus" ein Opfer seines Erfolgs zu werden.

Setze sich der Anstieg der Förderanträge ungebremst fort, könnten die dafür vorgesehenen rund 4,1 Milliarden Euro (davon knapp 2,1 Milliarden Euro Umweltbonus und 2 Milliarden Euro Innovationsprämie) bereits Anfang 2022 nahezu verbraucht sein, heißt es in der von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) beauftragten Studie.

Staatliche Anreize wirken

Kaufprämien wie der Umweltbonus fördern seit 2016 den Kauf von Elektroautos mit Batterieantrieb oder mit Hybridantrieb. Inzwischen würden damit mehr als eine Viertelmillion Fahrzeuge bezuschusst, Tendenz steigend, so die Analysten.

Im Oktober habe der Anteil der Elektroautos an den Neuzulassungen bei rund neun Prozent und damit um mehr als das Doppelte über den knapp vier Prozent im Mai, vor Erhöhung der Fördergelder, gelegen. Damals hatte die Bundesregierung die Kaufprämie (Umweltbonus und Innovationsprämie) auf bis zu 9000 Euro angehoben.

Studienautoren: E-Autos müssen 40 Prozent Marktanteil erzielen

Bei der Analyse der staatlichen Fördermaßnahmen schlussfolgern die Studienautoren, dass diese starken Zuwächse nicht ausreichen. Um 2030 die CO2-Flottenziele der EU zu erreichen, müsse eine Quote von 40 Prozent Anteil der Elektroautos an den zugelassenen PKW realisiert werden.

"Um das Langfristziel für Deutschland zu erfüllen, müssten nach unserer Berechnung die Quoten von batterie- und hybridgetriebenen Fahrzeugen bis 2025 auf jeweils rund 14 Prozent und für 2030 auf jeweils rund 20 Prozent steigen", erklärt Automobilanalyst Frank Biller, LBBW Research.

Fördertopf könnte 2022 ausgeschöpft sein

Umgerechnet müsse der monatliche Absatz elektrisch betriebener Fahrzeuge bis 2025 monatlich rund 78.000 Fahrzeuge und bis 2030 rund 115.000 Fahrzeuge betragen, heißt es weiter. Im vergangenen Monat war der Absatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum erst auf rund 48.000 PKW gestiegen. Zu wenig für die Ziele der Bundesregierung.

"Insbesondere die Dynamik der vergangenen Monate zeigt, wie erfolgreich die Maßnahmen sind. Aber bereits Anfang 2022 dürfte der Fördertopf weitgehend geleert sein", warnt Analyst Gerhard Wolf, LBBW Research. Während die Innovationsprämie bis 2021 befristet war, sollte der Umweltbonus bis 2025 reichen.

Ungleichbehandlung des Diesels beenden

Der Ausbau der Kaufanreize reicht laut den LBBW-Analysten nicht aus. Vielmehr sollte die steuerliche Ungleichbehandlung von Diesel und Benzinern beendet werden. Würde für beide Antriebe die gleiche Energiesteuer erhoben, käme bei ausgeglichener KfZ-Steuer ein jährlicher Betrag von rund 1,4 Milliarden Euro zusammen.

Dieser Betrag könnte der Elektromobilität zugutekommen, schlagen die beiden Studienautoren vor: Das langfristig geplante Ziel von eine Million Ladesäulen bis 2030 entspreche der Installation von 2000 Ladepunkten pro Woche. Und wäre gut aus den Mitteln der Angleichung der Energiesteuer auf Diesel finanzierbar. (jk)