Deutschland

Essen: RWE-Aktien sollen der Stadt weiterhin Dividenden bringen

Essen hat einerseits hohe Schulden, besitzt andererseits aber auch 18,8 Millionen RWE-Aktien. Um die Anteile an dem Energieversorger ist eine alte Kontroverse erneut aufgeflammt.
25.01.2019

Große Pläne mit der Verarbeitung und Nutzbarmachung Enereuerbarer Energien: RWE

In den vergangenen Jahren schwankte die RWE-Dividende spürbar. So kassierte vor 10 Jahren die Stadt Essen eine Rekord-Ausschüttung von 84,4 Mio. Euro. 2016 und 2017 dagegen guckte die Stadt vor dem Hintergrund der Energiewende in die Röhre – kein einziger Cent wurde gezahlt. Deswegen versuchten jetzt die Grünen im Verein mit der Linken, einen Verkauf der Wertpapiere zu erwirken. Sie wollten den Erlös in die städtische Wohnungsbau-Politik investieren, Grundstücke kaufen und das Eigenkapital des Wohnungsanbieters Allbau stärken.

Im vergangenen Jahr gab es dank der zurückgezahlten Brennelementesteuer immerhin wieder 1,50 Euro je Aktie, in diesem Jahr sollen es 70 Cent sein; dies wären Einnahmen von 13,1 Mio. Euro für die Stadt. Bei einem Aktienkurs von 20 Euro wäre dies eine Rendite von 3,5 Prozent. Angesichts dessen votierte der Stadtkämmerer Gerhard Grabenkamp gegen einen Verkauf der Papiere und der Rat der Stadt folgte mehrheitlich. So meldeten die Zeitungen der Funke Mediengruppe: "Das Tafelsilber bleibt im Schrank."

615 Millionen Aktien: das Grundkapital von RWE

Die Stadt Essen besitzt exakt 18.761.230 RWE-Aktien. Das ist ein Anteil von knapp über drei Prozent an dem Energieversorger. 1.598.380 Aktien besitzt die Stadt selbst, 6.835.408 Aktien die zu 100 Prozent städtische Verkehrs- und Versorgungs-Holding EVV, 174.035 Aktien die Ruhrbahn GmbH. Die aber profitiert vor allem über eine Wertpapierleihe von weiteren 10.153.407 RWE-Aktien, die sich zu diesem Zweck im städtischen Bestand befinden.

Grabenkamp hat die Dividenden-Erlöse der RWE-Aktien mit der Höhe jener Zinsen verglichen, die der Stadt erspart bleiben, sollte sie mit dem Gewinn aus dem Aktien-Verkauf Teile ihrer Schulden tilgen. Das Ergebnis: Angesichts der historisch niedrigen Zinsen bringt schon eine recht bescheidene Dividende finanzielle Vorteile. Die Funke Mediengruppe resümiert: "Die letzten Jahre haben gezeigt: Auch eine Dividenden-Pause von zwei Jahren kann locker durch eine satte Ausschüttung im Jahr drauf wieder wettgemacht werden."

Andere Städte haben den Ausstieg schon beschlossen

Doch die Grünen haben kein Vertrauen in RWE. "Wer sagt uns, dass die RWE-Aktie einen weiteren Wertzuwachs erfährt?", fragte Fraktionschefin Hiltrud Schmutzler-Jäger am Mittwoch im Rat nach Angaben der Funke Mediengruppe. Der Vorstoß von den Grünen und der Linken war ein politischer Vorstoß: Aus Gründen der Energie- und Klima-Politik forderten sie den Abschied von der Anteilseignerschaft bei RWE. Die beiden Parteien argumentieren, dass viele andere Städte in Nordrhein-Westfalen den Ausstieg schon vollzogen oder zumindest beschlossen hätten. Die Partei Die Linke bezeichnet RWE in der jüngsten Debatte als "eine der größten Dreckschleudern" im Land. (sig)