Recht & Regulierung

Netzagentur lobt EEG-Ausschreibungen

Regulierungsbehörde präsentiert ihren Jahresbericht 2017. Die Beschwerden häufen sich – nicht nur über Energieversorger.
08.05.2018

Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur

Moderne und leistungsfähige Netze seien für die Zukunft des Wohlstands unverzichtbar, schreibt die Bundesnetzagentur in ihrem Jahresbericht 2017. Im Energiebereich legt sie den Fokus auf Fortschritte beim Stromnetzausbau, erfolgreiche Ausschreibungen für erneuerbare Energien oder die Hilfe für Verbraucher bei Fragen zu Verträgen.

Erste Ergebnisse der 2017 eingeführten Ausschreibungen für Erneuerbare lassen laut Bundesnetzagentur auf eine Senkung der EEG-Förderung und damit eine Entlastung der Verbraucher schließen. Für Solaranlagen sei die Gebotsmenge 2017 in jeder Runde mehrfach  überzeichnet gewesen. 2017 gingen 340 Gebote ein, die ein  Volumen von 1888 MW haben. Davon wurden 90  Zuschläge erteilt. Die  Zuschlagswerte seien kontinuierlich gesunken – bis unter 5 ct/kWh in der dritten Runde. Für Windenergieanlagen an Land wurden drei Gebotsrunden mit einem Ausschreibungsvolumen von 2.800 MW durchgeführt. 198 Zuschläge wurden erteilt, die Menge  betrug 2824 MW. Jeweils erste Ausschreibung gab es auch für Biomasseanlagen (14,30 ct/kWh) und KWK-Anlagen (4,05 ct/kWh). Überraschend niedrig lag der Zuschlagswert schließlich in der ersten Ausschreibung für Offshorewindparks. Vier Gebote mit insgesamt 1.490 MW erhielten den Zuschlag für durchschnittlich 0,44 ct /kWh.

400 Beschwerden zu unerlabter Telefonwerbung

Auf Wachstum stehen dagegen die Zeichen bei der Zahl der Beschwerden – nicht nur bei Energie, sondern auch in den anderen Themenbereichen der Behörde: Post, Bahnen oder Telekommunikation. Im vergangenen Jahr kamen rund 15.800 Anfragen und Beschwerden aus dem Bereich Energie. Schwerpunkte waren Abrechnung, verdeckte  Preiserhöhungen, verzögerter Lieferantenwechsel und  vertragliche Streitigkeiten.  Auch die Einführung intelligenter Zähler sei ein wichtiges Thema gewesen. Rund 400 Beschwerden  gingen wegen unerlaubter Telefonwerbung durch Energielieferanten ein.

Sehr optimistisch zeigt sich die Bundesnetzagentur für die Integration von Elektromobilität. In einem durch Überkapazitäten geprägten Strommarkt stehe ausreichend elektrische Energie zum Ausbau der Elektromobilität in Deutschland zur Verfügung, schreibt sie im Jahresbericht. Ob dies auf Dauer so bleiben wird, hänge von den energiepolitischen Rahmenbedingungen ab. Für Netzbetreiber sei es vor allem wichtig, ausreichend Informationen über den Zubau privater Ladeinfrastruktur zu erhalten. "Dazu sollten die Verteilernetzbetreiber die heute schon bestehenden Möglichkeiten in den Netzanschlussbedingungen nutzen", schreibt die Behörde. Nur wenn die zusätzlichen Lasten bekannt sind, können die Netzbetreiber die richtigen Maßnahmen ergreifen.

Baukostenzuschuss für Ladesäulen

Zu diskutieren sei über einen Mechanismus zur netzdienlichen Anpassung, der die Ladevorgänge zeitlich entzerrt. Die Kosten für die Steuerungstechnik seien aber vom Errichter der Ladesäule zu tragen. Netzverträgliches Ladeverhalten über die Netzentgelte anzureizen werde nicht funktionieren. Ein sinnvoller Anreiz, um den Netzausbau angemessen zu begrenzen, könnte analog zum Baukostenzuschuss beim Anschluss der Ladeeinrichtung gesetzt werden: Der Ladesäulenbetreiber teilt dem Netzbetreiber die Ladekapazität mit, die er nutzen möchte, und der Netzbetreiber erhebt dann für die Höhe der Ladekapazität ein Entgelt.

Im Gasbereich gehört neben dem Netzausbau die Marktraumumstellung von L- auf H-­Gas zu den umfangreichen Projekten. Nach aktuellem Stand werde ab Mitte 2029 kein niederländisches L-­Gas mehr nach Deutschland exportiert. Von der veränderten Erdgasversorgungsstruktur sind über vier Millionen Haushalts-, Gewerbe-­ und Industriekunden mit geschätzten 4,9 Mio. Gasverbrauchsgeräten betroffen. Diese Geräte müssen in den kommen Jahren bis 2029 schrittweise angepasst werden. Die Bundesnetzagentur begleitet diesen Prozess etwa durch Informationsveranstaltungen oder durch Veröffentlichungen auf ihrer Internet-Site. (wa)