Wasser

Gletscherschwund: Süßwasser wird knapper

Das Bewusstsein für die Ressource Wasser rückt immer mehr ins Bewusstsein. Viele Stadtwerke veranstalten besondere Aktionen am "Tag des Wassers".
21.03.2025

Schnee auf dem Gletscherrest des Nördlichen Schneeferners auf dem Zugspitzplatt: Er ist der zweitgrößte deutsche Gletscher.

 

Von Elwine Happ-Frank

Der "Welttag des Wassers" am 22. März ist für viele Stadtwerke Anlass für besondere Aktionen. Dieses Jahr steht er unter dem Motto "Erhalt der Gletscher". Wegen der hohen Bedeutung des Themas haben die Vereinten Nationen in diesem Jahr außerdem erstmals den "Welttag der Gletscher" am 21. März eingeführt.

Am "Tag des Wassers" kostet beispielsweise bei den Stadtwerken Mayen der Eintritt ins Nettebad für Kinder nur die Hälfte. Die Stadtwerke Penzberg führen "zu diesem besonderen Tag" Shuttlebustouren zu Trinkwasserbrunnen und Hochbehältern durch. Die Stadtwerke Warstein bieten ein Programm mit Führungen, Vorträgen, Kinderprogramm sowie Live-Musik, Speisen und Getränken an.

Immer stärker rückt ins allgemeine Bewusstsein, wie kostbar das Wasser ist. Ein dramatischer Fakt in diesem Zusammenhang: Das Abschmelzen der globalen Gletscher beschleunigt den Verlust regionaler Süsswasserressourcen.

Nur noch vier Gletscher in Deutschland

Der Gletscherschwund hat Experten zufolge erhebliche Auswirkungen auf das künftige Leben der Menschen auf der Erde. Mit den Eismassen gehen erhebliche Mengen Süßwasser verloren, auf das Millionen Erdbewohner weltweit angewiesen sind: zum Trinken, für die Landwirtschaft und die Industrie, wie die Weltwetterorganisation (WMO) mitteilt.

In den 48 Jahren seit 1976 haben die Gletscher weltweit knapp 9200 Gigatonnen Eis verloren, hieß es vom Welt-Gletscher-Beobachtungsdienst (WGMS) der Universität Zürich. Das entspreche einem 25 Meter dicken Eisblock von der Größe Deutschlands, sagte WGMS-Direktor Michael Zemp. Eine Gigatonne entspricht einer Milliarde Tonnen.

In Deutschland gibt es nur noch vier Gletscher, und auch sie sind stark vom Abschmelzen bedroht. Nach dem heißen Sommer 2022 verlor der fünfte Gletscher, der Südliche Schneeferner, seine Einstufung als Gletscher. Die verbleibenden vier Gletscher sind der Nördliche Schneeferner, der Höllentalferner an der Zugspitze sowie Blaueis und Watzmanngletscher in den Berchtesgadener Alpen.

"Eine Frage des Überlebens"

Der Verlust hat dramatische Folgen. Schmelzwasser der Gletscher nährt etwa in heißen Jahreszeiten Flüsse. Zunächst wächst die Wassermenge durch die schmelzenden Gletscher noch an, aber in Europa könnte der Höhepunkt schon überschritten sein, stellte der Gletscherexperte Daniel Farinotti, Professor an der Universität ETH in Zürich und der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), fest.

Am Eingang des Genfersees in der Schweiz macht Wasser des Rhone-Gletschers über das Jahr gerechnet etwa 15 Prozent aus, sagte Farinotti. In Europa stammt ein Großteil des Trinkwassers aus Grundwasser, das vor allem aus Niederschlägen gespeist wird. Welche Rolle Schnee- und Eisschmelze genau für das Grundwasser spielen, wird noch erforscht.

Zusammen mit den Eisschilden der Antarktis und Grönlands halten Gletscher 70 Prozent der lebenswichtigen globalen Süßwasserressourcen, so die WMO. "Die Erhaltung der Gletscher ist nicht nur eine ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Notwendigkeit. Es ist eine Frage des Überlebens", sagte WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo.

Lange war der Schwund nicht in allen 19 Gletscherregionen der Welt zu beobachten, aber seit drei Jahren hätten alle Regionen Verluste verzeichnet, so die WMO. Und nicht nur das: Die Gletscher weltweit seien in den vergangenen drei Jahren so stark geschrumpft wie in keiner Dreijahresperiode seit Beginn der Aufzeichnungen in den 1970er Jahren. (mit dpa)