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Heizkraftwerk Leipzig Süd ermöglicht Kohleausstieg vor 2038

Die Anlage soll perspektivisch mit grünem Wasserstoff und damit klimaneutral betrieben werden. 2022 könnte das HKW ans Netz gehen - vorerst mit Erdgas.
21.09.2021

Mit dem HKW Leipzig Süd macht die Stadt nach Angaben der Stadtwerke einen großen Schritt in Richtung Klimaneutralität. (Symbolbild)

Die Leipziger Stadtwerke feiern Richtfest für das neue Heizkraftwerk (HKW) Leipzig Süd. Es handelt sich um das zentrale Projekt des Leipziger Zukunftskonzepts Fernwärme, wie der kommunale Versorger mitteilt. "Mit dem neuen HKW Leipzig Süd unternehmen die Leipziger Stadtwerke bereits heute einen wichtigen Schritt Richtung Kohleausstieg", sagt Wolfram Günther, Sächsischer Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft.

"Um die verbindlichen klimapolitischen Ziele zu erreichen, brauchen wir Anlagen wie das neue Leipziger Kraftwerk und das vorausschauende Engagement der Kommunen", so Günther weiter. Das HKW Leipzig Süd trage sowohl zur Versorgungssicherheit bei als auch zur Bewältigung des Strukturwandels in der Leipziger Region.

Kohleausstieg vor 2038

"Dieses neue Kraftwerk macht uns unabhängig von der Fernwärme aus Braunkohle. Und das auch noch schneller als geplant", sagt Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig und Aufsichtsratsvorsitzender der Leipziger Gruppe.

Deutschland wolle den Kohleausstieg 2038 beenden, Leipzig schaffe die Transformation schneller, so Jung weiter. 2019 habe der Stadtrat den Klimanotstand für Leipzig beschlossen, im Jahr darauf sei der Grundstein fürs HKW gelegt - und nun bereits der Richtkranz aufgezogen worden.

Brückentechnologie Erdgas

"Bereits Ende 2022 kann das HKW am Netz sein", erklärt Jung. "Diese zukunftsfähige Anlage startet mit der Brückentechnologie Erdgas und einem überaus hohen Wirkungsgrad, wird perspektivisch aber auch mit grünem Wasserstoff, also komplett CO2-neutral, betrieben werden können."

Auf dem diesjährigen Mitteldeutschen Wasserstoffgipfel, so Jung weiter, seien sich Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft einig gewesen: An die Stelle der kohlebasierten Energiewirtschaft in der Region müsse eine zukunftsfähige Energielandschaft treten. Dafür brauche es jedoch Unterstützung von EU, Bund und Land.

Wasserstoffpotenziale

Das neue HKW erfülle die Aufgaben Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz, so Karsteln Rogall, Geschäftsführer, Leipziger Stadtwerke. "Wasserstoff hat in den Sektoren Transport/Logistik, Industrie, Energie und Mobilität hervorragende Qualitäten. Deshalb treiben wir die Sektorenkopplung als Leipziger Gruppe voran und machen uns H2-ready." Um die entsprechende Technologie, gekoppelt an verbraucherfreundliche Preise, zu entwickeln, beötige das Unternehmen aber einen verlässlicheren Rahmen.

"Ambitionierte Klimaziele benötigen auch eine ambitionierte Unterstützung für die, die sie vor Ort umsetzen", unterstreicht Geschäftsführer-Kollege Maik Piehler. Es gebe entlang der kompletten Wertschöpfungskette in der Region gute Möglichkeiten, zukünftig die Potenziale von grünem Wasserstoff zu heben. In der Region stehe ein Netzwerk für grünen Wasserstoff bereits bereit - von der Forschung über Austausch und Produktion bis zu Transport und Speicherung sowie Anwendung.

300 Mio. Euro

"Allein im Rahmen unseres Zukunftskonzepts Fernwärme - mit dem Herzstück HKW Leipzig Süd - investieren wir mehr als 300 Millionen Euro in den Bau neuer Anlagen. Durch die Investition in umweltfreundliche und innovative Anlagen erzielen sie bessere Wirkungsgrade und weniger CO2-Emissionen"; so Piehler weiter.

Ende 2022 sollen neben ihm ein Versorgungsgebäude, eine Pumpenhalle und der Wärmespeicher stehen. Das Herzstück der Anlage bilden zwei Gasturbinen mit jeweils 62,5 MW elektrischer Leistung. Der Abgasstrom der Turbinen wird in den nachgeschalteten Heißwassererzeugern genutzt, um jeweils 81,5 MW thermische Leistung für die Wärmeversorgung der Leipziger bereitzustellen.

Wirkungsgrad über 93 Prozent

Die Anlage weist in diesem gekoppelten Kraft-Wärme-Prozess einen Brutto-Gesamtwirkungsgrad von mehr als 93 Prozent auf, heißt es. Durch modernste Gasturbinentechnologie und den Einsatz von Katalysatoren werden die Stickoxid- und Kohlenmonoxid-Emissionen weit unter die gesetzlich zulässigen Werte reduziert.

Der Speicher soll mit 60 Metern Höhe das Gelände des neuen HKW Leipzig Süd weit sichtbar überragen. Er habe ein Fassungsvermögen von 43.000 Kubikmetern Wasser. Im Speicher wird die im HKW erzeugte, aber nicht sofort benötigte, thermische Energie aufgefangen und bei Bedarf in das Fernwärmenetz eingespeist, heißt es weiter. (jk)