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EU-Bündnis: Stärkere Berücksichtigung von PV im Green Deal

Vertreter der europäischen Solarbranche haben ein neues Bündnis ins Leben gerufen, um PV stärker als Schlüsseltechnologie der Energiewende anzuerkennen und den Markt weiter zu beleben.
06.05.2020

Photovoltaik bleibt laut einem neuen EU-Bündnis im Green Deal weitgehend unberücksichtigt. Das muss sich schnell ändern – immerhin gilt die Sonne nach Wind als stärkste Erneuerbaren-Kraft.

Unter dem Titel „Solar Europe Now“ haben sich über 90 Akteure der europäischen PV-Branche, darunter das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), versammelt, um die Erneuerbaren-Technologie im Rahmen des Green Deals stärker voranzubringen. So müsse PV in den kommenden Klima-, Forschungs- und Innovationsinitiativen stärker berücksichtigt und finanziell gefördert werden. Nur so lasse sich das EU-Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreichen.

Aus Sicht der Initiatoren wird die Solartechnik zu wenig im Green Deal der EU berücksichtigt, wie Roch Drozdowski-Strehl, CEO des Institut Photovoltaïque de l’Île de France (IPVF), eines international anerkannten Photovoltaik-Forschungsinstituts mit Sitz in Frankreich, und Gründer von "Solar Europe Now", betont: "Ein dynamischer Photovoltaikmarkt ist die Grundlage für die Wiederbelebung der europäischen Solarproduktionsindustrie und die Schaffung von mehr als 100.000 Arbeitsplätzen entlang der gesamten Wertschöpfungskette."

China darf Deutschland nicht den Rang ablaufen

Der europäische Green Deal eröffne die Möglichkeit, nachhaltige und arbeitsplatzschaffende Aktivitäten in den Bereichen emissionsarmer Technologien auszuweiten und so den Beschäftigungsrückgang im Sektor der fossilen Brennstoffe sowie in CO₂-intensiven Prozessen auszugleichen. Es sei laut Drozdowski-Strehl unerlässlich, dass "wir einen maßgeschneiderten politischen und finanziellen Rahmen entwickeln, um die europäische PV-Herstellungskapazität wiederzubeleben."

Die Förderung von Forschung und Entwicklung der Photovoltaik würde nicht nur die industrielle Souveränität der EU gegenüber China und Asien stärken, das immer noch 97 Prozent der weltweiten produzierten Solarmodule herstellt, sondern auch die europäische Führungsrolle in strategischen Schlüsseltechnologien ausbauen und wäre nicht zuletzt ein positives Signal für die Hersteller.

Potenzial für PV-Anteil am europäischen Strombedarf bei rund 15 Prozent

Andreas Bett, Direktor des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE in Deutschland betont in diesem Zusammenhang die Bedeutung von Forschung und Entwicklung: "Einige der weltweit fortschrittlichsten Technologien, wie Tandem-Solarzellen, die die Wirkungsgrade von Siliciumsolarzellen übertreffen, sowie nachhaltige Produktionstechnologien unter Berücksichtigung von Kreislaufwirtschaft und Recycling, werden derzeit in europäischen Forschungszentren entwickelt. Die Förderung von Investitionen in diese Schlüsseltechnologien auf EU-Ebene wird einzigartige Möglichkeiten für bahnbrechende Innovationen und Entwicklungen im Bereich des geistigen Eigentums bieten und gleichzeitig Raum für Neueinsteiger schaffen."

Die Photovoltaik deckt derzeit nur drei Prozent des gesamten Strombedarfs der EU, bei einem geschätzten Potenzial von 15 Prozent bis 2030. Europäische Forschungszentren entwickeln Spitzentechnologien für die industrielle Fertigung entlang der gesamten photovoltaischen Wertschöpfungskette. Diese neuen Spitzenlösungen bilden die Grundlage für die Renaissance einer weltweit wettbewerbsfähigen industriellen PV-Produktion in Europa. Der globale Gesamtjahresumsatz der europäischen PV-Industrie wird derzeit auf fünf Milliarden Euro geschätzt. (ls)