EWE vorn: Die größten kommunalen Energieversorger Deutschlands nach Umsatz

Die Oldenburger EWE, die Stadtwerke Duisburg und Hannovers Enercity gehören allesamt zu den größten kommunalen Energieversorgern des Landes.
Bilder: © DVV (links oben), © Enercity (links unten), © EWE (rechts)
Von Andreas Baumer und Hanna Bolte
Die kommunale Energiewelt ist bunt und umfasst bei Weitem nicht nur Stadt- und Gemeindewerke. Der nach Umsatz größte kommunale Energieversorger ist ein Konzern, der mehrheitlich von 17 Landkreisen und 4 Städten aus Niedersachsen gehalten wird: die Oldenburger EWE AG. Als Vergleichswert wurden die Umsatzerlöse 2023 gewählt.
EWE führt entsprechend die Top-10-Tabelle der größten kommunalen Energieversorger an. Ganz unten finden sie dann die komplette Liste.
Rheinenergie statt Stadtwerke Köln
Auch für den zweiten Teil unserer Serie zu den größten Kommunalversorgern gilt, dass dies eher einen Anfang als das Ende darstellen soll. Wir sind für Änderungs- und Ergänzungsvorschläge offen und nehmen Kommunalunternehmen mit einem Umsatz von mindestens einer Milliarde Euro, die wir bei unseren Recherchen übersehen haben, gern auf. E-Mails richten Sie an unsere Redaktionsadresse oder an unseren Autor Andreas Baumer.
Für unser Ranking zu den größten kommunalen Energieversorgern haben wir folgende Kriterien festgelegt. Die aufgeführten Unternehmen müssen im Jahr 2023 mindestens eine Milliarde Euro Umsatz erwirtschaftet haben. Sie müssen zudem mehrheitlich von kommunaler Hand gehalten werden. Sofern sich Energietöchter zweifelsfrei von ihrem kommunalen Mutterkonzern abgrenzen lassen, haben wir die Energietöchter gelistet. So geschehen beim Nürnberger Energieversorger N-Ergie, der Kölner Rheinenergie oder der Dortmunder DEW 21.
Zu beachten ist dabei, dass dies zu Verzerrungen führt. Denn während beispielsweise der Umsatz der Stadtwerke München oder Münster auch den öffentlichen Nahverkehr umfasst, fällt dieser bei Energie- und Wasserunternehmen wie N-Ergie, Rheinenergie oder DEW21 heraus.
Aus Gründen der Einfachheit haben wir allerdings darauf verzichtet, die Umsätze von Querverbünden auf Umsätze in der Energiesparte zu reduzieren, zumal dann auch bei anderen Unternehmen Nebensparten herausgerechnet werden müssten. Prinzipiell ist davon auszugehen, dass die Energiesparte den Löwenanteil des Umsatzes bei Querverbünden ausmacht, die Verzerrungen deshalb im Rahmen bleiben dürften.
Nur EWE knackt Zehn-Milliarden-Marke
In unserem Ranking knackte mit EWE nur ein Energieversorger 2023 die Zehn-Milliarden-Euro-Umsatzmarke. Dahinter reihten sich die Stadtwerke München sowie Enercity aus Hannover ein. Die Top fünf komplettieren die Kölner Rheinenergie-Gruppne und die Mannheimer MVV. Vier der fünf Konzerne haben bereits ihre Geschäftszahlen für 2024 veröffentlicht. Die neue Reihenfolge wäre demzufolge so: EWE (8,681 Mrd. Euro), Enercity (7,359 Mrd. Euro), MVV (7,194 Mrd. Euro) und Stadtwerke München (6,9 Mrd. Euro).
Erwartungsgemäß waren die Erlöse gegenüber 2023 rückläufig, vor allem weil sich die Energiepreise wieder normalisiert haben. Ähnliche Tendenzen sind auch bei den anderen Energieversorgern zu erwarten. Sobald alle Umsätze für das Jahr 2024 vorliegen, werden die Tabellen aktualisiert.
Der nächste große kommunale Regionalversorger, der nicht von einem einzigen städtischen Gesellschafter dominiert wird, ist die Teag in Erfurt. Rund 620 Gemeinden und Städte des Freistaats Thüringen halten 85 Prozent der Anteile. Die Teag gehörte früher zum Eon-Konzern und wurde erst 2013 kommunalisiert.
Ins gleiche Jahr fällt die "Wiedergeburt der EAM" als kommunales Unternehmen. Zuvor hatte Eon die Mehrheit am Regionalversorger in der Mitte Deutschlands gehalten. Zu den jetzigen Anteilseignern gehören unter anderem Landkreise aus Hessen, Südniedersachsen, Ostwestfalen und Westthüringen sowie Dutzende Städte und Gemeinden.
Wemag und EVM große Flächenversorger
Große kommunale Flächenversorger gibt es auch noch nördlicher und östlicher. In Mecklenburg-Vorpommern ist die Wemag zu nennen oder in Südsachsen Eins Energie. Wer nach Westen blickt, entdeckt schnell die Energieversorgung Mittelrhein (EVM) in Rheinland-Pfalz.
Interessant ist auch die Eigentümerstruktur beim Freiburger Regionalversorger Badenova. Die beiden größten Gesellschafter sind das Stadtwerkenetzwerk Thüga (42,9 Prozent) und die Stadt Freiburg (31,5 Prozent). Die restlichen Anteile teilen sich badische Kommunen von Offenburg über Lahr bis Waldshut-Tiengen.
Zu den noch recht neuen kommunalen Energieversorgern mit einem Umsatz von mindestens einer Milliarde Euro zählen die Hamburger Energiewerke. Sie entstanden 2022 aus einer Fusion von Wärme Hamburg und Hamburg Energie. Ihr Umsatz 2023: Gut 1,5 Milliarden Euro. Noch jünger ist der rekommunalisierte Berliner Fernwärmeversorger BEW. Sein Umsatz belief sich 2023 auf 2,1 Milliarden Euro.
Die Umsatzerlöse sind nur eine Kennziffer, wie sich die größten Stadtwerke und kommunalen Energieversorger vergleichen lassen – und diese Kennziffer hat ihre Tücken. In der nächsten Folge wollen wir darstellen, welche Stadtwerke und kommunalen Energieversorger die meisten Beschäftigten haben. Wir werden jeweils Unternehmen mit mindestens 1000 Beschäftigten listen. Der Artikel erscheint in den nächsten Tagen.