Deutschland

Altmaier: Kohleausstieg nicht auf dem Rücken der Beschäftigten

Kurz vor den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg brachte das Kabinett Milliardenhilfen für die Kohleregionen auf den Weg, nun debattiert der Bundestag. Ein weiteres zentrales Gesetz lässt auf sich warten.
26.09.2019

Peter Altmaier, Bundeswirtschaftsminister

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat sich zuversichtlich gezeigt, dass der Strukturwandel im Zuge des Kohleausstiegs gelingt. «Ich bin überzeugt: Am Ende des Strukturwandels werden wir nicht weniger, sondern mehr Arbeitsplätze haben», sagte der CDU-Politiker am Donnerstag im Bundestag. Mit dem schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2038 könnten ein Drittel der CO2-Emissionen verringert werden. «Das darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten geschehen, das darf nicht zulasten ihrer Familien und ihrer Regionen gehen.»

Deswegen helfe der Bund den Kohleregionen wie der Lausitz, dem Mitteldeutschen und Rheinischen Revier. Der Bundestag debattierte in erster Lesung über einen entsprechenden Gesetzentwurf. Dieser sieht bis 2038 insgesamt Hilfen von 40 Milliarden Euro vor. Neue Bahnstrecken und Straßen sollen gebaut, das schnelle Internet ausgebaut werden. Neue Forschungseineinrichtungen und Behörden sollen angesiedelt werden. Um Anreize für private Investitionen zu setzen, sind Sonderabschreibungen geplant.

Konkreter Stilllegungsplan für Ende des Jahres

«Wir wollen, dass Deutschland den Weg in die Klimaneutralität geht, aber ein erfolgreicher, ein wettbewerbsfähiger Industriestandort bleibt», sagte Altmaier. «Und die Frage, wie wir den Kohleausstieg bewältigen, ist sozusagen die Nagelprobe, die erste und die wichtigste Nagelprobe, ob und wie das gelingt.»

Der Kohleausstieg ist ein wichtiger Punkt auch im geplanten Klimapaket der Bundesregierung, damit Deutschland seine Klimaziele für 2030 erreicht. Ein Gesetzentwurf zum Kohleausstieg soll laut Altmaier bis Jahresende vorliegen – darin soll ein konkreter Weg aufgezeigt werden, wann und wo genau Kraftwerke und Tagebaue stillgelegt werden.

"Armutszeugnis" und fehlende Planungssicherheit

Aus der Opposition kam Kritik. Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer sagte, es sei ein «Armutszeugnis», dass die Bundesregierung bis jetzt kein Gesetz zum Kohleausstieg vorgelegt habe. «Die Menschen verstehen nicht mehr, wieso das an der Stelle nicht vorangeht.» Linke-Fraktionsvize Caren Lay sagte, die Regionen bräuchten Planungssicherheit. Die Strukturhilfen müssten mit verbindlichen Abschaltplänen einhergehen. Es sei vor dem Hintergrund des Klimaschutzes befremdlich, dass so viele Straßenbauprojekte geplant seien. (dpa/ls)