Deutschland

"Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit sind kein Widerspruch"

Die Initiative Energieeffizienz-Netzwerke zieht Bilanz: Seit 2014 kam es zur Gründung von 167 Netzwerken. Die Schlagzahl muss erhöht werden, will man bis 2020 das Ziel von 500 Zusammenschlüssen erreichen.
09.04.2018

Zweite Jahresveranstaltung der Energieeffizienz-Netzwerke: Der Stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Michael Wübbels, während der Podiumsdiskussion im Gespräch mit Moderator Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Dena.

Der Anfang war etwas holprig. Doch dann entwickelten sich die Energieeffizienz-Netzwerke zu einem der erfolgreichsten Programme des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz (NAPE). Mit diesen Worten charakterisierte Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Dena, die Initiative bei der zweiten Jahresveranstaltung heute in Berlin. Seit dem Start der Initiative Energieeffizienz-Netzwerke im Dezember 2014 haben bundesweit bereits 167 Netzwerke unter Beteiligung von über 1600 Unternehmen ihre Arbeit aufgenommen. 22 Verbände unterstützen das Projekt. Und die Zielmarke ist ambitioniert: Bis 2020 sollen rund 500 Netzwerke etabliert sein – und fünf Mio. Tonnen CO2 eingespart werden. Im Moment hat die Dynamik etwas nachgelassen: Während im Jahr 2016 70 Netzwerke gegründet wurden, kam es im vergangenen Jahr zu 40 neuen Zusammenschlüssen.

Thomas Bareiß, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie: "Das Beispiel der Netzwerke zeigt: Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit sind kein Widerspruch. Wer in Energieeffizienz investiert, investiert in die Zukunft seines Unternehmens und richtet es wettbewerbsfähig aus."

"Es ist viel in Gang gekommen"

„Es ist viel in Gang gekommen. Darüber freuen wir uns“, betonte Ministerialdirigent Berthold Goeke vom Bundesumweltministerium. Eine Investition in den Klimaschutz bringe einen Wettbewerbsvorteil. Goeke hob hervor, dass Deutschland eine Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch gelungen sei. Seit 1990 sei das Bruttoinlandsprodukt um 45 Prozent gestiegen, während der Energieverbrauch um 15 Prozent gesunken sei.

„Anfangs war es ein sperriges Thema“, erklärte Michael Wübbels, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) bei der Podiumsdiskussion. Doch jetzt sei die Initiative bei Stadtwerken etabliert. Der VKU habe das Thema sehr schnell regionalisiert und über die Landesgruppen bearbeitet. Schließlich seien regionale Netzwerke von großer Bedeutung. In diesen Netzwerken spielen Stadtwerke unterschiedliche Rollen: mal sind sie Moderator, mal Initiator oder Berater. Mit Hilfe des Verbandes wurden sehr schnell Analysen angefertigt, um zu erkennen, welche Kundengruppen als Zielgruppen interessant seien. Und vor allem welche Business-Modelle realisierbar sind. All diese Erkenntnisse münden jetzt in den zahllosen Projekten der Bereiche Energieberatung, Contracting, Sektorenkopplung, Mieterstrom oder Quartierssanierung.

"Faire Bedingungen schaffen"

"Es ist nicht einfach, Unternehmen für die Idee zu begeistern", äußerte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Ingrid Nestle. Zudem setze der Markt noch immer die falschen Signale: Wer CO2 oder Energie einspare, werde nicht belohnt. „Wir müssen endlich faire Bedingungen schaffen“, so die Grünen-Politikerin. Bei einer Ausrichtung der Politik an CO2-Emissionen werde sehr schnell eine größere Dynamik aufkommen.

„Man muss am Anfang viel diskutieren, um die Unternehmen zu überzeugen“, erläuterte Naemi Denz, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des VDMA. Doch mittlerweile habe der Verband zehn Netzwerke etabliert. Die Energieeinsparung liege bei etwa vier Prozent. „Damit sind wir sehr zufrieden.“ Meist werden Antriebe, Pumpen und Ventilatoren ausgetauscht.

Kleinere Handwerksbetriebe haben keine Zeit

SPD-Bundestagsabgeordneter Timon Gremmels betonte, dass gerade kleinere Handwerksbetriebe meist keine Zeit hätten, sich mit dem Thema zu beschäftigen.

Barbara Minderjahn, Geschäftsführerin des VIK Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft, stellte heraus, dass gerade große Unternehmen schon ausführlich das Thema Energieeffizienz beackert hätten. Ähnlich äußerte sich Jörg Rothermel, Geschäftsführer des Verbandes Energieintensive Industrien, der auf die Energieaudits verwies.

Die Ausgezeichneten:

Die ausgezeichneten Netzwerke sind: das "EVU-Energieeffizienznetzwerk II" (Träger: Envia Mitteldeutsche Energie AG), das Netzwerk "Ökoprofit Klub 2017/18" (Träger: Landeshauptstadt München), das Netzwerk "GlasNET 2.0" (Träger: Bundesverband Glasindustrie e.V.) und das "Energieeffizienznetzwerk Dresden 2" (Träger: Sächsische Energieagentur SAENA GmbH). Die Verleihung erfolgte im Rahmen der Jahresveranstaltung der Initiative, die am Montag mit rund 300 Teilnehmern aus Wirtschaft und Politik in Berlin stattfand. (al)