Neue Trends bei Schwimmbädern
Nach mehreren Jahren Bauzeit wird am Wochenende in Koblenz ein neues Hallenbad eröffnet. Das Moselbad bietet ab Sonntag Platz für etwa 500 Besucherinnen und Besucher, wie Laura Bell von den Stadtwerken Koblenz mitteilt.
In dem neuen Schwimmbad soll Künstliche Intelligenz (KI) für mehr Sicherheit für die Badegäste sorgen. Die Mitarbeiter sollen Smartwatches tragen und darauf eine Meldung bekommen, wenn die Technik untypische Bewegungen im Wasser registriere. «Es wird kein Personal dadurch ersetzt, sondern es ist eine zusätzliche Unterstützung», sagt Bell.
Schwimmen eröffnet Möglichkeiten
Mit Saunen und Schwimmbecken will sich das Moselbad an eine vielfältige Zielgruppe richten. «Das Moselbad Koblenz ist nicht nur ein Ort für Entspannung, sondern auch für aktive Bewegung und Spaß für die ganze Familie», heißt es auf der Homepage. Auch Schwimmunterricht für Schulen und Vereine sei vorgesehen.
Gerade für Schülerinnen und Schüler sei ein Zugang zu Schwimmmöglichkeiten wichtig, sagt Lutz Thieme, Professor für Sportmanagement an der Hochschule Koblenz. Wer nicht schwimmen könne, sei von allen Aktivitäten am, im, auf und unter Wasser ausgeschlossen, sagt er. «Ob jemand Tennis spielen kann oder nicht, ist eher eine Frage von Interesse. Aber Schwimmen ist eben eine Kulturtechnik und eröffnet dann auch Möglichkeiten im Alltag.»
Keine Übersicht über Anzahl der Bäder im Land
Doch ist der Zugang überall gegeben? Eine aktuelle Übersicht darüber, wie viele Schwimmbäder es in Rheinland-Pfalz gibt, hat das Innenministerium nicht. Denn Bäder liegen in der Hand der Kommunen.
«Es ist erstaunlich, dass wir nicht wissen, wie viele Bäder wir in Deutschland haben», sagt Thieme. «2000 gab es eine Erhebung und danach bis zum Projekt ,Bäderleben’ eigentlich nichts weiter.»
Daten zu "Bädersterben" fehlen
Beim Projekt „Bäderleben“ sammelt ein Team um Thieme Schwimm- und Bademöglichkeiten in Deutschland und trägt sie nach bestimmten Kriterien zusammen. Für Rheinland-Pfalz sind in der Datenbank 303 Schwimmbäder registriert – darunter etwa Hallenbäder, Freizeitbäder und Schulbäder. Hinzu kommen natürliche Badestellen und spezielle Bäder in Einrichtungen.
«Es gibt keine empirischen Belege für das Bädersterben», sagt Thieme. «Die Frage ist aber auch, ob die Anzahl der Bäder ein guter Indikator für eine gute Versorgung ist.» An vielen Orten, an denen ein Bad gebaut werde, seien dafür in der Vergangenheit Bäder geschlossen worden.
Wasserfläche ist ein guter Indikator
«Eigentlich geht es um die Wasserfläche: Also wie viel Wasserfläche steht der Bevölkerung, den Vereinen, dem Schulschwimmen zur Verfügung? Und wie ist diese Fläche im Land verteilt?», erklärt Thieme.
Das neue Moselbad in Koblenz ist ebenfalls ein Ersatz für ein abgerissenes Schwimmbad. «Das alte Stadtbad wurde in 2015 abgerissen», sagt Bell. «Ab 2016 hat man sich mit der Planung des neuen Hallenbads beschäftigt.»
Trend zur Grundversorgung
Es gibt nun sieben Becken – etwa ein Schwimmerbecken, ein Springerbecken, ein Kinderbecken und ein Außenbecken. Zudem finden in dem Bad sechs Saunen Platz: Bei bis zu 100 Grad Celsius können Gäste in der Finnischen Sauna schwitzen, 40 bis 50 Grad gibt es im Dampfbad.
Damit geht das Moselbad gegen den Trend, wie Thieme erklärt: «Ich beobachte, dass viele Kommunen sich auf Bäder der Grundversorgung konzentrieren. Die versuchen dann, ein kompaktes Bad für das Schulschwimmen, das Vereinsschwimmen und das bewegungsorientierte Familienschwimmen zu bauen.»
Die Koblenzer hätten da eine andere Philosophie, sagt er. «Weil sie der Auffassung sind, es gibt einen Markt im Saunabereich. Das klappt nicht an allen Standorten.» (dpa/hp)