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Russischer Botschafter: Moskau hofft bei Nord Stream 2 auf Biden

Sergej J. Netschajew schießt scharf gegen den abgewählten US-Präsidenten Trump. Es bestehe kein Anlass, sich vor einem russischen Monopol beim Erdgas zu fürchten.
04.02.2021

US-Präsident Joe Biden hält in Sachen Pipeline bislang weitgehend am Trump-Kurs fest.

Ein Abbruch der Bauarbeiten an der Gasfernleitung Nord Stream 2 würde nach den Worten des russischen Botschafters in Berlin, Sergej J. Netschajew, das Vertrauen der Investoren an die Gültigkeit von Verträgen untergraben. "Das wird negative Folgen nach sich ziehen und wird den Wunsch verstärken, protektionistische und politische Maßnahmen (...) häufiger zu ergreifen", schrieb Netschajew in einem Beitrag für die "Berliner Zeitung" (online Mittwoch).

Über die im Ostseegrund verlegte Leitung Nord Stream 2 soll Erdgas von Russland nach Deutschland transportiert werden. "Diesem rein wirtschaftlichen multilateralen Projekt wurden alle benötigten Genehmigungen erteilt", schrieb Netschajew. Es entspreche den Interessen der europäischen Gasverbraucher, stärke Deutschlands Energiesicherheit in der Energiewende und fördere die Klimaziele.

Botschafter: Ängste vor Monopol unbegründet

Spekulationen über Europa Abhängigkeit vom russischen Erdgas seien unbegründet: "Es gibt mehrere Lieferanten und Lieferwege. Niemand hat ein Verkaufsmonopol." Die abgewählte US-Regierung habe das Projekt "durch Erpressung, Drohungen und exterritoriale Sanktionen zu verhindern" versucht. "Wir hoffen, dass die neue US-Regierung ihre Partner und die Grundsätze des internationalen Handels respektieren wird", schrieb Netschajew.

Nach der Aufhebung der Bewährung für den russischen Kreml-Kritiker Alexej Nawalny hat sich die Bundesregierung offen für neue Strafmaßnahmen der EU gegen Russland gezeigt. Allerdings hält sie an Nord Stream 2 weiter fest. Nawalny war am Dienstag zum Absitzen einer 2014 erhaltenen Haftstrafe wegen Betrugs verurteilt worden, weil er gegen Bewährungsauflagen verstoßen habe. Wegen seiner Inhaftierung will die EU über neue Sanktionen gegen Russland beraten. (dpa/amo)