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Studie: Schärfere EU-Klimaziele umsetzbar

Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft hat begonnen und soll straffere Klimaziele für 2030 durchsetzen. Eine Studie des Öko-Instituts setzt hierfür bei der Treibhausminderungsquote in den Non-ETS-Sektoren an.
24.08.2020

Die EU könnte ihre Klimaziele deutlich verschärfen, wie genau das umgesetzt werden soll, verrät eine neue Studie des Öko-Instituts.

Die EU will die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 40 Prozent gegenüber 1990 senken. Die neue Studie „How to Raise Europe‘s Climate Ambitions for 2030” im Auftrag von Agora Energiewende zeigt, die EU-Politiker dürfen durchaus größere Ambitionen an den Tag legen: Laut den Studienautoren sei eine Reduzierung um 55 Prozent bis 2030 erreichbar.

Hierfür schlägt das Öko-Institut, das die Studie erstellt hat, vor, die Ziele im Bereich des Emissionszertifikathandels um 16 bis 20 Prozentpunkte zu verschärfen. In den Sektoren Verkehr, Landwirtschaft und Gebäude könnten zudem 45 bis 49 Prozent im Vergleich zu 2005 eingespart werden. Das entspricht etwa 15 bis 19 Prozentpunkte mehr als bisher vorgesehen.

Diese Ergebnisse sind vor allem mit Blick auf die deutsche EU-Ratspräsidentschaft interessant, denn bis Ende des Jahres sollen die Klimaziele der Mitgliedsländer neu beschlossen werden. 2021 sollen die überarbeitete Klimastrategie dann auf der Klimakonferenz in Glasgow präsentiert werden.

 „Damit die Klimakonferenz in Glasgow erfolgreich werden kann, muss die Europäische Union dort ein deutlich erhöhtes Klimaziel vorlegen“, sagt Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Das Ziel muss mit Maßnahmen unterlegt sein, mit denen es erreicht werden kann. Unsere Studie zeigt, dass die bestehende Klimaschutzarchitektur in der EU dafür prinzipiell geeignet ist. Die EU-Klimaschutzinstrumente müssen allerdings deutlich angeschärft werden, um die Emissionsminderungen auch tatsächlich zu erreichen.“

Kosten gerecht verteilen

Während die skandinavischen Länder bereits vormachen, wie ambitionierter Klimaschutz umgesetzt werden kann, hinken vor allem ärmere EU-Staaten in Süd- und Osteuropa hinterher. Um die dafür anfallenden Kosten gerecht zu verteilen, schlägt die Studie mehrere Kompensationsmechanismen vor – beispielsweise, indem Erlöse eines AEA-Markts teilweise an ärmere EU-Staaten ausgeschüttet werden.

„Es ist wichtig, dass die EU-Mitglieder möglichst rasch anfangen, ihre Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität umzubauen. Die dadurch erzielten Emissionsminderungen summieren sich über die Jahre auf und erleichtern das Erreichen von Klimaschutzzielen für 2030 und auch für 2050. Spätere Emissionsminderungen müssten hingegen äußerst drastisch ausfallen, um einen ähnlichen Effekt zu erzielen. Sie sind daher viel schwerer politisch und wirtschaftlich umsetzbar“, betont Graichen. (lm)