Wasser

Öffentliche Wasserversorgung muss Vorrang vor anderen Nutzungen haben

Die Verbände BDEW, DVGW, DWA und VKU stellen ein gemeinsames Positionspapier zu Klimawandel und Kimaschutz vor. Darin wird auch ein Paradigmenwechsel bei städtebaulichen Planungen gefordert.
11.07.2023

Eine entscheidende Rolle für die Klimaresilienz spiele die Anpassung und wo nötig weitere Vernetzung der Infrastrukturen, heißt es in dem Positionspapier der vier Verbände (Symbolbild).

Der Klimawandel ebenso wie die Anforderungen an den Klimaschutz stellen die Wasserwirtschaft vor enorme Herausforderungen. Es gilt, Klimaneutralität zu erreichen und zugleich die Resilienz der Wasserver- und Abwasserentsorgung gegenüber dem fortschreitenden Klimawandel zu stärken. BDEW, DVGW und DWA und VKU zeigen nun mit einem neuen Positionspapier Lösungen und entsprechende Handlungsoptionen auf. 

„Die Wasserwirtschaft stellt sich aktiv den Anforderungen zunehmender Klimaneutralität und Klimaresilienz und unterstützt die Ziele der Bundesregierung. Sie ergreift heute bereits vielfältige Maßnahmen zur Senkung der Treibhausgasemissionen (THG)“, betonen die vier Verbände anlässlich der Vorstellung des gemeinsamen Positionspapiers.

In Zukunft werde die Branche ihren Beitrag zur Minderung dieser Emissionen weiter verstärken, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Zur Bewältigung der anstehenden Herausforderungen benötige die Wasserwirtschaft jedoch auch politische und gezielte finanzielle Unterstützung.

"Konsequente Anwendung des Vorsorge- und Verursacherprinzips"

In dem Positionspapier heißt es unter anderem: Die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung weisen einen verschwindend geringen Anteil (0,05 Prozent) des emissionsrelevanten Energieverbrauchs aller Produktionsbereiche in Deutschland auf. Dennoch verfolgten die Betreiberunternehmen intensiv konkrete Projekte zur Energieeinsparung, Energieeffizienz und Klimaneutralität.

So konnten seit 2010 bereits deutliche Reduktionen erzielt werden: In der Wasserwirtschaft konnte der emissionsrelevante Energieverbrauch von 1.210 im Jahr 2010 auf 1.013 Terajoule im Jahr 2020 gesenkt werden; in der Abwasserwirtschaft im gleichen Zeitraum von 6.453 auf 2.499 Terajoule. 

Entscheidend für eine wirksame Reduzierung der THG-Emissionen in der Wasserwirtschaft sei es, durch die konsequente Anwendung des Vorsorge- und Verursacherprinzips zukünftig stärker als bisher Verschmutzungen bereits an der Quelle zu vermeiden. Andernfalls machten aufwändige und energieintensive Verfahren in der Aufbereitung des Wassers beziehungsweise zur Klärung des Abwassers Investitionen in Energieeinsparungen zunichte.

Transparenz über das nutzbare Wasserdargebot

Die konsequente Anwendung dieses Prinzips gewinne auch angesichts der zunehmenden Relevanz der Quantität von Wasserressourcen immer mehr an Bedeutung. Je weniger Wasser zur Verfügung stehe, umso wichtiger sei der Schutz der Wasserressourcen vor Einträgen und damit die Sicherung der Qualität.

In Zeiten längerer und extremerer Trockenperioden müsse der öffentlichen Wasserversorgung Vorrang vor anderen Nutzungen und Bewirtschaftungsaspekten entsprechend der bestehenden Regelung im Wasserhaushaltsgesetz auch tatsächlich eingeräumt und damit die lebensnotwendige und im Hinblick auf Hygiene erforderliche Daseinsvorsorge der Bevölkerung sichergestellt werden. Wichtig sei darüber hinaus Transparenz über das nutzbare Wasserdargebot, die tatsächliche Entnahme aller Nutzer und die Emissionen in die Gewässer.

Mehr politische Unterstützung für überregionale Verbindung von Wasserversorgungssystemen

Eine entscheidende Rolle für die Klimaresilienz spiele die Anpassung und wo nötig weitere Vernetzung der Infrastrukturen, heißt es weiter. Bei wasserwirtschaftlichen Vorhaben seien behördliche Genehmigungsverfahren zu verkürzen beziehungsweise zu beschleunigen.

Darüber hinaus müsse die Herstellung notwendiger überregionaler Verbindungen von Wasserversorgungssystemen über Fernwasserleitungen politisch unterstützt und wirtschaftlich gefördert werden. Eine gute Risikovorsorge schließe unter anderem die Stärkung und den Aus- beziehungsweise Umbau der Wasserinfrastruktur ein. Bei städtebaulichen Planungen muss ein Paradigmenwechsel erfolgen: weg von der Wasserabführung hin zu lokaler Wasserhaltung und Versickerung. (hoe)