Recht & Regulierung

Rheinenergie-Vorstand Cerbe: Gesetzgeber muss im Streit um Datenhoheit nachbessern

Im Konflikt zwischen Verteil- und Übertragungsnetzbetreibern sind Anwendungshilfen notwendig, fordert Rheinenergie-Vorstand Andreas Cerbe im ZfK-Interview.
23.03.2018

Andreas Cerbe, Netzvorstand des Kölner Regionalversorgers Rheinenergie.

Der Konflikt zwischen Verteil- und Übertragungsnetzbetreibern um die Datenhoheit hat hohe Wellen geschlagen. Seinen Ursprung hat der Streit im Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende. "Da hatten wir am Anfang das Problem, überhaupt erstmal eine gemeinsame Definition der Begriffe Daten, Datenhoheit und Datenzugriffe zu bekommen", sagte Andreas Cerbe, Netzvorstand des Kölner Regionalversorgers Rheinenergie, im Interview mit der ZfK. Der Dialog zwischen der Netzbetreibern sei aber nicht stehen geblieben. Inzwischen sei klarer, "warum der Übertragungsnetzbetreiber bestimmte Daten benötigt, wo die Grenze ist und warum er bestimmte Daten auch gar nicht haben will", so der Rheinenergie-Vorstand.

Verantwortung wird sich in "erheblichem Umfang" ins Verteilernetz verlagern

Im Kern geht es darum, neue Spielregeln zu definieren, wer künftig die Verantwortung für die Systemsicherheit übernimmt. "Früher war klar: die Verantwortung für die Frequenzabsicherung ist Aufgabe der Übertragungsnetzbetreiber und die Aufgaben der Spannungshaltung liegen beim Übertragungs- und Verteilernetzbetreiber.  Auch die Frage nach der Verantwortung des Netzwiederaufbaus nach flächendeckenden Stromausfällen war eindeutig beantwortet", erklärte Cerbe.

Doch die Verantwortung werde sich in erheblichem Umfang ins Verteilernetz verlagern. "Inzwischen sind fast 98 Prozent aller Erzeugungsanlagen in den Verteilernetzen angeschlossen, für deren Betrieb diese verantwortlich sind, und Speicher werden hinzukommen", erklärte Cerbe. Welche Auswirkungen diese verändere Einspeisesituation langfristig nach sich ziehe, sei noch gar nicht vollständig abzuschätzen. Doch müsse die Branche diese Fragen zügig im Konsens klären.

"Wir als Branche sollten gemeinsam Anwendungsregeln erarbeiten"

Da im Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende nicht exakt differenziert werde, wer welche Daten genau bekommen dürfe, müsse der Gesetzgeber hier nachbessern. "Nicht ohne Grund gibt es ja für Gesetze manchmal Anwendungshilfen, damit man besser versteht, was denn genau gemeint ist. Oder man nimmt Präzisierungen im Gesetz selbst vor, was aber meines Erachtens der schwierigere Weg wäre. Wir als Branche sollten daher gemeinsam Anwendungsregeln erarbeiten. Und klar definieren: Was ist meine Aufgabe? Was ist deine Aufgabe? Damit können wir die Emotionalität, die wir mit der Gesetzgebung bekommen haben, wieder dämpfen", sagte der Rheinenergie-Manager. "Wir fordern dabei eine kaskadierte Datenhaltung, in der jeder die Daten erhält, die er für den sicheren Betrieb seines Netzes benötigt."

Der Gesetzgeber müsse das Rollenverständnis von Übertragungs- und Verteilernetzbetreibern nachschärfen, forderte Cerbe. "Das wird wahrscheinlich im Energiewirtschaftsgesetz geschehen müssen. Die Aufgaben verändern sich mit hoher Dynamik. Das gilt besonders für die Städte. Herausforderungen wie die Elektromobilität, die Speicherung und Integration der Erneuerbaren Energie müssen von den Verteilernetzen bewältigt werden. Kupfer allein ist keine Lösung, sondern am Ende ist mehr Intelligenz in den Verteilernetzen erforderlich", betonte Cerbe.

Debatte um Kundendaten für Geschäftsmodelle, "die wir noch gar nicht vor Augen haben"

Kritisch sieht der Rheinenergie-Vorstand die Diskussion um Daten als das "neue Gold", auch in der Energiebranche. "Es ging ja in der Debatte vor allem um Kundendaten für künftige Geschäftsmodelle, die wir heute noch gar nicht vor Augen haben. Trotzdem wurde schon der Zugriff gefordert. Das halte ich für einen völlig falschen Ansatz. Wenn wir mal in andere Branchen schauen und uns Amazon oder auch Microsoft als Beispiel nehmen: Die verdienen kein Geld mit Daten, sondern damit, dass sie Rechnerleistung zur Verfügung stellen", erklärte der Energiemanager weiter. (hil)

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Das ausführliche Interview finden Sie in der April-Ausgabe der ZfK.

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