Deutschland

Energetische Sanierung hat enormes Arbeitsmarktpotenzial

Bis zu 280 000 neue Arbeitsplätze könnten im Bauhauptgewerbe entstehen, wenn der Gebäudebestand in Deutschland bis 2050 energetisch und den Klimazielen entsprechend modernisiert wird.
24.04.2018

Idyllisch – die Hafenstadt in Hamburg

Es ist das erklärte Ziel der Bundesregierung, bis 2050 einen klimaneutralen Gebäudebestand in Deutschland zu schaffen. In einer umfangreichen Studie hat das Forschungsinstitut für Wärmeschutz e.V. in München (FIW) im Auftrag des Bundesverbandes energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG) nun errechnet, welche Anstrengungen nötig sind, um dies Ziel zu erreichen. Besonders spannend war die Frage, welche Effekte eintreten, wenn die beschlossenen Klimaziele konsequent auf den Wohnungsmarkt angewandt werden.

Das Ergebnis der Studie ist eindeutig: die Sanierungsquote muss auf rund 1,6 Prozent jährlich erhöht werden, was einer Verdoppelung der aktuellen Quote entspricht. Dabei würden zirka 215 000 Arbeitsplätze im Bereich der energetischen Sanierung entstehen. Weitere 67 000 Arbeitsplätze kämen hinzu, denn auch im Neubau von energiesparsamen Gebäuden besteht Handlungsbedarf. Damit würde die konsequente Umsetzung der Klimaziele bis 2050 bedeuten, dass über 280 000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden müssten.

Potential zu verschenken wäre ein Fehler

Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer BuVEG: „Längst ist klar, dass durch Automation und Digitalisierung viele Arbeits- und Ausbildungsplätze in klassischen Berufen verschwinden. Mit der Umsetzung der energetischen Sanierung hat Deutschland jedoch langfristig ein großes, zukunftssicheres Beschäftigungsreservoir in der Bauwirtschaft. Dieses Potential durch eine inkonsequente Politik brachliegen zu lassen, wäre ein arbeitsmarktpolitischer und volkswirtschaftlicher Fehler.“ Der Ausbau werde dabei ganz überwiegend von kleinen und mittleren Betrieben gestemmt. Deshalb sei es wichtig, dass die politischen Rahmenbedingungen stimmen.

Es sei vonnöten, so der Verband, dass die Bundesregierung zügig die steuerliche Förderung verbessere und Fördermaßnahmen vereinfache. Im Wohnungsneubau wurden 2016 rund 240 000 Wohneinheiten errichtet. Dies waren 20 000 mehr als 2015. Inklusive der Umbaumaßnahmen im Bestand sind im vergangenen Jahr knapp 278 000 Wohnungen fertiggestellt worden. Insgesamt belief sich das Bauvolumen in Deutschland im Jahr 2016 auf rund 351 Mrd. Euro brutto. Etwa 57 Prozent des gesamten Bauvolumens in Deutschland flossen in den Wohnungsbau: das waren 200 Mrd. Euro. (sig)