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Hamburg Wasser muss Start des Regelbetriebs der Phosphorrecyclinganlage verschieben

Ab 2029 ist Phosphorrecycling gesetzlich vorgeschrieben. Bislang gibt es kaum erprobte Standardverfahren. Jetzt investiert der Hamburger Versorger weitere Millionen in das Projekt.
05.11.2024

Bundesweit werden derzeit unter hohem Zeitdruck unterschiedliche Verfahren zum Phosphorrecycling auf Kläranlagen (Symbolbild) erprobt.

Der vollautomatisierte Regelbetrieb der weltweit ersten großtechnischen Phosphorrecyclinganlage aus Klärschlammasche verschiebt sich. Grund sind technische Erweiterungen, die bis Ende 2025 umgesetzt werden, wie Hamburg Wasser mitteilt.

Die von Hamburg Wasser als Mehrheitseigner geführte Hamburger Phosphorrecyclinggesellschaft HPHOR plant deshalb, weitere mindestens 8 Mio. Euro in das Pionierprojekt auf der Hamburger Kläranlage zu investieren.

Zeitplan für Phosphorrecyclingpflicht wird eingehalten

Durch die Arbeiten sollen Verfahrensoptimierungen erreicht werden, die für den Regelbetrieb und für die Beseitigung von im Probebetrieb erkannten Schwachstellen erforderlich sind. Trotz der geplanten Arbeiten liegt das Vorhaben laut Hamburg Wasser weiter voll im Zeitplan der Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben, die das Phosphorrecycling ab 2029 verpflichtend machen.

Die Phosphorrecyclinganlage HPHOR wurde für gut 23,5 Mio. Euro errichtet und ging 2021 in den Probebetrieb. Hamburg Wasser hat mit einem privatwirtschaftlichen Technologieentwickler aus der Abfallbranche die Anlage pilotiert, geplant und errichtet.

Ziel ist Dauerbetrieb bei niedrigen Kosten

„Technische Anpassungen sind bei Pionierprojekten nicht ungewöhnlich“, erklärt Ingo Hannemann, Sprecher der Geschäftsführung von Hamburg Wasser. „Nachdem wir Anfang 2021 die Anlagenkomponenten erstmals im Betrieb erprobt haben, haben wir Optimierungen identifiziert, die wir nun in der HPHOR-Gesellschaft umsetzen. Unser Ziel ist ein stabiler Dauerbetrieb mit möglichst niedrigen Kosten für die bald verpflichtende Rückgewinnung von Phosphor.“

Aufgrund der Komplexität des Themas setzen viele Unternehmen in der Branche auf externe Dienstleister. „Indem wir selbst zum Phosphor-Produzenten werden und diesen neuen Prozess der Abwasserreinigung und -verwertung nicht outsourcen, behalten wir die Kontrolle über alle Verfahrensschritte“, so der Hamburg-Wasser-Chef.

Nur zwei Großanlagen in Deutschland

Laut Hannemann sei es günstiger, selbst zu recyceln, als einen Dienstleister dafür zu beauftragen oder – sofern sich dieser nicht bis zum Jahr 2029 finden lässt – teure Lagerungskosten oder sogar Strafzahlungen in Kauf zu nehmen.

Bundesweit werden derzeit unter hohem Zeitdruck unterschiedliche Verfahren zum Phosphorrecycling erprobt. Seit Inkrafttreten der Abfallklärschlammverordnung 2017 sind lediglich in Hamburg und in Sachsen-Anhalt Großanlagen gebaut worden, die Phosphor recyceln können. Ansonsten existieren lediglich Labor-, Pilot- oder Demonstrationsanlagen. Im Dauerbetrieb soll HPHOR jährlich gut 7100 Tonnen Phosphorsäure aus rund 20.000 Tonnen Klärschlammasche recyceln. (hp)