Bayern: Kaum noch Anträge für neue Windräder
In Bayern werden immer weniger neue Windräder beantragt. Im vergangenen Jahr wurden im gesamten Freistaat gerade einmal vier Anlagen mit einer Gesamtleistung von 13 MW beantragt. Zum Vergleich: 2016 hatte es in Bayern immerhin noch 47 Anträge mit einer Gesamtleistung von 141 MW gegeben.
Dies geht aus einer Parlamentsanfrage der SPD-Landtagsfraktion an das Wirtschaftsministerium in München hervor, deren Antwort der Deutschen Presse-Agentur in München vorliegt. Aus dem Schreiben geht zudem hervor, dass 2016 106 Windräder in Betrieb gingen sowie 73 neue Anlagen genehmigt wurden, 2017 waren es 108 Inbetriebnahmen sowie fünf neue Genehmigungen. Diese Windräder waren jedoch beantragt worden, bevor die Staatsregierung die Auflagen verschärft hatte.
Der Rest zieht davon
Die Entwicklung der Windenergie in Bayern steht damit in krassem Widerspruch zum bundesweiten Trend: Hier wurden 2017 1792 neue Windenergieanlagen an Land mit einer Gesamtleistung von 5333 Megawatt neu gebaut - damit war es das bisher ausbaustärkste Jahr. Alleine im Vergleich zu 2016 war dies eine Steigerung von 15 Prozent, wie der Bundesverband Windenergie und der Maschinenbau-Fachverband VDMA Power Systems kürzlich in Berlin mitteilten.
Für den Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, Markus Rinderspacher, belegen die aktuellen Zahlen die «verantwortungslose Vollbremsung bei der Windenergie» infolge der Politik der Staatsregierung seit 2014. Damals hatte die CSU die sogenannte 10H-Regelung eingeführt. Zuvor, also im Jahr 2013, hatte es mit 400 Anträgen in Bayern noch einen neuen Rekord gegeben, bereits 2014 sank die Anzahl auf 220 Anträge und 2015 auf 36 Anträge. 10H besagt, dass ein Windrad mindestens das Zehnfache der Bauhöhe von der nächsten Wohnsiedlung entfernt sein muss - bei einer Rotorhöhe von 200 Metern also zwei Kilometer.
Rückgang von 99 Prozent
«Das entspricht einem Antragsrückgang seit 2013 von 99 Prozent», betonte Rinderspacher, der durchaus noch Ausbaupotenzial bei der Windenergie in Bayern sieht. Anstatt ihre Hausaufgaben bei der Energiewende zu machen, setze die Staatsregierung auf den Import von Atomstrom. Dabei produzierten Windkraftwerke preiswerteren und saubereren Strom als neue Erdgas- oder neue Kohlekraftwerke.
Auch aus wirtschaftlicher Sicht sei der dramatische Rückgang an Anträgen bedenklich. Der Staatsregierung warf er mangelnde Sensibilität beim Klimaschutz und mit Blick auf 11 800 bayerische Arbeitsplätze in der Windbranche eine beschäftigungsfeindliche Politik vor. «Bayern beheimatet viele mittelständische Zulieferbetriebe aus dem Maschinenbau, der Elektrotechnik und der IT-Industrie, die für die Windenergiebranche zentral sind; diese Arbeitsplätze wollen wir im Freistaat halten», sagte Rinderspacher. (dpa)