Wasser

Lausitz: Kommunen fordern mehr Speicherräume

Das Ende der Braunkohle bringt den Wasserhaushalt in der Lausitz aus dem Gleichgewicht. Das Spreesystem droht zu kollabieren. Speicher und Wasserimporte geraten ins Blickfeld.
09.06.2023

Durch das Fluten stillgelegter Tagebaue des Lausitzer Braunkohlereviers entstehen künstliche Seen. Im Hintergrund eine Förderbrücke.

Um das Wasserproblem in der Lausitz in den kommenden Jahrzehnten in den Griff zu bekommen, fordern die Kommunen der Region den Ausbau und die Ertüchtigung der bisherigen Speicherräume. Damit sollen Vorräte aus den feuchten Monaten vorgehalten werden können.

Die vorhandenen Speicherkapazitäten für Wasser müssten auf ein Gesamtvorratsvolumen im Spreegebiet von mindestens 180 Millionen Kubikmeter ausgebaut werden, heißt es in einem am Donnerstag in Forst (Spree-Neiße) verabschiedeten Positionspapier der Lausitzrunde – einem kommunalen Bündnis aus 56 Städten und Gemeinden Brandenburgs und Sachsens. Auch der Cottbusser Ostsee wurde als Speicherraum aufgeführt.

Weniger Wasser nach Kohle-Aus

Die Lausitzrunde nimmt mit ihren Forderungen Bezug auf eine Studie des Umweltbundesamtes (UBA), die am Montag vorgestellt wird. Nach dpa-Informationen kommt die Studie zu dem Schluss, dass der Wasserhaushalt im Spree-Flussgebiet nach dem Aus der Kohle einen strukturellen Wasserdefizitausgleich braucht.

Der Untersuchung zufolge wird es nach dem Ende des Braunkohlebergbaus deutlich weniger Wasser in der Region geben als heute. So sei im sächsischen Teil der Spree mit einem Defizit von jährlich rund 95 Millionen Kubikmetern zu rechnen, im brandenburgischen Teil der Spree mit einem Defizit von rund 126 Millionen Kubikmeter.

Wasserüberleitungen aus Elbe, Neiße & Oder

Durch eine Nutzung von geeigneten Bergbaufolgeseen als Wasserspeicher könnte dieses Defizit ausgeglichen werden. Die Studie empfiehlt zudem, die Deckung der Wasserdefizite durch Wasserüberleitungen aus benachbarten Flussgebieten wie Elbe, Lausitzer Neiße und Oder abzusichern.

Bürgermeister und Wasserexperten dringen bei Letzterem auf eine zügige Diskussion zwischen Bund und Ländern über Varianten des «Wasserimports» in die Region. Es gehe um Tempo bei großen wasserwirtschaftlichen Grundsatzentscheidungen, sagte Wasserfachmann Ingolf Arnold vom Verein Wasser Cluster Lausitz. Er wies darauf hin, dass bereits vor 30 Jahren festgehalten wurde, dass das Spreesystem kollabiere, wenn nichts getan werde. Die Kommunen forderten darüber hinaus eine schnelle Einigung über die Finanzierung und die Lastenverteilung.

Breite Beteiligung der Politik nötig

Die Wasserversorgung der Metropolregion Berlin-Brandenburg hängt maßgeblich von der Wasserführung der Spree ab. Mit dem Braunkohlebergbau in der Lausitz wurde durch die Grundwasserhebung der Wasserhaushalt der Spree über Jahrzehnte gestützt. Mit dem Ende der Kohle wird sich das verändern.

Selbst wenn Behörden und Unternehmen wie die Leag ihre Hausaufgaben gemacht haben, werde das Spreesystem trotzdem nicht funktionieren, warnte Wasserfachmann Arnold. Die Zivilgesellschaft habe sich über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren an die höheren Wassermengen in der Spree gewöhnt – bis hin zur Trinkwasserversorgung in Berlin. Getoppt werde alles vom Klimawandel. «Deshalb müssen die drei Bundesländer Berlin, Brandenburg und Sachsen aber auch der Bund bei Beratungen in einem Boot sitzen.» (dpa/hp)