Deutschland

Strombasierte Brennstoffe: Offshore-Wind bietet preiswerte Lösung

Agora Verkehrswende und Agora Energiewende legen Studie zu Einsatzmöglichkeiten und Kosten von aus erneuerbarem Strom produzierten Kraftstoffen und Gasen vor.
13.02.2018

Der Trianel Windpark Borkum, ehemals Offshore-Windpark Borkum West II, wird in zwei Phasen mit je 200 MW errichtet. Der erste Teil läuft bereits seit 2016, im zweiten Teil werden 2019 die 32 Turbinen errichtet.

Im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD ist vereinbart, dass die Anforderungen an den Klimaschutz langfristig steigen sollen. Das ist aber nicht nur politisch gewollt, sondern angesichts des Klimawandels auch pure Notwendigkeit. Nach Meinung der beiden Thinktanks Agora Energiewende und Agora Verkehrswende erfordern die ambitionierten neuen Klimaziele langfristig den gezielten Einsatz strombasierter synthetischer Brennstoffe und den Ausstieg aus fossilem Öl und Gas. Der Haken an der Sache: eine Kilowattstunde Strom, die derart synthetisch gespeichert ist, kostet zwischen 20 und 30 Eurocent – das ist rund fünfmal so teuer wie beispielsweise fossiler Dieselkraftstoff.

Wie können die gegenwärtig sehr hohen Kosten für die Herstellung strombasierter Energieträger sinken? Dazu sollte frühzeitig und kontinuierlich in den Bau von Erzeugungsanlagen investiert werden, empfehlen die beiden Thinktanks. Allerdings lassen sich langfristig Kostensenkungen nur dort erzielen, wo sich Erneuerbarer Strom über viele Stunden pro Jahr besonders billig erzeugen lässt, beispielsweise in Marokko, in Saudi-Arabien oder speziell auch in Windparks in der Nord- oder Ostsee. Das geht aus dem zweiten Teil der Studie hervor, der im Auftrag der Thinktanks von dem international tätigen Beratungsunternehmen Frontier Economics angefertigt wurde.

Die 100-Gigawatt-Herausforderung

Aus erneuerbarem Strom erzeugtes Gas werde demnach langfristig nicht nur zwecks Rückverstromung benötigt, um bei vorübergehend geringer Einspeisung von Strom aus Windenergie und Photovoltaik die klimaneutrale Elektrizitätsversorgung über diese „Dunkelflaute“ hinweg zu sichern. Synthetisches Gas oder synthetisch hergestellter flüssiger Kraftstoff seien darüberhinaus als Ergänzung der direkten Erneuerbaren-Energien- und Stromnutzung für die sehr weitgehende Dekarbonisierung des Verkehrs unverzichtbar. Auch in der Industrie und der Wärmebereitstellung böten sich Vorteile.

Es geht um „eine internationale 100-Gigawatt-Herausforderung“ und um einen „Öl- und Gaskonsens“, heißt es in einer gemeinsamen Analyse der beiden Stiftungs-Initiativen. Allerdings sollten synthetische Brennstoffe nur sehr gezielt genutzt werden – „wie ein Joker beim Kartenspiel“, sagt Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Dort, wo sie wirklich Vorteile bringen und nicht durch bereits vorhandene Trümpfe ersetzbar sind. Vor allem im Flug- und Schiffsverkehr, bei chemischen Grundstoffen und für Hochtemperaturwärme. Wo wir jedoch Strom direkt nutzen können, etwa im Gebäudesektor, sollten wir das tun. Es wird immer günstiger und effizienter sein als die Nutzung synthetischer Brennstoffe.“ (sig)