Deutschland

Umfrage zum Klimakabinett: Unternehmen haben geringes Vertrauen in Politik

Die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF) hat im Vorfeld der Sitzung des Klimakabinetts am 20. September die Ergebnisse einer Kurzbefragung von Unternehmen der Energie- und Energieeffizienzbranche präsentiert. Auch wo die Befragten Reform- und Handlungsbedarf sehen, wurde aufgezeigt.
18.09.2019

Martin Bornholdt, geschäftsführender Vorstand der DENEFF, kritisiert die Bundesregierung und deren Zögern.

Zudem kombiniert sie die Umfrageergebnisse gemeinsam mit ersten Auswertungen einer umfassenderen Branchenbefragung, welche die DENEFF gemeinsam mit PwC im Frühjahr durchgeführt hat.

Die aktuelle Umfrage zeigt, dass 94 Prozent der befragten Unternehmen zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen als sehr wichtig oder wichtig betrachten. Im Kontrast dazu stehe das fehlende Vertrauen in die Politik, die erforderlichen Maßnahmen zu verabschieden. Zwei Drittel haben ein geringes oder sehr geringes Zutrauen, nur drei Prozent gaben an, ein hohes Vertrauen zu haben. 

Vertrauen wurde zerstört

Martin Bornholdt, geschäftsführender Vorstand der DENEFF, kritisiert hierbei die Regierung: "Das Rumlavieren der Bundesregierung in den letzten Jahren hat massiv Vertrauen zerstört. Dabei wäre gerade jetzt eine Investitionsoffensive für mehr Energieeffizienz in Gebäuden und Unternehmen notwendig – für Klimaschutz und Wirtschaftsentwicklung."

Erwartet würden nach der Umfrage vor allem zusätzliche Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz (66 Prozent) sowie eine Wärmewende und die energetische Optimierung des Gebäudebestands (61 Prozent).

Reform der Abgaben und Steuern

Die Mehrheit der Unternehmen wünscht sich eine Reform von Abgaben und Steuern auf den Energieverbrauch, wie drei Viertel der Befragten angaben. Die im Klimakabinett diskutierte CO2-Bepreisung stößt bei ebenfalls drei Vierteln auf Zustimmung.

Auch höhere Fördermittel werden als wichtig erachtet. Gleichzeitig plädiert knapp die Hälfte der Unternehmen für mehr ordnungspolitische Vorgaben und gegebenenfalls auch Verbote.  

Daneben werden insbesondere Steueranreize für Haussanierer und Unternehmen von mehr als drei Vierteln begrüßt.

Ölheizungen verbieten?

Eine Abwrackprämie für Ölheizungen – wie von der CDU vorgeschlagen – hält hingegen nur ein knappes Drittel der Befragten für sinnvoll oder sogar sehr sinnvoll. Ein anderes Drittel bewertet dies für weniger sinnvoll oder unsinnig, so die Umfrageergebnisse. Für ein Verbot neuer Ölheizungen ab 2030 sprechen sich knapp zwei Drittel aus.

Volker Breisig, Partner bei PwC, stellt Forderungen an die Politik: "Wichtig ist vor allem eine konsequente Energieeffizienzpolitik, um Planungssicherheit für die Unternehmen zu schaffen. Mit über 150 Milliarden Euro Umsatz im Jahr ist die Branche ein wichtiger Job- und Wachstumsmotor. Immerhin sprechen wir von rund 600.000 Beschäftigten."

Energiepolitik wichtiger als Energiepreise

Laut der diesen Aussagen zugrundeliegenden Branchenbefragung, die PwC und DENEFF dieses Frühjahr durchgeführt haben, gaben fast zwei Drittel an, dass politische Rahmenbedingungen der bedeutendste Markttreiber sind. "Der politische Rahmen ist für die Marktentwicklung weiterhin deutlich wichtiger als die Energiepreise oder technologische Innovationen", so Breisig.

Das geringe Vertrauen in die Klimapolitik der Bundesregierung zeichnete sich bereits im Frühjahr ab: Zwei Drittel der befragten Unternehmensvertreter gaben bereits damals an, dass sie sehr unzufrieden oder unzufrieden sind mit der Energieeffizienzpolitik der Bundesregierung. (ab)