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GGEW: Erneuerbaren-Portfolio sorgt für robuste Zahlen im Ausnahmejahr

Der Energieversorger wandelt sich immer mehr zu einem Lösungsanbieter. Neuen Schub erhofft man sich jetzt von der bevorstehenden Fusion mit Energieried.
24.07.2023

Bei der Bilanz-Pressekonferenz der GGEW AG (von links): Uwe Sänger, technischer Bereichsleiter; Michael Lomitschka, kaufmännischer Bereichsleiter; Carsten Hoffmann, Vorstand; Simone Marder, Bereichsleiterin Marketing & Kommunikation; Florian Grob, Bereichsleiter Erneuerbare Energien; Rainer Babylon, Bereichsleiter Vertrieb & Services.

Der südhessische Energiedienstleister GGEW AG ist besser durch das vergangene Geschäftsjahr gekommen als gedacht. Das hängt laut Pressemitteilung auch mit der guten Vernetzung zwischen Energieeinkauf, Vertrieb und Controlling zusammen.

„Unsere Beschaffungsstruktur ist robust und belastbar und hat uns sehr geholfen, ebenso wie unser Portfolio im Bereich Erneuerbare Energien. Die GGEW hat sich krisenfest gezeigt“, erklärte Vorstand Carsten Hoffmann. Das Unternehmen stütze sich dabei auf einen Langfristplan und arbeite hart daran, bis etwa 2035 als klimaneutral zu werden.

Die auf hohem Niveau stark schwankenden Großhandelspreise an den Spotmärkten für Gas und Strom hätten 2022 dank einer erfolgreichen Beschaffungsstrategie nur geringe negative Auswirkungen gehabt. In dem Geschäftsjahr verzeichnet der Energieversorger einen Umsatz in Höhe von 225,0 Mio. Euro (2021: 224,7 Mio. Euro). Der Jahresüberschuss legte leicht auf 2,7 Mio. Euro zu (2022: 2,6 Mio.).

Die gesamte Stromabgabe an Letztverbraucher liegt bei 493 Mio. kWh gegenüber 553 Mio. kWh im Vorjahr. Die gesamte Gasabgabe an Letztverbraucher ging deutlich auf 1,08 Mrd. kWh zurück (2021: 1,4 Mrd. kWh).

Sonneneinstrahlung der Solarparks lag über langjährigem Mittel

 Im zurückliegenden Geschäftsjahr 2022 produzierten die Windparks der GGEW aufgrund des gegenüber dem langjährigen Mittel niedrigeren Windangebots in Verbindung mit einer geringeren technischen Anlagenverfügbarkeit weniger Strom als im Vorjahr. Diese Mindererträge konnten jedoch in der Stromvermarktung durch steigende Energiepreise an der Börse überkompensiert werden.

Das hat dem Versorger nach eigenen Angaben insgesamt geholfen, die Auswirkungen der Energiemarktkrise zu meistern. Die Sonneneinstrahlung der Freiflächen-Solarparks – und damit der Ertrag – lag im Geschäftsjahr 2022 über dem prognostizierten langjährigen Mittel.

Der Vertrieb der GGEW AG wandelt sich immer mehr vom reinem Strom-, Gas- und Wasserdienstleister zum Anbieter von Energie-, Internet- und Mobilitätsprodukten. Hoffmann erklärt: „Die neuen Geschäftsfelder haben sich positiv entwickelt. Das E-Carsharing hat sich gut etabliert. Für den Verkauf von PV-Anlagen konnten wir etliche Großkunden akquirieren und auch das PV-Verpachtungsgeschäft hat deutlich zugelegt.“

Neue Kundenlösungen im Geschäftskundenvertrieb

Allerdings habe die Energiemarktkrise und die Umsetzung der staatlichen Maßnahmen den Bereich Vertrieb & Services vor große Herausforderungen gestellt. Zudem kamen gut 2.000 neue Abnahmestellen hinzu – Verbraucher, die nach der plötzlichen Insolvenz oder des Marktrückzugs ihrer ehemaligen Anbieter ohne Lieferanten waren und bei der GGEW AG als Grundversorger unterkamen.

Im Geschäftskundenvertrieb führten eine hohe Preisvolatilität sowie illiquide Handelsmärkte dazu, dass zeitweise auch langjährige B2B-Bestandskunden nicht mehr mit Angeboten bedient werden konnten. Als Antwort darauf entwickelten Geschäftskundenvertrieb und Handel neue Kundenlösungen. So köntnen leistungsgemessene Geschäftskunden seitdem auch zu Konditionen der Tagesbörsenpreise versorgt werden oder Zielpreise für einzelne Lieferzeiträume vereinbaren.

GGEW baut PV-Portfolio weiter aus

Das gesamte von der GGEW AG geführte Erzeugungsportfolio für regenerative Energien umfasst 45 Windenergieanlagen und 38 PV-Anlagen mit insgesamt 120,9 MW installierter Leistung. Die GGEW AG treibt den Ausbau der Photovoltaik weiter voran. In der Planung befinden sich Solarparks in Lampertheim, Wald-Michelbach, Bensheim und Laudenbach sowie das bisher größte PV-Dachflächenprojekt auf einem gewerblichen Hallenbau in Bensheim.

„Auch das Geschäftsjahr 2023 wird aufgrund weiterhin volatiler Energiepreise und hoher Inflation herausfordernd, sodass die Unsicherheit bei der Planung hoch sei, bilanzierte Carsten Hoffmann: „Viele Maßnahmen, die von der GGEW in der Vergangenheit durchgeführt wurden, haben es ermöglicht, dass wir die schwierigen Phasen der Jahre 2020 bis 2023 sehr gut steuern konnten. Dies ermöglicht weiteres Wachstum in der Stammregion".

So wird die GGEW im August 2023 mit ihrer langjährigen Partnerin Energieried fusionieren, was sowohl die Wertschöpfungsstufen Vertrieb als auch Netz stärken werde. Diese Fusion werde ein wichtiger Meilenstein sein auf dem Weg in die Klimaneutralität und ein Beitrag zu „mehr Sicherheit in unsicheren Zeiten“. (hoe)