Wasser

Berliner Klärwerk bekommt Zusatztechnik

Das Klärwerk Ruhleben wird mit hohen Investitionen mit Reinigungsanlagen ausgestattet, damit Havel und Spree weiterhin als Badegewässer genutzt werden können.
20.08.2024

Christoph Donner, Chef der Berliner Wasserbetriebe, im Gespräch mit der Aufsichtsratsvorsitzenden Franziska Giffey.

Das Klärwerk Ruhleben, eine der beiden größten der sechs Berliner und einzige innerstädtische Kläranlage, bekommt neue Technik zur weitergehenden Reinigung des Abwassers. In die Maßnamen investieren die Berliner Wasserbetriebe (BWB) 250 Mio. Euro.

Eine Flockungsfiltration eliminiert künftig den bisher schon zu 98 Prozent entfernten Nährstoff Phosphor nahezu komplett und sorgt damit für klareres Wasser vor allem in der Havel. Außerdem macht eine UV-Anlage die im gereinigten Abwasser noch enthaltenen Keime und Bakterien unschädlich und ermöglicht damit bald eine badegewässertaugliche Ableitung in die Spree.

Riesen-Solarium für die Abwasserreinigung

Die beiden neuen Technikstufen entstehen nebeneinander am Spreeufer in kompakten Baukörpern. Die Flockungsfiltration nutzt das in den Oberflächenwasser-Aufbereitungsanlagen Beelitzhof und Tegel seit Langem bewährte Prinzip. Dem Wasser werden durch Flockung, Fällung, Sedimentation und Filtration die in den Reinigungsstufen davor noch nicht völlig entfernten abfiltrierbaren Stoffe und Phosphorverbindungen weitestgehend entzogen.

Mit der UV-Anlage, einer Art Riesensolarium für das Wasser, wird ab 2028 schon ab Werk durch Ausschalten der Keime eine mikrobiologische Qualität erzeugt, für die die Sonne auf natürlichem Wege eine viel längere Fließstrecke als bis zu den Badestellen zwischen Grunewaldturm und Gatow brauchen würde.

Stand des Ausbauprogramms

"Der Ausbau des Klärwerks Ruhleben ist Teil unseres 2017 mit dem Klärwerk Waßmannsdorf begonnenen Programms, das zusätzliche Technik für alle Berliner Kläranlagen umfasst und die Abwasserreinigung auf ein nochmals deutlich höheres Qualitätsniveau führt", erklärte Christoph Donner, Vorstandsvorsitzender der BWB.
 
"Heute drehen sich in fünf unserer sechs Kläranlagen die Baukräne. Das in 1931 in Betrieb gegangene Klärwerk Stahnsdorf werden wir bis Mitte der 2030er-Jahre durch einen kompletten Neubau ersetzen", so der BWB-Chef.

Ab 2040 fit für schärfere EU-Vorschriften

Alle Werke bekommen eine Flockungsfiltration, die neben der weitestgehenden Phosphorelimination auch den ohnehin schon hohen Mikroplastik-Rückhalt noch weiter verbessert. Nach und nach werden auch alle Klärwerke vor 2040 eine Anlage zur Entfernung von Spurenstoffen erhalten. Die Flockungsfiltrationen dienen dann auch als Nachbehandlung dieser Reinigungsstufe. Damit werden die Berliner Klärwerke auch bei der Phosphor- und Spurenstoffentfernung fit für die zusätzlichen Anforderungen der neuen EU-Kommunalabwasserrichtlinie.

Außerdem haben die Werke in Wansdorf, Waßmannsdorf und Münchehofe bereits eine Prozesswasser-Behandlungsanlage erhalten, die den in der bisherigen Biologie noch nicht komplett abgebauten Stickstoffverbindungen mit einem spezialisierten Bakterium weiter auf den Leib rückt. In Schönerlinde nimmt die Ozonanlage zur Entfernung von Spurenstoffen Gestalt an.

Klarwasser-Umleitung wird überflüssig

Wenn die neuen Anlagen in Ruhleben 2028 fertig sind, dann kann auch dank des bereits fertigen neuen Ableiters in die Spree die alte 16 Kilometer lange Klarwasser-Pipeline zum Teltowkanal stillgelegt werden, über die in den Sommern das aufbereitete Abwasser faktisch an den Havel-Badestellen vorbeigeleitet wurde.

Ein Teil des Klarwasser-Ablaufs dreht künftig noch eine Runde über das Kraftwerk Reuter West am gegenüberliegenden Spreeufer. Dort wird aus seiner Restwärme Fernwärme für Berlins Wohnungen gemacht. (hp)