EGLV warnt vor „Kollision von Extremwetterlagen“
„Die Auswertungen unserer Hydrolog:innen belegen bei Betrachtung des Zeitraums 1931 – 2023 eine signifikante Zunahme der Niederschlagssummen in der Emscher-Lippe-Region als Folge des andauernden Klimawandels und der damit verbundenen globalen Erwärmung. Steigende Temperaturen führen zu mehr und vor allem zu immer extremeren Niederschlägen“, sagt Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV).
Der EGLV-Chef warnt vor einer Kollision von Extremwetterlagen: „Infolge von Hitzephasen kann es zu Dürreperioden kommen. Ereignet sich in dieser Zeit ein extremes Starkregenereignis, ist das Überflutungs- und Schadenspotenzial besonders groß, da die trockenen Böden in Kombination mit dem hohen Versiegelungsgrad in der Emscher-Region die Niederschläge kaum aufnehmen können. Die Wassermassen fließen in diesem Fall direkt und mit vollem Volumen ab.“
Auswertungen in verschiedenen Kategorien
Die Daten der Hydrolog*innen helfen der Emschergenossenschaft bei der kontinuierlichen Verbesserung des Hochwasserschutzes und des Regenwassermanagements: Denn um die Tendenz in der Zukunft zu erkennen, müssen die Fachleute zunächst die Entwicklung in der Vergangenheit bis zur Gegenwart kennen.
Die hydrologischen Auswertungen erfolgen dabei in verschiedenen Kategorien – von einer Viertelstunde bis zum hydrologischen Jahr. Ein Wasserwirtschaftsjahr (WWJ) beginnt jeweils am 1. November und endet am 31. Oktober des Folgejahres.
Die nassesten und trockensten Wasserwirtschaftsjahre
Mit 1052 Litern pro Quadratmeter belegt das WWJ 1966 den obersten Rang in der Liste der nassesten Wasserwirtschaftsjahre im Emscher-Gebiet, gefolgt vom WWJ 1968 (1039 Liter pro Quadratmeter). Das WWJ 2023 liegt mit 1020 Litern pro Quadratmeter auf Platz 5, während das WWJ 1948 das Schlusslicht der Top 10 bildet (953 Liter pro Quadratmeter).
Das trockenste Wasserwirtschaftsjahr war 1959 mit nur 466 Litern pro Quadratmeter. Zwei relativ aktuelle Vergleiche: Das WWJ 2022 liegt auf Platz 7 mit nur 607 Litern pro Quadratmeter, gefolgt vom WWJ 2018 auf Platz 8 mit nur 617 Litern pro Quadratmeter.
Entwicklung der Temperaturen
Vor dem Hintergrund der Auswirkungen des Klimawandels und des Zusammenspiels von steigenden Temperaturen und zunehmenden Extremwetterlagen beobachtet die Emschergenossenschaft auch die Entwicklung der Temperaturen in der Region. Dabei greift der Verband auf die entsprechenden Daten der Ludger Mintrop Stadtklima-Station der Ruhr-Universität Bochum zurück.
Seit 1931 ist ein hochsignifikanter Anstieg der Jahresmitteltemperaturen erkennbar. In den vergangenen 27 Jahren lagen die Temperaturen dabei in allen Jahren außer in 2010 und 2021 deutlich über dem vieljährigen Durchschnitt von 10,4 Grad Celsius der Periode 1961 bis 1990.
Sommer- und Wüstentage an der Emscher
Neben den Listen zu Niederschlägen und Temperaturen finden sich bei der Emschergenossenschaft auch Statistiken zu Sommertagen (25 Grad und wärmer) sowie Wüstentagen (35 Grad und wärmer). Das Rekordjahr 2018 weist dabei mit 92 mit Abstand die höchste Anzahl an Sommertagen seit 1931 auf. Die Jahre 2006 und 2003 liegen mit 71 und 70 Tagen auf Rang 2 und 3.
Wüstentage mit einer Tagesmaximaltemperaturen von mindestens 35 Grad wurden am häufigsten im Jahr 2019 (6 Tage) registriert. Die Jahre 2003 und 2018 liegen mit jeweils 4 Tagen auf dem zweiten Rang.
Angesichts der mit den Daten belegten klimatischen Entwicklung und der Zunahme von Extremwetterereignissen sei eine Anpassung an die Folgen des menschengemachten Klimawandels dringend notwendig, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Die Emschergenossenschaft arbeite bereits seit Jahren und Jahrzehnten gemeinsam mit ihren Mitgliedskommunen an der klimarobusten Region. (hp)