Nach wie vor: Bevölkerung steht hinter der Energiewende

Der Eindruck täuscht – trotz Stimmen gegen den Ausbau der Erneuerbaren, steht die überwiegende Mehrheit der Deutschen hinter dem Umstieg auf Wind-, Sonnen- und Bioenergie.
08.10.2018

Wenn es nach der Bevölkerung geht, haben Wind und Sonne die besten Chancen in der Energieversorgung.

Die Energiewende bedeutet Veränderung und nicht jeder ist begeistert vom flächendeckenden Netzausbau und Hochleistungswindrädern in unmittelbarer Nachbarschaft. Doch im Großen und Ganzen stehen 93 Prozent der Deutschen hinter dem Switch auf regenerative Energiequellen. Das legt die jährliche Akzeptanzumfrage im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) nahe. 

Dazu hat das Meinungsforschungsinstitut Kantar Emnid 1021 Bürger am Telefon rund um das Thema befragt. Das Ergebnis: Rund 72 Prozent der Befragten bewerteten die Nutzung von Erneuerbaren als „außerordentlich wichtig“.  Nur zwei Prozent hingegen messen Wind-Sonnen- und Bioenergie keine Bedeutung zu. Breite Zustimmung spiegelt sich auch in einem möglichen Bau von Erneuerbaren-Energie-Anlagen in der eigenen Nachbarschaft wieder.

Sonnenstrom als Spitzenreiter

63 Prozent der Befragten hätten keine Einwände gegen eine Anlage, die grünen Strom vor der Haustüre erzeugt. Mit 77 Prozent erfahren Solarparks die höchste Zustimmung. Ein Kohle- oder Atomkraftwerk in direkter Nähe finden hingegen nur sieben bzw. fünf Prozent hinnehmbar.

Die breite Akzeptanz der Erneuerbaren ist unter anderem auf  ihre Vorteile für die Befragten zurückzuführen. Der Klimaschutz und die damit verbundene Generationengerechtigkeit überzeugt 81 bzw. 79 Prozent. 68 Prozent der Befragten führen die Unabhängigkeit Deutschlands von Energie-Importen aus dem Ausland als Argument für den Umstieg auf Wind, Sonne, und Biomasse ins Feld.

Ja zum Netzausbau aber nicht unbedingt vor der eigenen Haustüre

Erstmals ging es in der Akzeptanzumfrage auch um die Einstellung der Bevölkerung gegenüber dem Bau von Überland-Stromleitungen, wie beispielsweise Südlink. Eine Mehrheit von 78 Prozent hält den Netzausbau für wichtig. Wenn es allerdings um die Bedeutung der Netzentwicklung in der eigenen Nachbarschaft geht, fallen 36 Prozent der Antworten mit „teils, teils“ deutlich reservierter aus.

Da der Großteil der Befragten jedoch hinter der Energiewende und ihren Erforderlichkeiten steht, ist es nicht verwunderlich, dass sich 61 Prozent mehr Engagement für klimafreundlichen Strom von der Bundesregierung wünschen. 73 Prozent finden sogar, dass in Sachen Verkehr mehr getan werden muss. Eine Option der Politik könnte nach Einschätzungen der Befragten eine CO2-Bepreisung sein. Immerhin 43 Prozent sehen Emissionsabgaben als Anreiz für sparsamere Autos – für 33 Prozent würde die Verteuerung von Emissionen die Wärmewende weg von Öl und Gas beschleunigen.

Vorjahresumfrage brachte ähnliche Ergebnisse

Insgesamt fielen die Antworten sehr ähnlich im Vergleich zum Vorjahr aus. 2017 standen 95 Prozent der Befragten hinter der Energiewende. Die Topgründe hierfür waren ebenfalls die Verantwortung für das Klima und die Lebensverhältnisse nachfolgender Generationen. Auch die Zustimmungswerte gegenüber Anlagen im direkten Umfeld des eigenen Wohnorts lagen mit 65 Prozent vergangenes Jahr auf einem ähnlichen Niveau. (ls)