80 Prozent der Kommunen haben kein zweites Standbein

Das baden-württembergische Umweltministerium (im Bild Ministerin Thekla Walker) und das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz untersuchen derzeit die Versorgungsstruktur der Städte und Gemeinden in dem Bundesland.
Bild: © Baden-württembergisches Umweltministerium/Regenscheit
Das baden-württembergische Umweltministerium und das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz erheben derzeit mit dem „Masterplan Wasserversorgung“ landesweit die Versorgungsstruktur der Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg. Das Projekt prognostiziert die Entwicklung der Wasserressourcen bis 2050.
Es schätzt zudem die Bevölkerungsentwicklung und den zukünftigen Trinkwasserbedarf ab, analysiert die heutige Versorgungsstruktur und gibt den Verantwortlichen vor Ort konkrete Empfehlungen, wie sie Wassermangel in Zukunft vorbeugen können.
Wasserversorgung derzeit gesichert
Nach einer etwa einjährigen Phase der Datenerhebung werden nun die Ergebnisse der zweiten Charge den beteiligten Kommunen übergeben. Diese zweite Welle analysiert die Wasserversorgung von 235 Städten und Gemeinden in den neun Landkreisen Schwäbisch Hall, Hohenlohekreis, Neckar-Odenwald-Kreis, Freudenstadt, Rottweil, Zollernalbkreis, Sigmaringen, Emmendingen und Ortenaukreis.
Die Analyse zeigt, dass die Versorgungssicherheit aktuell grundsätzlich gegeben ist. Bei fast allen Versorgungsbereichen kann der mittlere Bedarf in vollem Umfang gedeckt werden. Charge eins umfasste die Stadt- und Landkreise Heidelberg, Mannheim, Rhein-Neckar-Kreis, Heilbronn, Böblingen, Tübingen, Enzkreis, Pforzheim und Reutlingen. Weitere Chargen sind geplant.
Handlungsbedarf bis 2050
Klimaprognosen bis 2050 haben jedoch ergeben, dass in manchen Teilen des Landes bis zu 20 Prozent weniger Grundwasser neu gebildet wird. In den Sommern ist mit einer deutlichen Temperaturzunahme, längeren Trockenperioden und häufigeren extremen Wetterereignissen wie Starkregen zu rechnen. Diese Veränderungen ziehen einen erhöhten Wasserbedarf in der Landwirtschaft und in der öffentlichen Wasserversorgung nach sich.
Bei 20 Prozent der untersuchten Kommunen besteht daher mit Blick auf 2050 Handlungsbedarf. Die Empfehlungen für die verantwortlichen Kommunen und öffentlichen Wasserversorgungsunternehmen reichen von einer Anpassung der Bezugsrechte bei einem Zweckverband bis zur Prüfung, bisher ungenutzte lokale Wasservorkommen zu erschließen und entsprechende eigene Infrastruktur zu bauen.
Zweites Standbein fehlt sehr häufig
Noch größerer Handlungsbedarf sehen die Analysen hinsichtlich des so genannten zweiten Standbeins. Dies beschreibt die Möglichkeit, die Wasserversorgung aufrecht zu erhalten, wenn das größte Wasservorkommen oder die größte Bezugsquelle ausfallen sollte.
Ein zweites Standbein ist aktuell nur bei etwa 20 Prozent der Versorgungsbereiche uneingeschränkt vorhanden. Bis 2050 sinkt dieser Wert auf unter zehn Prozent, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden.
Daten zur Wasserversorgung
Die Daten zur Wasserversorgung, die in das Projekt „Masterplan Wasserversorgung“ einfließen, werden für das ganze Land Baden-Württemberg kommunenscharf nach einer einheitlichen Methodik und unter Einbindung von Ingenieurbüros erhoben und bewertet. Die Projektlaufzeit ist auf fünf Jahre angelegt.
„Mit den Daten des Projekts Masterplan Wasserversorgung können die Kommunen und Wasserversorger jetzt tätig werden und Wasserkrisen in der Zukunft vorbeugen“, sagte die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker. (hp)