Wasser

Extreme Hitze belastet die Wasserversorgung

Trotz der bereits recht lange andauernden Hitzewelle kommt noch überall Wasser aus dem Hahn. Allerdings kämpfen erste Versorger mit Problemen und Kommunen sprechen Nutzungseinschränkungen aus.
01.07.2025

Angesichts der hohen Temperaturen ist das Aufstellen eines Planschbeckens in Ordnung. Die Befüllung von Pools macht den Wasserversorgern jedoch Probleme.

Von Elwine Happ-Frank

Dieser Sommer führt deutlich vor Augen, dass die Zeiten, wo das Thema Wasser keines war, vorbei sind. Diese Aussage der Stadtwerke Jülich lässt aber dann doch aufhorchen: "In Jülich wird das Wasser knapp", heißt es in einer Pressemitteilung.

Die Begründung: "Aufgrund der derzeitigen Hitzeperiode gepaart mit vergleichsweise wenig Niederschlag sinken die Grundwasserstände. Gleichzeitig hat sich der Wasserverbrauch in den letzten Wochen verdoppelt."

Besonders hoch sei der Verbrauch in den Nachtstunden, so die Stadtwerke. Das lässt vermuten, dass in der Zeit Rasen gesprengt und Poolwasser erneuert wird. "Wir appellieren daher an die Bürger, gemeinsam mit uns Verantwortung zu übernehmen und den privaten Verbrauch sachgerecht anzupassen", bittet der Technische Leiter der Stadtwerke Jülich, Uwe Macharey.

Niedrigwasser in Flüssen und Bächen

Dass Versorger und Kommunen zum sparsamen Umgang mit dem kostbaren Nass auffordern, ist in den vergangenen Jahren schon zur Routine geworden. 2025 haben sie aber teils schon recht früh Verbote erlassen.

In Nordrhein-Westfalen darf in mehreren Gegenden in den Sommermonaten aus Flüssen und Bächen kein Wasser entnommen werden, zum Beispiel in Bonn und in Münster. Ähnliche Regelungen gelten in Baden-Württemberg. In vielen Gewässern sei der Wasserpegel kritisch, teilte zum Beispiel das Landratsamt Ravensburg mit. Betroffen seien nicht nur größere Gewässer, sondern vor allem auch kleinere Bäche. In Brandenburg sind schon in acht Landkreisen Entnahmeverfügungen in Kraft, etwa in Cottbus oder dem Spree-Neiße-Kreis.

Bedenklich ist auch die Tatsache, dass der Ruhrverband seit dem 1. Juli zum ersten Mal von der Möglichkeit Gebrauch macht, sein Talsperren-Verbundsystem nach neuen Regelungen zu steuern. Just an dem Tag, an dem das neue Ruhrverbandsgesetz in Kraft trat, musste es schon angewendet werden: Der Versorger darf nun mehr Wasser in den Talsperren zurückhalten und weniger in die Ruhr abgeben. Die Talsperren sichern immerhin die Versorgung von 4,6 Millionen Menschen.

Vorbereitungen für Nutzungsverbote

Auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund ist besorgt. "Dass das Wasser bei Dürre und Hitze nicht unbegrenzt aus dem Wasserhahn sprudelt, wenn die Vorräte aufgezehrt sind, das sollte für jeden nachvollziehbar sein", sagte der Geschäftsführer André Berghegger. Verbote sollten alledings "das allerletzte Mittel" sein. Dennoch rät er den Gemeinden in trockenen Regionen, solche Entscheidungen bis hin zu Verboten vorzubereiten.

Im Dürre-Monitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung ist auf einer animierten Karte zu sehen, wie sich der Boden in den vergangenen zwei Wochen trotz der gelegentlichen Unwetter rötlicher einfärbt – insbesondere im Osten Deutschlands. Je dunkler der Rotton auf der Karte, desto trockener die Bodenschichten.

Erwärmung bereits weit mehr als 1,5 Grad

Auch wenn die Temperaturen nach den superheißen Tagen wieder etwas runtergehen: Insgesamt dürfte sich die Situation so schnell nicht wieder entspannen. Denn Deutschland hat sich gegenüber der vorindustriellen Zeit bereits um 2,5 Grad erwärmt, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) Anfang April feststellte.

Zuvor ging der DWD von 1,9 Grad mehr seit 1881 aus. Doch die Berechnungsweise, die zu dieser Zahl führte, sei von der Realität überholt.

Die Erderwärmung bezieht sich auf die mittlere jährliche Lufttemperatur in zwei Metern Höhe über dem Boden. Bislang zog der DWD durch die Durchschnittstemperaturen vergangener Jahrzehnte eine Gerade, die den durchschnittlichen Anstieg der Temperatur über den gesamten Zeitraum zeigte.

Aber "das Klimasystem ist eben nicht linear", erklärte der DWD-Klimatologe Andreas Walter der dpa. In den letzten Jahren habe man einen überproportional starken Anstieg der Temperatur beobachtet. "Insofern ist diese alte Methode nicht mehr geeignet, den Temperaturanstieg hinreichend genau zu beschreiben." Es könne beschleunigte Entwicklungen nicht zeigen.

Bei den Stadtwerken Jülich hofft man, "die Situation gemeinsam zu meistern und Verbote für bestimmte Nutzungen von Trinkwasser umgehen zu können", erklärte der Technische Leiter. Wie lang die Wasserknappheit in Jülich andauern wird, sei zurzeit nur schwer vorherzusagen. "Das ist abhängig vom Wetter und den Niederschlägen." (mit dpa)