International

Atomaufsicht skeptisch zu Betriebsverlängerung für Altmeiler Dukovany

Der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis möchte das Atomkraftwerk Dukovany bis 2045 laufen lassen. Fachleute sehen solch eine lange Laufzeit eines russischen Kraftwerks kritisch.
05.11.2018

Die vier Reaktoren des Kernkraftwerks Dukovany, ein Druckwasserreaktor russischer Bauart, wurden zwischen 1985 und 1987 in Betrieb genommen. Das Kraftwerk liegt etwa 200 Kilometer östlich von Passau.

Die Vorsitzende der tschechischen Atomaufsicht, Dana Drabova, hat vor den Risiken einer Betriebsverlängerung für den Altmeiler Dukovany in Südmähren weit über das Jahr 2035 hinaus gewarnt. Die Regierung in Prag spiele damit auf Zeit, kritisierte Drabova und sprach von «ungeheuren Unsicherheiten». So könne innerhalb Europas der Druck steigen, Atomkraftwerke nach 40 Jahren «in den Ruhestand zu schicken». Niemand könne heute sagen, wie in Zukunft die Anforderungen an die Sicherheit aussehen werden.

Zudem gebe es weltweit kaum Erfahrungen mit Atomkraftwerken, die länger als 50 Jahre betrieben würden, sagte die Nuklearphysikerin der Zeitung «Hospodarske noviny» (Montag). Das in den Jahren 1985 bis 1987 in Betrieb genommene AKW Dukovany sowjetischer Bauart liegt rund 100 Kilometer nördlich von Wien und 200 Kilometer östlich von Passau.

Modernisierung ist günstiger wie Neubau

Drabova reagierte auf einen Vorschlag des tschechischen Ministerpräsidenten Andrej Babis. Er hatte vor wenigen Tagen eine Verlängerung der Laufzeit des Atomkraftwerks um weitere zehn Jahre bis 2045 ins Spiel gebracht. Eine Modernisierung der bestehenden Anlage wäre zehnmal günstiger als ein Reaktorneubau, argumentierte der Gründer der liberal-populistschen Partei ANO.

Drabova betonte, es handele sich nicht nur um eine technische, sondern auch eine politische und strategische Entscheidung. Nach ihrer Einschätzung wird der Zeitplan eng. Ein Reaktorneubau wäre frühestens im Jahr 2039 betriebsbereit. (dpa/al)